Landeshauptstadt: 576 Sorten
Obstatlas zur Alexandrowka vorgestellt: Stadt sucht noch Vermarkter für die historischen Obstsorten
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Alexandrowka - Vom Adams Apfel über Langtons Sondergleichen bis zur Zimtrenette, von der Birnensorte Alexander Lucas bis zur Witfelder, nicht zu vergessen verschiedene Kirschen, Quitten, Pflaumen oder Aprikosen: Insgesamt 576 historische Obstsorten wachsen derzeit wieder in der Russischen Kolonie Alexandrowka. In die Rekonstruktion der 1826/27 von Peter Joseph Lenné geschaffenen Obst-Anschauungsanlage, die heute der Stadt gehört und die seit 1999 Unesco-Weltkulturerbe ist, floss in den vergangenen 20 Jahren viel Forschungs- und Gartenarbeit. Jetzt hat die Landeshauptstadt einen „Obstatlas“ herausgegeben, der die Entwicklung der Anlage, vor allem aber die hier vertretenen Obstsorten mit Foto dokumentiert. Mit den beigefügten Bestandsplänen kann jeder Laie die verschiedenen Gehölze in der Alexandrowka identifizieren und sich zum Beispiel über Herkunft, Geschmack und Verwendung der Frucht informieren. Als „wunderbares Kompendium“ lobte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), selbst Alexandrowka-Bewohner, das Buch, das unter Federführung von Karl-Heinrich zur Mühlen, der die Rekonstruierung der Anlage maßgeblich vorantrieb, entstand.
Aber auch wenn die Stadt bei der Wiederherstellung der Alexandrowka gute Erfolge vermelden kann – laut Denkmalpflegechef Andreas Kalesse konnten von dem insgesamt rund 4,2 Kilometer umfassenden Wegenetz mittlerweile 3,8 Kilometer wieder mit historischen Obstgehölzen ergänzt und rekonstruiert werden, von ursprünglich 1311 Bäumen wurden 1060 wieder nachgepflanzt, 294 Bäume aus der ersten Pflanzung von 1826/27 stehen heute noch in der Kolonie – die Vermarktung des Obstes will nicht recht in die Gänge kommen: „Wir brauchen engagierte Händler“, betonte Kalesse.
Derzeit werden die Äpfel nur manchmal vermostet und dann innerhalb der Stadtverwaltung verkauft, sagte Herbert Claes, der als Leiter des Fachbereiches Grünflächen die Pflege der Alexandrowka verantwortet. Gespräche mit dem Öko-Anbauverband „Naturland“ seien ohne Ergebnis geblieben. Es habe auch schon Interessenten gegeben, die Cidre – leichten Schaumwein – aus den Äpfeln herstellen wollten, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs, der allein in seinem Garten jedes Jahr „zentnerweise“ Äpfel erntet. Für eine professionelle Ernte und anschließende Vermarktung fehlten der Stadt aber schlicht die Kapazitäten.
Und auch bei der Pflege der Anlage könnte es bald einen Engpass geben: Derzeit sind neben zwei festen Mitarbeitern aus dem Fachbereich Grünpflege sechs Helfer über das Projekt „Arbeit für Brandenburg“ in der Alexandrowka beschäftigt, erklärte Grünflächen-Chef Claes. Doch das Projekt läuft im März 2013 aus. Derzeit liefen Gespräche über eine mögliche Fortsetzung: „Wir hoffen, dass wir rechtzeitig eine Alternative finden“, sagte Claes. Jana Haase
„Obstatlas der Russischen Kolonie Alexandrowka in Potsdam“, 352 Seiten, kostet 24,80 Euro. Erhältlich in der Buchhandlung „Internationales Buch“ in der Ebertstraße/Ecke Brandenburger Straße, in der Russischen Teestube in der Alexandrowka, bei Foerster-Stauden, Am Raubfang 6, in Bornim und in der Natura-Buchhandlung in Kleinmachnow.
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