
© Andreas Klaer
Oldtimer-Rennen in Potsdam: 24 Runden durch die Berliner Vorstadt
Die „Garage du Pont“ lädt zum zweiten Oldtimer-Schaurennen ein. Anwohner fürchten um Sonntagsruhe
Stand:
Berliner Vorstadt - Für Fans historischer Rennwagen ist es ein einmaliges Erlebnis – für einige Anwohner dagegen ein wiederholtes Ärgernis: Ende August lädt Kai Desinger, der Chef des Restaurants „Garage du Pont“ unweit der Glienicker Brücke, zum zweiten Mal zur Oldtimer-Rallye „24 Tours du Pont“ ein. Rund 35 Rennwagen aus dem vergangenen Jahrhundert – der älteste von 1919, der jüngste von 1975 – werden zu dem Treffen erwartet, das am 29. und 30. August stattfindet. Als Stargäste haben sich die ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Jochen Mass und Karl Wendlinger angekündigt, Höhepunkt ist am Sonntag ab 12 Uhr ein auf sechs Stunden angelegtes Schaurennen mit den historischen Gefährten. Insgesamt 24 Runden – auf Französisch: 24 Tours – sollen die Oldtimer auf der 1,2 Kilometer langen Strecke von der Garage in der Berliner Straße durch die Menzelstraße und Schwanenallee wieder zurück drehen, Fahrerwechsel an der Garage inklusive. Besucher sind willkommen, der Eintritt kostenfrei.
Von einer hochkarätigen Veranstaltung mit „Ausstrahlung über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus“ spricht Organisator Desinger. Er ist nicht allein mit seinem Enthusiasmus: Als Schirmherr konnte er erneut Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gewinnen, auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lobte das Konzept im vergangenen Jahr als imagefördernd für die Stadt.
Einige Anwohner in der Berliner Straße und in der Schwanenallee sehen die Sache indes kritischer. Sie fühlen sich von den tourenden Oldtimern in ihrer Sonntagsruhe gestört und sprachen sich bei der Stadt gegen die erneute Genehmigung aus. „Die Bewohner haben dieses Wohnviertel gewählt, weil die Villen, die angrenzenden Seen und das Park-Areal gerade am Wochenende Ruhe und Erholung bieten sollen und nicht Autolärm“, heißt es unter anderem in dem Schreiben, das den PNN vorliegt. Die Anwohner verweisen auf lärmintensive Vorbereitungsarbeiten bereits in den Morgenstunden und aufheulende Motoren von Gästen des Restaurants, die auf Parkplatzsuche im Wohngebiet unterwegs sind. Von der Streckensperrung seien zudem die Zugänge zu einigen Anliegergrundstücken betroffen gewesen. Unverständlich sei auch, wieso die Veranstaltung am Rand des besonders geschützten Weltkulturerbes stattfinden müsse.
Eine Genehmigung der Neuauflage der „24 Tours“ seitens der Stadt stehe noch aus, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow dazu auf PNN-Anfrage. Mit der Entscheidung werde Ende der Woche gerechnet. Die Erfahrungen des Vorjahres und die Kritik von Anwohnern habe man aber ausgewertet und mit dem Organisator vorab entsprechende Auflagen verabredet. So sollten etwa Anwohner bei einem Bürgerabend informiert werden – das sei auch geschehen. Auch bei Fragen des Lärms in den Morgenstunden und der Zugänglichkeit der Grundstücke soll nachgebessert werden, sagte Brunzlow. Grundsätzlich könne eine Ausnahmegenehmigung für eine solche Veranstaltung aber erteilt werden, „wenn nichts dagegen spricht“, betonte der Stadtsprecher: „Es gibt keine Regelung, die Motorsport am Sonntag explizit verbietet.“
Organisator Desinger will das Treffen nicht als klassisches „Rennen“ verstanden wissen: „Da wird nicht auf Zeit gefahren, es gilt die Straßenverkehrsordnung“, betonte er gegenüber den PNN. Dass dabei auch die Motoren aufheulen, will er nicht abstreiten: „Das ist nun mal so.“ Es gehe darum, „seltene historische Fahrzeuge in Bewegung zu präsentieren, sie auch mal hören und riechen zu können“. Mit dem Bürgerabend im Juli habe man „alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Leute zu informieren und Bedenken einzubeziehen“. Kritische Anwohner seien zu dem Treffen leider nicht gekommen.
Deren Bedenken wolle man aber berücksichtigen: So soll es mehr Übergänge für Fußgänger geben. Außerdem werde die Rallye in zwei Halbzeiten aufgeteilt. Die Genehmigung vom Landesamt für Umwelt und Emissionsschutz liege bereits vor. Zwischen 5000 und 8000 Zuschauer erwartet Desinger an beiden „Tours“-Tagen. Am Klassikerhafen Kongsnaes werden dann auch historische Segel- und Motorboote anlegen. Den Termin für die Rallye am Sonntag verteidigt Desinger: Nur so sei die Veranstaltung attraktiv für Sponsoren, die mit ihren teilweise museumsreifen Autos von weither anreisen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: