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Landeshauptstadt: 6000 Schüler im Prinzenkostüm

Im Projekt „Ein Tag in Potsdam“ wird Preußens Geschichte nacherlebbar

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Sechs Uhr in der Frühe wurde Kronprinz Friedrich aus den Federn gescheucht. Dann stand ihm ein langer Lern- und Übungstag bevor, der erst 17 Uhr endete. Der Soldatenkönig begleitete als Vater die Erziehung seines Nachfolgers mit äußerster Strenge, Prügel nicht ausgeschlossen.

Den Alltag eines Königskindes können in diesem und im nächsten Schuljahr 6000 brandenburgische Schüler, die dazu selbst in ein Prinzenkostüm schlüpfen, im Neuen Palais nachvollziehen. Der Besuch im Gästeschloss Friedrichs des Großen ist Bestandteil des Projektes „Ein Tag in Potsdam – Geschichte erleben“, das vom Haus der Brandenburgisch-Preußischen-Geschichte (HBPG) gemeinsam mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) auf den Weg gebracht wurde. Gestern wurde es durch die Minister Johanna Wanka (Kultur) und Holger Rupprecht (Bildung) sowie den Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Friedrich Wilhelm von Rauch, im HPBG vorgestellt und von zwei Klassen des Strausberger Fontane-Gymnasiums erprobt. Die Sparkassenstiftung und die beiden Ministerien haben durch finanzielle Förderung das Projekt ermöglicht.

„Junge Menschen brauchen Flügel, und sie brauchen Wurzeln“, fand von Rauch ein stimmiges Bild. „Für die Festigung der Wurzeln bleibt noch viel zu tun.“ Die Geschichte Preußens an authentischen Orten „komplex, anschaulich und anfassbar“ zu vermitteln, könne viel zur Ausprägung einen Heimatgefühls beitragen, das der Abwanderung der jungen Generation aus Brandenburg entgegenwirkt. Darin liegt der tiefere Sinn des Projekts, das durch die beiden Macherinnen Ulrike Strube (HBPG) und Petra Wesch (SPSG) erläutert wurde.

Die Schüler werden klassenweise mit dem Bus nach Potsdam gebracht. Im HBPG erhalten sie einen Überblick über die Landesgeschichte und begeben sich dann zu Fuß auf eine Stadtrallye durch Potsdam. Zu Mittag gibt es ein altpreußisches Essen im Kutschstall, wofür die Domäne Dahlem sorgt. Den Abschluss des vier- bis fünfstündigen Erlebnistages bildet dann der Besuch im Neuen Palais. Mit Rucksack, Kompass, Fotoapparat und Arbeitsheften ausgerüstet, sammeln die Schüler Material, das Grundlage für Schulprojekte wie Videofilme, Fotoserien, Literaturwettbewerbe oder auch ein preußisches Hoffest bilden kann. Die besten Arbeiten sollen ausgezeichnet werden.

Das Echo auf das Angebot ist erstaunlich. Bis Jahresende sind die Erlebnistage ausgebucht, auch für das zweite Schulhalbjahr gibt es nur noch wenige freie Termine. Das Projekt wird aber nach den Großen Ferien fortgesetzt – für eine Verlängerung auf 2008 stehen die Zeichen günstig. Außerdem kündigte HBPG-Direktor Gert Streidt an, dass es angesichts der starken Nachfrage künftig auch Potsdamer Schulen zur Verfügung steht. Nähere Auskünfte erteilt das Projektbüro, das unter Tel. 0331/62085-50 oder busprojekt@hpbg.de erreichbar ist.

Erhart Hohenstein

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