Von Guido Berg: Abkehr von den Schiebestrecken
Schlösserstiftung sieht mangelnde Akzeptanz: „Die Leute steigen nicht ab“ / Jahreskarte als Turm-Ticket
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„Wir wollen die Fahrradschiebestrecken aufheben.“ Das erklärte gestern der Gartendirektor der Schlösserstiftung Michael Rhode vor Journalisten – und sagte damit womöglich mehr, als er durfte. Bereits 2007 habe die Stiftung erkannt, dass das Fahrradfahrverbot für den so genannten Affengang und den Bereich an der Gotischen Bibliothek nicht funktioniere: „Die Leute fahren einfach weiter und steigen nicht ab“, so Rhode. Für den Weg an der Gotischen Bibliothek werde nun zusammen mit der Stadt Potsdam bis 2010 ein Ausweg gefunden. Der Affengang, die direkte Verbindung von der Lennéstraße in den Park Sanssouci – soll bereits im kommenden Jahr grundinstandgesetzt werden. Offenbar in einer fahrradfreundlichen Weise: „Ab 2010 kann man da fahren“, sagte Rhode zunächst noch – um seine Aussage auf Nachfrage hin zu relativieren. „Erst Ende 2009 fällt die Entscheidung, ob das noch eine Schiebestrecke sein wird“, ruderte Rhode zurück. Zu gegebener Zeit werde der Generaldirektor der Stiftung darüber informieren. Rhode wies darauf hin, dass die Stiftung den Fahrradfahrern bereits sehr entgegengekommen sei und Strecken für Radler geöffnet habe.
Ferner plant die Schlösserstiftung gemeinsam mit der Stadt Potsdam die Installation eines völlig neuen Wegeleitsystems, erklärte Marketingchef Heinz Buri. Am 1. Dezember hätten Stiftung und Stadt einen Förderantrag beim Wirtschaftsministerium des Landes gestellt. Aufbauend auf bestehende Leitsysteme solle mit dem neuen Leit- und Informationssystem verstärkt auf das Unesco- Welterbe hingewiesen werden.
Beim freiwilligen Parkeintritt gab die Stiftung gestern eine erste „Hochrechnung“ für 2008 bekannt. Im vergangenen Jahr nahm die Stiftung 244 000 Euro ein, informierte Buri. 2008 werde dieses Ergebnis „leicht übertroffen“ und bleibe somit „steigerungsfähig“, sagte Buri. Das gelte auch für die 1200 verkauften Jahreskarten, die ebenfalls eine freiwillige Spende oder ein Solidarbeitrag darstellen. Das wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk, im Sinne von „das Paradies verschenken“, so Buri: „Insbesondere für Potsdamer.“ Der Verkauf der zwölf Euro teuren Jahreskarten für 2009 beginne am 6. Dezember. Käufer können mit der Karte in 2009 je einmal kostenlos die fünf großen Schlösser-Türme besteigen: das Belvedere auf dem Pfingstberg, den Normannischen Turm im Park Sanssouci, die Orangerie von Sanssouci, das Belvedere auf dem Klausberg sowie den Flatowturm im Park Babelsberg.
Dank des freiwilligen Parkeintritts konnte die Stiftung Rhode zufolge im Park Sanssouci drei Kolossalhermen aus Carrara-Marmor restaurieren. Die erste Skulptur, ein zwei Meter hoher und zwei Tonnen schwerer Faun – eine Marmorkopie des 19. Jahrhunderts nach Jean Cherrin – könne im Frühjahr 2009 wieder im Rehgarten aufgestellt werden. Ferner konnte im Park Babelsberg die Konservierung von Bodenmosaiken und im Neuen Garten erstmals ein Blumenbeet im Stil englischer Landhausgärten mit 600 Pflanzen neu bepflanzt werden.
Aufgrund von Überlastungen des Personals will die Stiftung die Zahl seiner Veranstaltungsreihen unter dem Motto „Preußisch Grün“ 2009 von drei auf zwei reduzieren. Die Reihen „Erlebnis Garten“, „Entdeckung der Langsamkeit“ und die „Gartensprechstunde“ sind laut Stiftung von 24 000 Gästen besucht worden. Eine „Gartensprechstunde“ können Interessierte noch am kommenden Adventssonntag von 10 bis 12 Uhr in der Parkgärtnerei Sanssouci besuchen.
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