Landeshauptstadt: 60 Jahre Stehaufmännchen
Empfang zum Geburtstag von IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Egenter
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Empfang zum Geburtstag von IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Egenter Von Detlef Gottschling Zuerst die Eintragung ins Gästebuch, oder lieber ein Glas Sekt in der fast einhundert Meter langen Schlange der Gratulanten? Erst die Widmung – dann das Warten. „Du bist ja auch hier, das sieht ja aus, als wenn sich ganz Potsdam hier trifft.“ Das war gestern immer wieder zu hören im Haus der Industrie- und Handelskammer in der Breiten Straße, und dafür gab es einen Grund: Der Hauptgeschäftsführer Peter Egenter feierte gestern seinen Sechzigsten und war dazu nicht in den Urlaub auf eine Insel geflüchtet. So standen sie also alle erwartungsfroh in der Reihe, um ihm die Hand schütteln zu dürfen. Brandenburgs Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident Jörg Schönbohm machte den Anfang und musste offenbar auch gleich wieder weg. Wer blieb, das waren neben Hunderten Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns, Arbeitsminister Günter Baaske, Oberbürgermeister Jann Jakobs und Bildungsminister Steffen Reiche, der vom IHK-Präsidenten Victor Stimming als zur Zeit dienstältester Minister geoutet wurde. Deshalb war es an ihm, ans Rednerpult zu treten quasi als Laudator. Doch die Überraschung hatte Victor Stimming schon vorweg genommen: Peter Egenter erhielt gestern die höchste Auszeichnung der IHK Brandenburg – den neu kreierten „Kammerstern“. Nach 105-jähriger Kammertradition, so Stimming, sei es Zeit, den Orden zu haben und ihn auch Egenter an die Brust zu heften. Egenter, dem Sprecher der Wirtschaft, dem „alten Hasen, der schneller ankommt, weil er die besseren Wege kennt“. Denn es gäbe sie, die Erfolgsstorys im Märkischen, wenn auch eher die Pleiten ins Licht der Presse geräten. Doch die Erfolge, die könne sich auch Peter Egenter zu Gute schreiben. Steffen Reiche holte weiter aus, denn Victor Stimming gestand ein, dass er den Jubilar erst seit 1990 kenne. Davor, so Brandenburgs Bildungsminister, habe Egenter alles dafür getan, richtiger Potsdamer zu sein: Er habe sowohl die Zerstörung der Stadt erlebt, ist er doch 1944 geboren, aber auch den Wiederaufbau. Dabei habe er mit der Großmutter, Mutter und Schwester hier und dem Vater im Westen, von Anfang an gelernt, die Unterschiede zwischen Ost und West zu begreifen. Doch Egenter habe sich stets als Stehaufmännchen bewiesen. Das so genannte normale Leben habe ihn nie ausgefüllt. Mit elf Jahren habe er sein erstes Detektor-Radio gebaut, mit dem er Sender von beiden Seiten der Mauer hören konnte, später begann des Sammeln von Rundfunkgeräten, der erste Verstärker für eine Diskothek in Potsdam wurde von ihm zusammen gelötet. Nie zufrieden gegeben habe sich Egenter mit kritikwürdigen Zuständen, und damit sei er auch angeeckt: So im Geräte- und Reglerwerk Teltow (GRW), wo der Ökonom mit Hochschulabschluss Hauptabteilungsleiter für Materialbeschaffung sein sollte. Schon der Begriff zu damaliger Zeit deutete auf Ärger hin – so hielt es Egenter nicht einmal ein Jahr im GRW. Als Chef des Bezirksneuererzentrums des Bezirkes Potsdam versuchte er dann von 1984 bis 1990 jungen Leuten den Start ins Berufsleben zu ebnen – das macht er heute noch, nur auf viel viel höherem Niveau.
Detlef Gottschling
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