ATLAS: Ab ins Kröpfchen?
Guido Berg über die Debatte um den Theologen Johannes Lepsius
Stand:
Es wird das Verdienst der Linksfraktion im Bundestag bleiben, Aspekte in der Persönlichkeit des Potsdamer Theologen Johannes Lepsius mit ihrer Anfrage einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gegeben zu haben. Zur Aufklärung gehört, auch die Aufklärer ins Licht der Erkenntnis zu rücken. Die Gefahr einer Idealisierung von Personen der Geschichte ist groß – siehe zuletzt die Debatte um Hedwig Bollhagen. Auch Lepsius war „ein Kind seiner Zeit“; es wird nicht schwer fallen, Notate von Lepsius zu finden, die sich auf der Goldwaage der heutigen Political Correctness äußerst pfundig ausnehmen und erschrecken können. Eine historisch adäquate Einordnung auf Basis einer allseitigen Betrachtung ist also nötig – hat aber in den letzten Jahren unter Wissenschaftlern auch schon begonnen. Wie sich jeder im Internet überzeugen kann, wird die Frage der manipulierten Dokumentation, die Lepsius 1919 herausgab, vielfältig debattiert. Da bleibt die Fraktion der Linken im Tenor ihrer Anfrage hinter dem erreichten Kenntnisstand zurück. Absolut ärgerlich ist, wie schnell die Linke verbale Totschläger wie „Antisemit“, „Manipulierer“ oder „Antidemokrat“ zur Hand hat. Dieses schnelle Einordnen nach der Devise „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ ist eine Kinderkrankheit der Linken, die wohl nie verheilt – leider.
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