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Treffpunkt Fahrland. Das Team um Thomas Liebe (2.v.r.) vor dem Klubhaus im Potsdamer Ortsteil. Dorthin kommen täglich zahlreiche Jugendliche.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Abhängen am Kaiserplatz

Fahrlands Jugendklub feierte 20-jähriges Bestehen. Treffpunkt Fahrland e.V. ist zum Sozialträger gewachsen

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Fahrland - Eine Gruppe junger Männer nähert sich dem Jugendhaus am Fahrländer Kaiserplatz. „Ich würd’ dich immer noch heiraten“, ruft einer von ihnen plötzlich herüber. Alexandra Hahne, eine schlanke, junge Frau mit einem geflochtenen Haarkranz und langem schwarzen Kleid lächelt. Hahne sitzt auf der Rundbank, die rings um die Fahrländer Kaisereiche gezimmert ist – dem Nachfolgebaum des vor Jahren gefällten stattlichen Vorgängerexemplars. Während drinnen auf dem Gelände des Jugendklubs gerade die Party zum 20-jährigen Bestehen der Einrichtung steigt, erzählt die junge Frau sanft und zugleich begeistert von ihrer Tätigkeit als Sozialarbeiterin im Jugendhaus: Schlagzeug, E-Gitarre, Kochen, Kraftraum – mit Hahne kann man leicht eintauchen in die Welt der Jugendlichen, die sich hier täglich im Klubhaus versammeln. Und die Hahne ganz offensichtlich sehr verehren.

Auf der Feier am Samstag, mit der nicht nur das Jubiläum des Jugendhauses, sondern zugleich das 20-jährige Bestehen des Trägervereins gefeiert wurde, erinnerte Vereinschef Claus Wartenberg an den Aufbruch vor 20 Jahren. Wartenberg, Anfang der 1990er Jahre Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde Fahrland, berichtete davon, wie zunächst nach einem Standort für den Jugendklub gesucht wurde. Die Jugendlichen hätten sich damals wohl eher die Ketziner Straße 53 – einen der kurz zuvor freigewordenen Schulstandorte – für den Jugendklub gewünscht. Doch als man die jungen Leute gefragt habe, was sie eigentlich für Räume benötigen, da hätten sie gesagt: „Einen Raum zum Abhängen und einen Raum zum Schrauben.“ So sei schnell klar geworden, dass der Standort in der Ketziner Straße mit seinem großen Saal inklusive Bühne und mehreren Nebenräumen zu groß gewesen wäre. Schließlich habe man sich auf einen anderen ehemaligen Schulstandort verständigt, das Gelände am Kaiserplatz, wo der Jugendklub noch immer beheimatet ist.

Den Jugendlichen bietet das Klubgelände heute jede Menge Zerstreuung: Tischtennisplatte, Kicker, Computerzimmer, auch eine Theke sowie einen Kraftraum. Seit zwei Jahren leitet die Sozialpädagogin Hahne den zentralen Treffpunkt für Fahrlands Jugendliche. Übernommen hat die Berlinerin diesen Leitungsjob von Thomas Liebe, der sich, wie er am vergangenen Samstag sagte, im Jahr 2010 „zugunsten eines jungen Teams“ aus der Sozialarbeit zurückzog. Gleichwohl ist der 56-jährige Liebe noch immer ein wichtiger Mann für das Fahrländer Jugendhaus, denn der Groß Glienicker hat als Geschäftsführer des Trägervereins „Treffpunkt Fahrland“ nach wie vor Verantwortung für den Jugendtreff.

Der Geschäftsführer ist zudem für die Kita und den Hort zuständig. Beide Einrichtungen, die seit Jahren zum Verein gehören, sind räumlich getrennt vom Jugendhaus untergebracht. Für den Hort baue man gerade ein eigenes Haus auf dem Gelände der heutigen Schule, berichtete Liebe. Schon am 8. September soll das neue Domizil eingeweiht werden. Auch elf Tagesmütter kooperieren laut Liebe mit dem Verein, der immerhin 25 Angestellte habe. Der Jahresumsatz bewege sich bei 1,2 Millionen Euro. 50 Mitglieder habe der Verein derzeit.

Dass sein Verein immer noch mit dem Stigma des Rechtsextremismus leben müsse, bedauert Liebe sehr. Vor Jahren habe er einmal einen Rechtsextremisten, der Opfer linker Gewalt geworden sei, zu den Folgen dieses tätlichen Angriffs beraten. Dies sei bisweilen missverstanden worden. „Jeder Mensch, der Opfer von Gewalt wird, muss Unterstützung kriegen – und kriegt von uns Unterstützung“, verteidigt Liebe sein damaliges Handeln. Rechtsextremismus lehne man im Verein kategorisch ab.

Sozialarbeiterin Hahne nennt den Klub eine „Alternative zum familiären und schulischen Umfeld“. Fast jeden Tag sei es ziemlich voll am Kaiserplatz. Gemeinsam mit dem zweiten Sozialarbeiter Sandro Thiel und vielen Ehrenamtlichen begleitet Hahne die jungen Menschen im Alter von zehn bis 30 Jahren. Künftig will sie dabei enger mit der Fahrländer Schule zusammenarbeiten. Der Verein bereite gerade ein Konzept dafür vor.

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