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Wecken die Gier von kriminellen Tierhändlern: Seltene Schildkröten.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: 40 Papageien im Jackett

Illegaler Tierhandel im Blickpunkt der Ausstellung „Tatort Natur“ in der Biosphäre Potsdam

Stand:

Bornstedter Feld - Ein Pelzmantel aus Schneeleopardenfell ist das derzeit wohl teuerste Exponat in der Potsdamer Biosphäre. Sechs der streng geschützten asiatischen Raubkatzen, von denen es nur noch etwa 5000 Exemplare gibt, werden durch Wilderer für solch einen Mantel erlegt; der Preis kann bis zu 100 000 Euro erreichen. Das seltene Stück wird in der Ausstellung „Tatort Natur – biologische Vielfalt und Ausverkauf der Arten“ gezeigt, die gestern durch Prof. Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes, im BUGA-Volkspark eröffnet wurde.

Der Artenschutz ist erstrangiges Anliegen des prominenten Zoologen. Wie sehr der Fang geschützter Tiere und der illegale Handel mit ihnen die biologische Vielfalt schädigt, kann er an dutzenden Beispielen nachweisen. So ist der Spix Ara, ein in Brasilien lebender wunderschöner blauer Papageienvogel, allein durch diese kriminellen Aktivitäten in der freien Wildbahn ausgerottet worden, seine Existenz wird durch Zucht aufrecht erhalten. Für ein Paar werden sechsstellige Summen gezahlt. Ein einziges Schnurrhaar eines Tigers erlöst etwa 300 Euro, ganz zu schweigen von den zermahlenen Schädelknochen, die als Potenzmittel auf den Markt gebracht werden. Aus Elefantenzähnen werden Phallussymbole geschnitzt, die vor allem in Japan reißend Absatz finden. Auf dem Flughafen Schönefeld entstieg ein Mann der Maschine mit seltsam aufgeblähtem Jackett, in dem die Zöllner 40 winzige Kuba-Amazonen fanden. Auf der Karibikinsel für 1,50 Euro je Exemplar gekauft, hätten die Papageien beim Wiederverkauf etwa 18 000 Euro eingebracht. An diesen und anderen Beispielen wies Matthias Freude nach, dass der illegale Tiermarkt ebenso hohe Gewinne bringt wie Drogen- und Menschenhandel.

Auf PNN-Nachfrage erläuterte der Zoologe, dass von diesen Machenschaften nicht nur exotische Tiere betroffen sind. So blüht der Handel mit Vogeleiern, darunter von Großtrappen, für die teils horrende Preise verlangt werden. Plötzlich wurden auf dem Schwarzen Markt Smaragdeidechsen angeboten, deren osteuropäische Varietät (Lacerta viridis) nur noch in Brandenburg vorkommt. Ermittlungen ergaben, dass die in der Naturschutzstation Rhinluch gezüchtete und dann ausgewilderten Eidechsen von Wilderern weg gefangen worden waren. Natürlich gibt es daneben auch den legalen Handel mit geschützten Tieren. Sie werden von Tierhandlungen mit einem Zertifikat und Auflagen des Landesumweltamtes abgegeben. Diese Auflagen werden stichpunktartig kontrolliert.

Wie Geschäftsführer Eckhard Schaaf mitteilte, ist die Ausstellung „Tatort Natur“ bis 30. November in der Biossphäre zu sehen. Dazu werden Führungen, ein „Grünes Klassenzimmer“, ein Familienrätsel und ein buntes Herbstferienprogramm angeboten. E. Hoh

Weiteres im Internet unter.

www.biosphaere-potsdam.de

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