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Von Kay Grimmer: Aal statt Krebs zum Erntedank

Gastronom Gottfried Specker organisiert fast eine Geburtstagsparty für das Landhaus und Kabel 1 ist dabei

Stand:

Die Bohlen des Stegs sind glitschig vom leichten Regen, das Boot schwankt. Doch der Caputher Fischer Joachim Lechler steht wie ein Fels in der Brandung und hält einen fast armlangen Zander in die Höhe. Meisterkoch Steffen Johst wirft einen prüfenden Blick auf den Fisch. „Und danke.“ Das kleine Rotlicht der Kamera erlischt, Fischer und Koch begutachten indes weiter den frischen Fang vom Vormittag.

Johst, im September von einer Jury zum Brandenburger Meisterkoch gekürt, und Geschäftspartner des Potsdamer Spitzengastronomen Gottfried Specker wird Fernsehstar. Der Münchener Sender Kabel 1 wirft für sein Magazin „Abenteuer Alltag“ einen Blick in die Vorbereitung des Erntedankfestes, zu dem Speckers Landhaus am Sonntag einlädt. Es wird fast eine Geburtstagsfeier. Im November 2007 zog es Specker vom Neuen Markt in die Jägerallee, schräg gegenüber der Garde-Ulanen-Kaserne. „Ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Standort“, sagt er nun nach knapp zwölf Monaten. Die Bauarbeiten in Potsdams Mitte hätten am Ende immer mehr Gäste am Kommen gehindert. In der Jägerallee 13 hätte sich schnell ein „gutes bürgerliches Publikum“ gefunden, dass die regionale und saisonale Küche zu schätzen wisse. Mit dem Erntedankfest am morgigen Sonntag ab 11 Uhr wollen Specker sowie sein Geschäftspartner und Schwiegersohn neue Besucher, vor allem aus der Potsdamer Nachbarschaft locken – „mit Speisen zum Selbstkostenpreis“. Brandenburger Apfelsaft, süße Desserts aus der Region und Kurzweil für Klein und Groß an verschiedenen Ständen und einem Kettenkarussell sollen das Familienfest in dem 300 Gäste fassenden Restaurant bereichern.

Dafür – und weil Kabel 1 Bilder benötigt – gehen Koch und Gastronom zuvor zu ihren Produzenten vor Ort. Überhaupt setzen beide auf die Qualität regionaler Produzenten aus dem Potsdamer Umland. Gestern vormittag besuchten sie ihren Rinderlieferanten im Michendorfer Ortsteil Stücken. Von dort kommen rund 120 Kilogramm Stückener Ochsen, die am Sonntag „vom Spieß“ genossen werden können. Nun der Besuch bei Fischer Lechler in Caputh. „Diese Besuche dienen nicht nur der Kontrolle, vielmehr wollen wir gemeinsam überlegen, wie die Produkte womöglich noch besser werden könnten“, begründet es Koch Johst. Bei den Caputher Havelzandern sei das im Grunde aber kaum nötig. „Daran kann man nichts verbessern. Und wenn er so frisch ist wie jetzt, muss auch nichts kontrolliert werden.“ Dann, sagt Johst, werde nur das Gewicht geprüft.

Joachim Lechler, der seit Kindestagen Fische aus der Havel fängt, ist für Speckers Erntedankfest am frühen Freitagmorgen um 7 Uhr auf den Fluss gefahren, um die Netze einzuholen. „Neben viel Weißfisch waren auch rund 30 Kilo Zander drin. In den Netzen, die er hinter seinem Boot herzog sammelten sich derweil die Aale – ebenfalls für das Fest. „Eigentlich wollten wir Flusskrebse anbieten, aber die Saison ist schon vorbei, wie wir erfahren mussten“, sagt Gottfried Specker. Der Alternativ-Vorschlag des Fischers: geräucherter Aal. Heute morgen werden die schlangenförmigen Fische mariniert und gesalzen und am morgigen Sonntag in der Frühe geräuchert, ehe sie in Speckers Restaurant feil geboten werden. „Dazu - ganz traditionell – wird es Spreewälder Kraut geben und außergewöhnliches Brot des Potsdamer Traditionsbäckers Braune“

Wenn diese und andere regionale Gerichte am morgigen Sonntag in Gottfried Speckers Restaurant angeboten werden, wird der Namenspatron gespannt auf den Zuspruch der Besucher sein: „Denn eigentlich sehe ich das Erntedankfest als Test.“ Im kommenden Jahr, erklärt Specker seine Idee, will er, wenn das Erntedankfest gut angenommen wurde, einen rund zehntägigen Weihnachtsmarkt durchführen. Bis dahin dürfte auch der Beitrag über Speckers Herbstfest auf Kabel 1 gesendet worden sein. Wann genau die Bilder vom Spitzengastronom und seiner „Fast-Geburtstagsparty“ über den Schirm flimmern, weiß von der Crew niemand.

Doch noch sind nicht alle Einstellungen im Kasten. Schließlich darf das Fest-Ergebnis am Sonntag nicht fehlen. Für Meisterkoch Johst und den Rest des Teams um Gottfried Specker heißt das Stress. „Ich werde sicherlich am Sonntag ab 6 Uhr in Aktion sein“, so Gottfried Specker, Koch Johst, spätestens ab 9 Uhr die Küche vorbereiten. Das kleine Rotlicht an der Kamera dürfte noch einige Male aufleuchten, ehe es für Johsts und Speckers Fernsehkarriere endgültig heißt „Und danke“.

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