Landeshauptstadt: 35 000 Euro pro Meter Stadtkanal
Ab November beginnt der zweite Abschnitt zur Rückgewinnung des Stadtkanals / Gesamtkonzept fehlt
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Innenstadt - Ab November wird ein weiteres Stück Stadtkanal ausgegraben. Insgesamt 412 Meter des vor vier Jahrzehnten zugeschütteten Kanals durch die Innenstadt sollen dann bis 2010 wieder beschiffbar sein, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern. Dafür übergab Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) der Stadt eine entsprechende Genehmigung. In den nächsten Monaten sollen der Stadtkanal in der Straße Am Kanal ausgegraben, die Arbeiten an der Kellertorbrücke begonnen und eine neue öffentliche Grünfläche mit Kinderspielplatz an der Kanalmündung nahe der Großen Fischerstraße entstehen. Insgesamt sechs Millionen Euro soll der bis zur Berliner Straße genehmigte Ausbau kosten – die Kosten für die Wiederherstellung des kompletten Stadtkanals durch die Innenstadt werden auf etwa 65 Millionen Euro beziffert. Das entspricht bei einer Länge von 1860 Metern etwa 35 000 Euro pro Meter Stadtkanal.
Jakobs betonte, neben dem Neubau des Brandenburger Landtags in den Umrissen des früheren Stadtschlosses gehöre der Stadtkanal zu den wichtigen Bauvorhaben, die Potsdam wieder in alter Schönheit erstrahlen lassen sollen. Seine „persönliche Sympathie für den Stadtkanal“ will Jakobs mit dem Kauf eines Geländerpfostens untermauern.
Für die Herstellung des nun beginnenden zweiten und dritten Bauabschnitts sollen keine Gelder aus dem städtischen Haushalt fließen, sagte Jakobs. Selbst die Kellertorbrücke, die auch für den Autoverkehr aufgebaut wird, erhalte keine finanzielle Unterstützung der Stadt. Wie Siegfried Benn vom Förderverein Stadtkanal gestern erklärte, würde für den Wiederaufbau der historischen Brücke noch eine halbe Million Euro fehlen. In den letzten beiden Jahren seien potenzielle Spender nicht angesprochen worden, weil die Zukunft des gesamten Projektes ungewiss gewesen sei.
Im Jahr 2000 habe der Verein die Vision gehabt, nach 16 Jahren den Stadtkanal komplett wiederhergestellt zu haben. Dies sei nicht mehr möglich, so Benn. Bis heute existiere kein abgeschlossenes Konzept, wie nach dem jetzt genehmigten Stück weitergebaut werden kann. Es gebe viele Varianten, aber noch keine Entscheidung, sagte Peter Mollen vom zuständigen Planungsbüro. Denn in der Straße Am Kanal, zwischen Berliner Straße und Yorckstraße, sei die Wiederherstellung schwierig umzusetzen, hieß es gestern. Die Straßenbahn und auch die Pfahlgründungen großer Häuser am Platz der Einheit würden den Ausbau zumindest erschweren. Jakobs kündigte an, dass wohl erst nach Ende des jetzigen Bauabschnitts im Jahr 2010 ein neues Planverfahren für weitere Bauabschnitte begonnen werde.
Bis dahin soll der Ausbau aus Spendengeldern und Fördermittel realisiert werden, obwohl Woidke erklärte: „Für die Förderung zur Dorfentwicklung ist Potsdam zu groß.“ Um eine Geruchsbelästigung durch das etwa 1,30 Meter tiefe Havelwasser auszuschließen, soll eine Pumpe für die Zirkulation im Stichkanal sorgen. Zudem würden Wehre gebaut, damit der Kanal abgeriegelt und bei Bedarf ausgepumpt werden kann, sagten die Planer. Der gestern in einer Karte von 1848 übergebene Baubescheid schließt den Erhalt zahlreicher alter Bäume sowie die Neuanlage der historischen Baum-Achse beiderseits des Kanals mit Spitzahorn, Platanen und Weiden ein.
Der Stadtkanal war ab 1722 nach holländischem Vorbild errichtet und 1965 zugeschüttet worden. Vor der Bundesgartenschau 2001 wurde das erste Teilstück des Kanals in der Yorckstraße wiederhergestellt – mit Hilfe von etwa drei Millionen Euro Fördergeldern.
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