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Sport: Abgesang aufs Finale

Potsdams Volleyballerinnen gewannen Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“. Ein letzter Triumph?

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Sie sind gerade mal 17 Jahre alt und haben ihren ersten nationalen Titel errungen. Am vergangenen Freitag gewannen die Volleyballerinnen der Sportschule Potsdam das Finale im Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“.

Gut möglich, dass der Potsdamer Volleyball-Nachwuchs der letzte war, der ein Bundesfinale gewonnen hat. Denn dem weltweit größten Schülerwettbewerb droht das Aus. Der Bund plant, in diesem Jahr die finanziellen Mittel um 350 000 Euro zu halbieren und im kommenden Jahr komplett zu streichen. Die Folgen wären für Karl Weinmann, Geschäftsführer der Deutschen Schulsport-Stiftung, katastrophal: „Das wird zu einer Resignation in den einzelnen Bundesländern führen“, befürchtet er. Auch der Wettbewerb „Jugend trainiert für Paralympics“ wäre von dem Einschnitt betroffen.

Den bundesweiten Schüler-Wettbewerb gibt es seit 1969. Seitdem haben mehr als 22 Millionen Kinder und Jugendliche daran teilgenommen. „Die Teilnehmerzahlen sind konstant, trotz sinkender Schülerzahlen“, sagt Weinmann. Jährlich wetteifern in ganz Deutschland 800 000 Schüler zuerst in ihren Städten, dann in den Landkreisen und schließlich im Landesfinale um die Tickets zum großen Showdown in Berlin. In den Wintersportarten findet das diesjährige Finale in Schonach im Schwarzwald statt. In 17 olympischen Sportarten ermitteln die Schüler ihre Besten. Viele späteren Weltmeister und Olympiasieger hatten ihren ersten großen Erfolg im Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ – Franziska van Almsick, Boris Becker, Biathlet Michael Greis, Heike Henkel oder die Ruderin Kathrin Rutschow-Stomporowski.

In Brandenburg starten dem Bildungs- und Sportministerium zufolge jährlich 4 600 Schulteams mit 46 000 Schülern in den Wettbewerb. Neben den Potsdamer Volleyballerinnen gewannen die Handballerinnen aus Frankfurt/Oder am vergangenen Freitag des Bundesfinale, die Handball-Jungs aus Cottbus wurden Zweite. Besonders freute Ministerin Martina Münch, dass bereits zum zweiten Mal Brandenburger Schüler mit Behinderung im Goalball, Rollstuhlbasketball und Tischtennis im Bundesfinale waren. Umso mehr kritisiert sie die angekündigte Streichung der Bundesmittel. „Das ist das falsche Signal bei der Förderung von Nachwuchsathleten im Leistungssport“, sagt Münch. Gleichzeitig betonte sie, dass das Land in der Verantwortung für das Landesfinale für den Schülerwettbewerb bleibe, der bislang in der Mark von der Landes-Investitionsbank unterstützt wird.

Schulsport-Stifungs-Geschäftsführer Weinmann sieht durch die geplante Mittelkürzung sowie -streichung die Motivation an Schulen gefährdet. Mit dem Wettbewerb würde Sportlehrern ein Argument genommen, dass sich Anstrengungen und Leistungen lohnen und Schüler für Wettkämpfe zu begeistern sind. „Das Bundesfinale war immer ein großer Anreiz im Schulsport", sagt Weinmann. Neben den sportlichen Attributen gehe es auch um Werte wie Fairness, Verantwortung und Teamgeist. „Auch dafür fällt das Instrument weg“, mahnt Weinmann.

Als zuständiges Fachgremium hat der Sportausschuss des Bundestages zugestimmt, die Mittel zu reduzieren und im kommenden Jahr zu streichen. Nicht ohne Protest: „Das ist nicht nur skandalös, sondern auch schäbig“, sagt Özcan Mutlu. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete vermutet hinter der Rotstift-Aktion eine Retourkutsche des Bundes für die bislang mangelnde Beteiligung der Länder bei der Finanzierung der Nationalen Anti-Dopingkommission Nada. „Doch für diesen Streit können nicht junge Sportler instrumentalisert werden“, sagte Mutlu gegenüber den PNN. Ein Antrag der Grünen und der Linken, den Zuschuss nicht zu kürzen, fiel im Sportausschuss durch. Dessen Vorsitzende Dagmar Freitag halte es aber für überzogen, jetzt vom Aus des Schulsport-Wettbewerbs zu sprechen, so die SPD-Politikerin. Es scheint derzeit allerdings völlig offen, wie das verhindert werden soll.

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