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Landeshauptstadt: 28 Jahre Teilung haben Spuren hinterlassen

Kontrollen gibt es in Griebnitzsee nicht mehr: Keine Grenzer, keine Hunde, keine Mauer – keine Mauer?

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50 Jahre nach dem Bau der Mauer und fast 22 Jahre nach deren Fall sind in Potsdam längst nicht alle Spuren der zementierten deutschen Teilung verschwunden. Wo heute wie selbstverständlich am Bahnhof Griebnitzsee Studenten der Uni Potsdam in die S-Bahn steigen, zeugen noch immer alte Zaunpfosten, rostige Elektroschaltkästen, brüchige Fundamentreste und meterhohe Grenzlaternen von der Teilung Deutschlands. Unscheinbar und oft übersehen stehen sie im früheren Grenzgebiet. Täglich schlendern zahlreiche Menschen an den Relikten vorbei – meist ohne über ihre Vergangenheit zu wissen. Die Mauer ist weg, aber nicht verschwunden. Hier und an vielen anderen Orten der Stadt. Im Internet sind die Überbleibsel dokumentiert, mit zahlreichen Fotos und dem genauen Fundort.

Das Areal rund um den Bahnhof Griebnitzsee bietet dabei eine wahre Fundgrube: Der Bahnhof gehörte zu jenen 121 Kilometern Berliner Mauer, die das Land Brandenburg durchzog. Und zu jenen Orten in Potsdam, denen wegen des Transitverkehrs eine besondere Bedeutung im Rahmen der Grenzsicherung zukam. Zwischen 1961 und 1989 war der Bahnhof für den Nahverkehr gesperrt. Betonmauern umschlossen das Gelände, Reste davon sind auf der Nordseite noch erhalten, auch Laternen und Pfosten finden sich. Die früheren Unterkunfts- und Verwaltungsgebäude der ehemaligen Transportpolizei wurden hingegen 2008 beräumt.

Auf einer digitalen Landkarte haben die Studenten vom Lehrstuhl für Denkmalpflege der Technischen Universität Cottbus den gesamten Grenzverlauf der Berliner Mauer und damit auch in Potsdam erfasst. In der virtuellen Mauerwelt sind zahlreiche erhaltene Überreste zu finden. Es gibt Informationen und Fotos, die den Zustand der Grenze aus den Jahren 1988 und 1989 widerspiegeln. Grenzverlauf und -übergänge, Zäune, Kontrollpunkte, Stromkästen, Laternen und Streckentelefone, wie die am Eingang zum Babelsberger Park in der Karl-Marx-Straße, sind eingezeichnet.

Verfolgt man den Grenzverlauf in Richtung Osten, finden sich weitere Relikte: In der Spitzweggasse in Babelsberg steht noch immer die Truppenunterkunft für zwei Grenzkompanien und auf der Glienicker Brücke findet sich die frühere Grenzmarkierung – ein blasser weißer Strich.

Erlebbar wird die Grenze auch noch an der Bertinistraße: Die sogenannte Bertini-Enge war ein strategisch wichtiger Punkt im Grenzsystem. Die Schiffe verließen im Jungfernsee das Territorium der DDR und erreichten auf der Havel die Grenze zu Westberlin. Um eine Flucht zu verhindern, war an der Enge einst eine Wassersperre aus zwei Sperrkähnen installiert. Im Umfeld sind zahlreiche bauliche Zeugnisse erhalten, wie die Führungsstelle auf dem Gelände eines Ruderclubs. Ein Verwaltungsgebäude und ein Transformatorenhaus stehen ebenfalls noch, ebenso wie ein etwa 150 Meter langes Stück „Hinterlandsicherungsmauer“ – die die Stadt nun allerdings abreißen lassen will. Die einstige Truppenunterkunft für die Bootskompanie des Grenzregiments 44 Walter Junker ist heute eine sanierte Villa.

Weiter nördlich ragt das Meedehorn in Sacrow als Halbinsel in die Havel hinein. Im nahen Schloßpark zerschnitten zahlreiche Grenzanlagen die historische Parkstruktur. Für viele unbekannt: Auf dem Gelände wurden einst Wachhunde ausgebildet. Heute haben sich Kleingärtner angesiedelt. Den Mauerzaun nutzen sie, um ihre Gärten zu begrenzen. Einen Hinweis auf die Geschichte der Relikte findet sich hier, wie an den meisten der versteckten Grenzorte, nur selten. Weder zu den Gebäuden, noch zu den Resten der Mauer mit ihren Laternen, Pfosten und Zäunen, die in der Stadt die Zeit überlebt haben.

www.denkmallandschaft-berliner- mauer.de

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