Landeshauptstadt: 2012 steht Potsdams neue Synagoge
Neubau wird als Landesbaumaßnahme realisiert / Land geht bei den Kosten in Vorleistung
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Potsdam bekommt bis zum Jahr 2012 seine neue Synagoge. Finanzminister Rainer Speer kündigte gestern überraschend an, dass das Projekt als Landesbaumaßnahme realisiert werden soll. Das Landeskabinett habe einen entsprechenden Vorschlag gebilligt, teilte die Staatskanzlei mit. Zugleich wurde bekannt, dass im laufenden Jahr 237500 Euro für Planungsleistungen zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt wird mit Baukosten in Höhe von fünf Millionen Euro gerechnet. Die Finanzierung werde ab 2010 aus dem Investitionsplan des Brandenburgischen Landesbetriebs für Liegenschaften und Bauen erfolgen – und damit zunächst aus Landesmitteln. Das Land geht damit in Vorleistung, denn Bau und Betrieb der Synagoge sollen letztlich doch durch Spenden und Eigenmittel des künftigen Trägers finanziert werden.
„Jüdisches Leben soll in Brandenburg wieder einen festen Ort erhalten“, sagte Speer. „Deshalb unterstützt die Landesregierung den Neubau der Synagoge.“ Zudem, habe das Land „ein hohes Interesse an der zügigen Entwicklung der Liegenschaft in unmittelbarer Nähe des neuen Landtages“. Zurzeit befindet sich im Bereich Schloßstraße 1 ein Plattenbau aus DDR-Zeiten. Wie Speer weiter erklärte, soll die Entwicklung der Liegenschaft zeitgleich mit der voraussichtlichen Fertigstellung des Landtages auf dem Alten Markt Ende 2012 abgeschlossen sein. „Dies ist für ein repräsentatives Erscheinungsbild des Landtagsumfeldes von wesentlicher Bedeutung.“
Das Land Brandenburg hatte sich bereits 2005 in einem Staatsvertrag mit der Jüdischen Gemeinde verpflichtet, diese bei der Errichtung einer Synagoge in Potsdam – es wäre die erste im Land Brandenburg – zu unterstützen. So hatte Speer die Absicht verkündet, eine 470 Quadratmeter große Teilfläche der landeseigenen Liegenschaft hinter dem Filmmuseum für den Synagogenneubau zur Verfügung zu stellen. Die Fläche soll seitens des Landes in die Stiftung eingebracht werden, deren Gründung derzeit vorbereitet wird. Wie es weiter hieß, könne die Entwicklung des Areals an der Schloßstraße 1 nur sinnvoll als Ganzes – einschließlich des Synagogenbaus – erfolgen. Deshalb betreibe das Land „derzeit die erforderlichen Planungen für die gesamte Liegenschaft“.
Der Vorstoß der Landesregierung löste gestern sowohl in der Jüdischen Gemeinde wie auch im Bauverein Neue Synagoge große Freude aus. Der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Michael Tkach, sagte: „Ein lang gehegter Wunsch geht nun in Erfüllung.“ Mit der Synagoge entstehe „die Basis für eine lebendige jüdische Kultur nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in Potsdam“. Der Neubau werde einen neuen Absatz in der Geschichte des jüdischen Lebens in Brandenburg schreiben, „zu der wir als Juden und als Bürger Potsdams lebhaft beitragen werden“, so Tkach. Horst Mentrup, Vorsitzender des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam e.V. betonte, dass die Landesregierung mit der Entscheidung, den Synagogenneubau zunächst vorzufinanzieren, „ein weiteres deutliches Signal für jüdisches Leben in Brandenburg setzt“. Dies werde auch die Einwerbung von Spenden erleichtern.
Die frühere Synagoge Potsdam am Platz der Einheit war in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Nationalsozialisten verwüstet, bei einem Bombenangriff im April 1945 schwer beschädigt und im August 1957 auf Beschluss des Rates der Stadt abgerissen worden. ERB
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