MEINE Woche: Abitur
Ich zwinge mich zu lernen. Für was?
Stand:
Ich zwinge mich zu lernen. Für was? Die Abiprüfungen, das Finale meiner Schullaufbahn. Nach dem letzten Schultag keine Schule mehr und ich sitze zu Hause, bin hin- und hergerissen zwischen zwei sehr einfachen Tagesabläufen. Auf der einen Seite Ausschlafen, Rausgehen, Chatten, Fernsehen, sich halt einen entspannten Tag machen. Dem gegenüber, früh Aufstehen, Lernen, Lernen... Man liest, lernt und leidet, weil man weiß, es ist wichtig und doch, es ist so verlockend einfach den Hefter in die Ecke zu legen und stattdessen das Leben zu genießen. Ich schau im Internet, was der Rest der Welt so treibt, telefoniere und weiß nicht so recht, ob das nun gut ist oder nicht. Der Hefter und die Bücher liegen leblos auf dem Tisch und so langsam kommt das schlechte Gewissen und der Gedanke verstärkt sich, dass es doch eigentlich ganz gut wäre, zu lernen. Es ist ja auch nur noch dieses eine Mal, zumindest fürs Erste. So geht das nun schon Tag für Tag und das Schlimmste ist, es gibt so viel, was einen ablenkt. Zu allem Übel will man sich dann noch für die Zeit nach allen Prüfungen mit Freunden verabreden und merkt, dass da schon alles ausgeplant ist und man auch bei dieser Frage nicht recht entspannen kann. Im Kopf verstärkt sich der Gedanke, dass man vielleicht gerade deshalb die Zeit jetzt zum Entspannen nutzen will. Ich weiß genau, dass ich am Vortag der Prüfung Stunde für Stunde immer nervöser werde und es eigentlich nur hilft, den Gedankenspielchen und dem Lernen für eine Stunde eine Pause zu setzen und eben das zu tun, was man so gerne will, entspannen. Schließlich ist dann der Moment der Prüfung gekommen, ich sitze da und warte gespannt auf die Aufgaben, vorher noch kurz vorm verzweifeln, legt sich im Raum die Nervosität und ich beginne zu schreiben... Nach der Prüfung, alle haben es hinter sich und bleiben noch kurz, um sich mit den anderen auszutauschen. Viele Gesichter, teils erleichtert, teils zweifelnd, aber keiner weiß so recht, was es nun wirklich wird. Dann geht es nach haus. Lernen, für die nächste Prüfung. Oder doch entspannen?
David Kolesnyk ist 19 Jahre alt und Schüler am Evangelischen Gymnasium Potsdam Hermannswerder.
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