Von Henri Kramer: Abriss der Skaterhalle im Dezember
Forderung: Geld aus Grundstücksverkauf für Jugendkultur verwenden / Garten vor Palais Lichtenau geplant
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Innenstadt - Der nächste Ort für junge Potsdamer fällt weg: Die Skaterhalle am Palais Lichtenau wird im Dezember abgerissen. Das bestätigte gestern Daniel Göthe, Planer im zuständigen Berliner Büro für Architektur, Städtebau und Denkmalpflege (BASD). „Das Gelände wird nun zu einem Garten vor dem Palais umgestaltet“, sagte Göthe.
Die Skaterhalle hatten die „Wildwuchs“-Streetworker des Diakonischen Werks Potsdam genutzt. Dadurch konnten Jugendliche auch im Winter skaten – was laut Sozialarbeitern nun wegfiele. Der Flachbau zwischen Behlert- und Kurfürstenstraße war seit November 2004 offen. Bis Ende des Monats werde die Halle nun vollständig ausgeräumt, hieß es. Die ausgebauten Rampen sollen im Lindenpark gelagert werden. Dort betreibt der Jugendklub j.w.d. eine große Skateanlage für den Sommer. Die Skaterhalle ist eine von mehreren in diesem Jahr bereits geschlossenen oder von Schließung bedrohten Jugendeinrichtungen in Potsdam.
Das Hallen-Areal in der nördlichen Innenstadt hatte die Stadt dieses Jahr an das weltweit operierende Stahlunternehmen Theis aus Hagen verkauft. Dessen Geschäftsführerin ist Viola Prinzessin von Hohenzollern, die bereits im vergangenen Winter das Palais Lichtenau erwarb. Über den Kaufpreis für das Hallengelände herrscht Stillschweigen, die Potsdamer Verwaltung wollte ihn auch nach PNN-Anfrage nicht nennen. Insider schätzen jedoch, dass die rund 2500 Quadratmeter großer Fläche etwa 500 000 Euro gekostet haben könnte. „Das Geld wird im allgemeinen Haushalt verbucht“, sagte Stadtsprecherin Rita Haack. Der Chef des Stadtjugendrings Dirk Harder forderte gestern, die Summe direkt für Jugendarbeit zu verwenden: „Die 500 000 Euro sollten für einen Neubau des Spartacus in der Johannsenstraße ausreichen.“
Fernab solcher jugendpolitischen Diskussionen erläuterte Bauplaner Daniel Göthe gestern, wie aus dem Skater-Areal nun ein Garten entstehen soll. „In Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt wollen wir einen Bericht erarbeiten, wie der Garten am Palais Lichtenau früher aussah.“ Die Resultate dieser Studie sollten dann in die Planungen einbezogen werden.
Das eigentliche Palais soll bis Sommer 2010 saniert werden. Derzeit würden erste Bauarbeiten vorgenommen, sagte Göthe – beispielsweise um den von Schädlingen zerfressenen Dachstuhl für den Winter fit zu machen.
Das Palais Ritz-Lichtenau 1796/97 wurde von Philipp Daniel Bouman gebaut. Auftraggeber war Friedrich Wilhelm II. Nach seinem Tod hatte das Gebäude wechselnde Besitzer. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Sowjetarmee das Gebäude, später zog der VEB Spezialbau Potsdam ein. Nach 1989 fanden in dem Gebäude Kulturveranstaltungen statt. Nach der denkmalgerechten Sanierung soll das Palais nun als Tagungs- und Gästehaus genutzt werden.
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