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Landeshauptstadt: 49 Liter Regen pro Quadratmeter

Das Unwetter am gestrigen Dienstag hatte Folgen: Eine Tram entgleiste und Straßen wurden überflutet. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz

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Die Sommerunwetter haben in Potsdam zu ersten größeren Schäden geführt. Unter anderem entgleiste am gestrigen Dienstagnachmittag eine Straßenbahn – zum Glück ging der Unfall glimpflich aus. Niemand wurde verletzt, es blieb bei Sachschaden, wie der ViP-Verkehrsbetrieb mitteilte.

Der Tatra-Zug der Linie 91 war vom Hauptbahnhof in Richtung Rehbrücke unterwegs, als er gegen 16.52 Uhr in der Heinrich-Mann-Allee aus den Schienen sprang. Laut ViP hatte Starkregen in Höhe der Friedhofsgasse Sand von den Ravensbergen in das Gleis gespült, der sich teilweise in den Rillen der Straßenbahnschienen absetzte. Die Ermittlungen, wie es genau zu dem Unfall kam, dauerten am Abend noch an.

Dadurch kam es zu erheblichen Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr: Die Straßenbahnlinien aus dem Potsdamer Norden, von der Glienicker Brücke und aus Babelsberg mussten am Platz der Einheit wenden. Die Linien aus dem Potsdamer Süden verkehrten nur zwischen Bahnhof Rehbrücke und der Marie-Juchacz-Straße. Zwischen Platz der Einheit und Waldstraße fuhr Schienenersatzverkehr. Der ViP schickte Spezialgerät, um die Tram wieder in die Gleise zu heben und die Strecke wieder befahrbar zu machen. Mit der Wiederaufnahme des Bahnverkehrs wurde gegen 21 Uhr gerechnet.

Es war nicht die einzige Folge des heftigen Unwetters. Erst am späten Abend konnten die Rettungskräfte wegen der Masse der Einsätze überhaupt eine erste Zwischenbilanz geben. Bis 19.15 Uhr seien die Kollegen in Potsdam zu 31 Einsätzen ausgerückt, berichtete ein Feuerwehrsprecher. Unter anderem habe eine größere Regenwasserleitung in der Leipziger Straße dem Druck der Wassermassen nicht mehr standgehalten und sei geplatzt. Ebenso habe ein Blitz einen Baum im Ortsteil Satzkorn gespalten. Weitere Einsätze habe es wegen vollgelaufener Keller und überfluteter Straßen gegeben. Die Regenmengen waren immens: Laut Angaben der Säkularstation auf dem Telegrafenberg habe sich innerhalb von zwölf Stunden eine Niederschlagsmenge von 49 Litern je Quadratmeter über der Stadt ergossen – so viel wie eine Mülltonne voller Wasser. Zum Vergleich: Im vergangenen Juli hatte es den gesamten Juli über rund 22 Liter pro Quadratmeter geregnet.

Unter anderem wurde am Dienstag auch einmal mehr die Zeppelinstraße in Höhe der Einfahrt zur Geschwister-Scholl-Straße überschwemmt. Das hatte eigentlich nicht mehr passieren sollen: Die zuständigen Stadtwerke hatten Ende vergangenen Jahres erklärt, im ersten Quartal 2014 seien Umbaumaßnahmen im Kanalnetz im dortigen Bereich geplant. Langfristig sollen weitere Speicherkapazitäten im Netz entstehen. Dafür könnten erste Baumaßnahmen bis 2018 realisiert werden, hieß es damals.

Die Potsdamer Feuerwehr-Leitstelle koordinierte auch weitere Einsätze im Land Brandenburg – unter anderem mussten Helfer zu einem Dachstuhlbrand in Nauen ausrücken, nachdem ein Blitz eingeschlagen war. Insgesamt habe es 16 weitere Einsätze im Havelland und elf in der Ostprignitz gegeben, sagte der Feuerwehrsprecher.

Das Unwetter war am Abend auch eines der Top-Themen im sozialen Netzwerk „Facebook“ – viele Potsdamer veröffentlichten Aufnahmen von den Regenfluten oder von Blitzen. Ebenso wurden mehrere Videos der überfluteten Zeppelinstraße hochgeladen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte seine Unwetterwarnung für die Landeshauptstadt kurz vor 15 Uhr herausgegeben und etwas später auch vor lebensgefährlichen Blitzschlägen gewarnt. Auch für den heutigen Mittwoch sagen die Meteorologen wieder Gewitter voraus. Allerdings bleibt es laut DWD mit Temperaturen von bis zu 26 Grad weiterhin warm. Erst am morgigen Donnerstag wird das Wetter ruhiger: Die Potsdamer erwartet ein heiterer Tag mit einzelnen Wolkenfeldern bei 24 Grad. Auch in der Folge soll es warm bleiben.

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