Landeshauptstadt: 60 Jahre „Eva Laube“
Am Sonntag Jubiläumsfest in Stubenrauchstraße
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Babelsberg/Schlaatz - Sechs junge, meist minderjährige Mütter finden mit ihren Babys in fünf Wohnungen einschließlich Betreuungsräumen eine Unterkunft – die der Kinder- und Jugendhilfeverbund „Eva Laube“ am Wiesenhof für sie angemietet hat. Dank der Betreuung durch den vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) getragenen Verbund können sie weiter die Schule besuchen oder ihre Ausbildung fortsetzen. Sie lernen, selbständig zu leben und eine stabile Mutter-Kind-Beziehung zu entwickeln.
Das ist nur eins der Angebote des Verbundes, der an sechs Standorten in Potsdam, dazu in Brandenburg (Havel), 71 Kinder und Jugendliche betreut. Am Sonntag wird im Stammhaus, Stubenrauchstraße 12 bis 14, das 60-jährige Bestehen gefeiert. Hier hatte die Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften 1950 ein Kinderheim eingerichtet. Anfangs wurden vor allem Kinder von im Ausland tätigen „Kadern“ und von DEFA-Filmschauspielern betreut. Nach der Übernahme durch die Stadt Potsdam im Jahr 1965 wurde das Haus ein allgemeines Kinderheim - mit beschränkter Besuchserlaubnis, denn mit dem Mauerbau 1961 war der Standort ins Grenzgebiet gerückt.
1981 erhielt die Einrichtung den Namen Eva Laube, einer kommunistischen Widerstandskämpferin, und trägt ihn heute noch. „Eva Laube stand stets für die Schwachen und Verfolgten ein“, begründet dies Helga Hübner. „Sie hat als Krankenschwester in Konzentrationslagern das Leben vieler Häftlinge gerettet. Auch nach 1945 hat sie sich in Potsdam aufopferungsvoll vor allem für Waisenkinder eingesetzt.“
Für das Jubiläumsfest hat sich Prominenz angesagt: die brandenburgische CDU-Chefin Saskia Ludwig, Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller und der EJF-Vorstandsvorsitzende Siegfried Dreusicke. Besonders freut sich Helga Hübner auf das Grußwort von Oskar-Preisträger Volker Schlöndorff. „Der Filmregisseur wohnt in unserer Nähe und erweist sich stets als guter Nachbar“, sagt Hübner. Das Musiktheater des EJF-Hortes „Sonnenland“, das Tanzstudio Erxleben, Trommlergruppen, die Jabuti-Band und Teakwondo mit Marco Weber bieten ein buntes Programm.
Mit den Ergebnissen des EJF braucht die Heimleiterin nicht hinter dem Berg zu halten. „Unser Hauptziel ist, die bei uns betreuten Kinder in ihre Familien zurückzuführen“ erläutert sie, „und da gibt es eine hohe Erfolgsrate.“ Zudem werden Kinder und Jugendliche auf unterschiedlichen Wegen für ein selbstbestimmtes, eigenständiges Leben vorbereitet. Das erlernt eine Gruppe vor allem auch beim „Trainingswohnen“, bei dem sie den Tagesablauf schon weitgehend selbst bestimmt. Intensivere Betreuung braucht die Wohngruppe mit therapeutischem Mehrbedarf für Heranwachsende mit oft seelisch bedingten Auffälligkeiten. In zwei anderen Wohngruppen leben Kinder wie in einer Familie mit je einer Erzieherin zusammen. Für Jugendliche ab 16 Jahren gibt es Plätze in betreuten Einzelwohnungen. Zudem läuft erfolgreich ein mit dem Jugendamt und der „Potsdamer Betreuungshilfe e.V.“ gestartetes Projekt, Jugendlichen bei familiären Krisen vorübergehend eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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