
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: 786 freie Arbeitsstellen
Vorsprechen bei 87 potenziellen Arbeitgebern: Wie zwei Potsdamer auf der Jobinale unterwegs waren
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Zwei erwartungsfrohe Gesichter, zwei arbeitswillige Köpfe, zwei Paar wachsame Augen, zwei Männer auf der Suche. Marcel Mainka und Marco Liesecke besuchten am Mittwochnachmittag gemeinsam die Potsdamer Ausbildungs- und Jobmesse, die sogenannte Jobinale, in der Schiffbauergasse. Zum zehnten Mal stellten 87 Einrichtungen regionale Ausbildungs- und Arbeitsplätze für jedes Alter vor. Eröffnet wurde die Messe im Beisein von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), dem Landrat Wolfgang Blasig (SPD), der Oberbürgermeisterin der Stadt Brandenburg, Dietlind Tiemann (CDU), und der Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur, Edelgard Woythe.
Sowohl in der Schinkelhalle als auch in der Waschhaus Arena präsentierten sich verschiedene Unternehmen aus der Region. Rund 7000 Besucher zählten die Veranstalter im Laufe des Tages.
Mainka und Liesecke haben ihre Ausbildung bereits abgeschlossen und waren nun auf der Suche nach Arbeitsplätzen. „Ich bin sehr gespannt auf die Angebote hier“, sagte Marcel Mainka. „Vieles nimmt man ja sonst gar nicht wahr und hier hat man alles auf einem Fleck.“
Der 30-Jährige hat erst eine Lehre als Kaufmann im Einzelhandel absolviert und dann noch ein Studium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) rangehängt. Danach hat er in verschiedenen Firmen, unter anderem als Dispatcher, gearbeitet, was ihn aber noch nicht richtig ausgefüllt hat, wie er erzählt. „Ich erhoffe mir hier eine Stelle zu finden, die mich richtig fordert“, sagt er. „Ich möchte Aufstiegschancen haben und mich nicht nur von Tag zu Tag hangeln.“
Deswegen winkt er gleich ab, als ihm am Stand des Unternehmens „runtime“ ein Stellenangebot als Kundenberater unterbreitet wird: „Das habe ich schon gemacht, da war ich völlig unterfordert“, sagt Mainka. Ihm schwebe mehr eine Stelle als Teamassistent vor. Dahingehend sehe es zwar gerade schlecht aus, aber er solle doch einfach mal eine Initiativbewerbung schicken, sagt man ihm an dem Stand.
Dann ein Lichtblick: Am Stand von TimePartner wird er sofort freundlich angesprochen. „Wir suchen immer neue Leute“, erklärt ihm Nancy Kämmerer: „Wir haben eine gute Übernahmequote, bei uns funktioniert Zeitarbeit tatsächlich als Sprungbrett.“ Doch Mainka ist unsicher. „Eigentlich möchte ich nicht mehr in Zeitartbeiterunternehmen arbeiten“, sagt er. „Das habe ich alles schon durch.“
Ein Ziel, das auch Marco Liesecke ansteuert. Der 29-Jährige kommt aus einer ganz anderen Branche: Er ist gelernter Flachglasmechaniker, hat aber wegen des hohen Stellenmangels noch eine Fortbildung im Bereich Lager und Logistik absolviert. Gleich an einem der ersten Stände wird es interessant für ihn: Piening Personal bietet eine Stelle als Lagerist an. Allerdings ist hier hohe Flexibilität gefragt. „Potsdam ist kein guter Logistikstandort“, erklärt Tibor Mitzlaff, Niederlassungsleiter. „Von daher muss man bereit sein, auch viel im Umland unterwegs zu sein.“ Für Liesecke kein Problem: „Bis zu eineinhalb Stunden Fahrzeit sind vollkommen in Ordnung“, sagt er. „Darauf muss man sich heute einfach einstellen.“ Bei der Berliner Personaldienstleistungsgesellschaft wird ihm sogar gleich ein konkretes Angebot gemacht. „Wenn Sie als Lagerarbeiter arbeiten wollen, kommen Sie morgen um zehn Uhr mit Ihren Bewerbungsunterlagen bei uns vorbei, dann können Sie übermorgen anfangen.“ Liesecke bleibt allerdings skeptisch: „Besonders kommunikativ waren die ja nicht gerade an dem Stand“, sagt er. „Knallen einem da so ein Angebot hin, aber die restlichen Infos muss man ihnen aus der Nase ziehen.“ Ganz begeistert ist er hingegen von dem Stand von Getränke Essmann. „Die haben sich richtig gut gekümmert und mir alle Bereiche ausführlich erklärt“, sagt er. „Da werde ich auf jeden Fall eine Bewerbung hinschreiben.“ Am Stand von Linther Glas gibt es sogar noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass er eine Stelle als Flachglasmechaniker findet. „Eigentlich suchen wir eher Auszubildene“, erklärt Claudia Thiele von der Verkaufsleitung. „Aber wir versuchen natürlich auch immer, Stellen zu vermitteln.“
Richtig zufrieden ist Marco Liesecke am Ende trotzdem nicht. „Ich hatte eigentlich gehofft, etwas wirklich Konkretes zu finden, aber es läuft eher auf Initiativbewerbungen hinaus.“ Mainka nickt zustimmend, räumt aber auch ein, dass es in anderen Branchen viel besser aussehe. „Ich habe für meine Freundin nach Stellen als Sozialpädagogin gesucht und eine Menge gefunden.“
Insgesamt werden in Potsdam momentan 786 Arbeitstellen angeboten. Auch an Ausbildungsplatzangeboten mangelte es auf der Messe nicht, auch wenn das für die beiden Suchenden nicht relevant war. Der Besuch habe sich trotzdem gelohnt. „Es war auf jeden Fall sehr interessant und spannend“, sagt Mainka.
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