Landeshauptstadt: 35-Tonnen-Stein für Hiroshima-Platz
Verein stellt Konzept für Gedenkstätte vor / Inschrift der Tafel strittig
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Babelsberg - Ein 35 Tonnen schwerer Steinblock aus Norwegen soll in Potsdam an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erinnern. Dies ist eine Idee aus dem Konzept für die Gestaltung des Hiroshima-Platzes vor der sogenannten Truman-Villa. Weitere Details des Vorhabens stellte Uwe Fröhlich (Grüne) vom Verein Hiroshima-Platz Potsdam e.V. am Donnerstagabend im Kulturausschuss vor. „Wir möchten die Gedenkstätte im Juli 2010 gern ambitioniert einweihen“, so Fröhlich.
Demnach sind am geplanten Gedenk-Ort zwischen Karl-Marx-Straße und Rudolf-Breitscheid-Straße drei Elemente integriert. Neben dem knapp neun Meter langen und rund ein Meter breiten Block aus Syenit sollen dort ein originaler Stein aus Hiroshima und eine Gedenktafel stehen. Das Projekt werde 40 000 bis 45 000 Euro kosten, sagte Fröhlich: „Wir wollen dafür aber kein Geld aus der öffentlichen Hand.“ Bis jetzt seien bereits 20 000 Euro gesammelt worden, so Fröhlich – deswegen würden weitere Sponsoren gesucht. Als Schirmherr fungiert Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).
Bei den zwei Atombombenabwürfen starben kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs mehr als 250 000 Menschen. Insofern reagierten die Stadtverordneten im Ausschuss wohlwollend auf die Gedenkpläne. Strittig ist einzig die Inschrift der Gedenktafel für die Bomben-Opfer. Im Ausschuss wurden besonders zwei Sätze der Gedenktafel kritisiert: „Am 25. Juli 1945 wurde auf Anweisung und mit Zustimmung aus Potsdam der militärische Befehl zum Abwurf der Atombomben erteilt“ und „Warum haben Wissenschaft und politische Macht so etwas zugelassen?“ Der Historiker Jochen Laufer vom Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) sagte, es sei nur ein „welthistorischer Zufall“, dass 1945 der damalige US-Präsident Harry S. Truman gerade bei der Potsdamer Konferenz weilte und deswegen der Abwurf wohl gerade von Babelsberg aus angeordnet wurde. „Die Entscheidung darüber ist schon vorher nach einem längeren Prozess gefallen“, so Laufer. Zugleich sei es nicht nur die Schuld von Wissenschaft und Politik, dass die Bombe zum Einsatz gekommen sei. Vielmehr hätten Japaner selbst nach der Kapitulation von Deutschland nicht erkennen lassen, die Kämpfe einstellen zu wollen. „Insofern war die Entscheidung sogar logisch“, so Hofer. Fröhlich sagte eine Überarbeitung des Textes zu. Sie soll im Herbst an die zuständige Gedenkstättenkommission übergeben werden. Zudem regte Fröhlich ein Symposium zum Thema an.
Ein weiterer Termin, um das Vorhaben in Potsdam noch bekannter zu machen, steht allerdings schon fest: Am 25. Juli, dem Jahrestag der Entscheidung zum Einsatz der Atombomben, organisiert der Hiroshima-Verein einen Lichterabend an der Anlegestelle am Griebnitzsee bei der Truman-Villa. Um 20 Uhr soll die Veranstaltung beginnen. Henri Kramer
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