
© M. Thomas
Von Henri Kramer: Abriss – oder doch Ballon-Dächer?
Internationale Studententeams legen sechs Entwürfe für Eingangsbereich des Luftschiffhafens vor
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Potsdam-West - Das historische und denkmalgeschützte Eingangstor zum Luftschiffhafen soll abgerissen werden – und aus seinen Steinen ein neuer Eingangsbau mit strengen rechteckigen Formen und breiten Treppen entstehen. Das sehen Pläne eines internationalen Studententeams vor, die sie für das nunmehr sechste „Sommercamp“ der kommunalen Baugesellschaft Pro Potsdam und der Fachhochschule erarbeitet haben. Dabei sollen junge Architekten jedes Jahr frische Ideen für noch ungelöste Baufragen finden, „frei von planerischen Sachzwängen“, wie Pro Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius gestern sagte. Am gestrigen Freitag wurden neben dem Abrissplan für das Tor auch weitere Entwürfe der aktuellen „Sommercamp“-Runde vorgestellt.
Die Aufgabenstellung in diesem Jahr war klar: Der Luftschiffhafen, der gerade zum einem Sportpark entwickelt wird und eine große Sporthalle erhält, benötigt einen neuen repräsentativen Eingangsbereich – und „nicht nur eine Reihe von Flaggenmasten“, so Müller-Zinsius. Eine Woche Zeit stand zur Verfügung.
Ein Plan dabei kommt von einem Studententeam um den amerikanischen Professor Regin Schwaen: Das derzeitige Tor und dessen markante Zwillingstürme – das älteste Gebäude auf dem Gelände, noch aus der Zeit, als auf dem Areal Zeppeline gebaut wurden – soll verdreifacht werden. Kopien des Tors könnten dann am Havel-Ufer stehen und Platz für kleine Cafés bieten. Dazu wollen die Studenten das Tor und seine Kopien mit solchem Stoff umspannen, wie er vor rund hundert Jahren zum Bau von Zeppelinen verwendet wurde. „Anregend“, nannte Müller-Zinsius diesen Entwurf.
Bei einem weiteren Modell setzten die Studenten den Zwillingstürmen jeweils einen großen Ballon aufs Dach. Diese könnten – von innen angestrahlt – weithin sichtbar auf besondere Veranstaltungen auf dem Gelände oder in der Sporthalle hinweisen. Zugleich könnte die Fläche hinter dem historischen Tor abgesenkt werden, um so einen Platz etwa für Konzerte zu schaffen. „Eine Art Amphitheater“, sagte Müller-Zinsius. Er fügte witzelnd hinzu, dass an solch einer Stelle auch einmal sein Kollege Peter Paffhausen von den Potsdamer Stadtwerken spielen könne – Paffhausen gilt bekanntlich als begeisterter Gitarrenspielen und trat bereits beim Festival seines Unternehmens auf.
Am Beispiel des Plans für die abgesenkte Fläche stellte Müller-Zinsius aber auch die Ambivalenz der „Sommercamp“- Entwürfe dar: Zwar seien sie spannend, manchmal aber auch nicht umsetzbar. „Zum Beispiel lässt sich der Boden hier eigentlich nicht absenken“, so der Pro Potsdam-Chef. Der Grund: Das Grundwasser unter dem Luftschiffhafen. Trotz solcher Unwägbarkeiten sei ein Planungsworkshop wie das „Sommercamp“ für künftige Bauvorhaben ein „Augenöffner“, sagte Müller-Zinsius. Bereits beim Großprojekt Gartenstadt Drewitz, bei dem das Plattenbauviertel neu gestaltet werden soll, seien viele Detailanregungen von früheren „Sommercamps“ mitgenutzt worden.
Und sowieso: Ideen wie der radikale Abriss des Eingangstores, den übrigens ein Team um die Potsdamer Fachhochschul-Professorin Heike Hanada vorgeschlagen hat, sind laut Müller Zinsius geeignet, die Diskussion um das künftige Aussehen des Geländes zu „befeuern“.
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