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Landeshauptstadt: 81 Tage Haft in Potsdam

Besondere Exponate der neuen Ausstellung in der Gedenkstätte Leistikowstraße vorgestellt

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Am Mittwoch wird die Dauerausstellung in der Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis in der Leistikowstraße 1 eröffnet. Die „Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten“ ist Träger der Gedenkstätte und hat für die Schau umfangreiche Forschung betrieben. In einer fünfteiligen Serie stellen die PNN in Kooperation mit der Stiftung fünf Ausstellungsstücke und ihre Geschichte vor.

DER HÄFTLING Rudi Richter ist einer von 50 ehemaligen Häftlingen, deren Schicksal in der Ausstellung thematisiert wird. Richter saß 81 Tage in einer Einzelzelle im Keller. Er ritzte seinen Namen und Wohnort in die Wand, um ein Lebenszeichen zu hinterlassen. 1952 wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil er zur Widerstandsgruppe „Albatros“ gehörte.

Rudi Richter wurde von Günther Domschke für die Widerstandsgruppe gewonnen. Sie gehörte zur Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Die 1948 in West-Berlin gegründete antikommunistische Organisation arbeitete zunächst als Suchdienst für von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftete Bürger. Zunehmend wurde sie nachrichtendienstlich tätig und verübte Sabotageakte in der DDR. Sie stand unter Kontrolle der amerikanischen Geheimdienste CIC, später der CIA. Die sowjetische Spionageabwehr verfolgte die Gruppe „Albatros“. Die Leiter der Gruppe, Fritz Riebling und Günther Domschke, wurden zum Tode verurteilt und am 29.7.1952 in Moskau erschossen. Rudi Richter, Erich Keil und Rudolf Uhing erhielten lange Haftstrafen.

Aus Potsdam wurde Rudi Richter in den sowjetischen Gulag überstellt. Er musste in Lagern um Taischet am Bau der transsibirischen Eisenbahn mitarbeiten. Nach Aufhebung des Schreibverbots wartete er auf ein erstes Lebenszeichen seiner Familie. 1955 kehrte Rudi Richter nach Hause zurück. Im April 1956 floh er mit seiner Familie nach West-Berlin, weil sich das Ministerium für Staatssicherheit erneut für ihn interessierte. Zu den ersten Stationen in der Bundesrepublik gehörte das Lager Aurich.

In einer Medienstation berichtet Rudi Richter Besuchern von den Umständen seiner Verhaftung und von der Ankunft im Gefängnis Leistikowstraße: „Ich hab bei der Bahn gearbeitet und beim Frühstücken kommt ein Agent vom Staatssicherheitsdienst und der hat gesagt, kommen Sie mal mit raus, wir haben ein paar Fragen. Und wie ich mit rausgegangen bin, standen dort schon zwei Russen. Rein ins Auto. () Dann haben sie mich nach Potsdam geschafft. Ich hab noch nie jemanden gehört vorher in meiner Freiheit, dass da jemals einer wieder zurückgekommen ist. Bis jetzt verschwanden sie immer alle und keiner wusste wohin. Und keiner wusste, was ist mit denen geschehen. Und so ging mir das jetzt selbst.“

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