Landeshauptstadt: Abrissbagger im Park Babelsberg
Anfang der 50er Jahre in das Gartendenkmal gesetzte Neubauten werden entfernt
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Babelsberg – Im Babelsberger Park drehen sich die Abrissbagger. Das Brandenburgische Landesamt für Bauen und Liegenschaften entfernt im östlichen Teil die bisher von der Universität genutzten Bauten, die Anfang der 1950er Jahre für die Zentrale Richterschule, später Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“, errichtet worden waren. Sie bedeuteten einen schweren Eingriff in das ab 1833 von Peter Joseph Lenné und ab 1842 dann von Fürst Hermann von Pückler-Muskau gestaltete, heute zum Welterbe zählende Gartendenkmal der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
Zunächst wurden die große Mensa mit Festsaal für 400 Personen sowie das Seminargebäude leergezogen und abgerissen. Dadurch öffnet sich wieder der Blick über das Wasser der Glienicker Lake auf Kleinglienicke und die Glienicker Brücke. Auch von dort aus kann unverstellt durch Bauten die Tiefe des Parks wieder erlebt werden. Der direkt am Schloss Babelsberg gelegene Trakt mit Sprachenzentrum und Hörsaal, der bereits geräumt ist, wird ebenfalls noch in diesem Jahr verschwinden. Die vier unter Denkmalschutz stehenden, als so genannte Laubenganghäuser ausgebildeten Studentenwohnheime, vom Studentenwerk hergerichtet und genutzt, sollen vorerst erhalten bleiben, ebenso die intensiv belegte Sporthalle und weitere Lehr- und Institutsgebäude, für die bisher kein Ersatz gefunden wurde.
Dies macht deutlich, dass bis zur vollständigen Beräumung des Geländes noch einige Jahre ins Land gehen werden. Dennoch will die Stiftung auf den bereits freigelegten Teilen im nächsten Jahr mit der Rückführung auf den ursprünglichen Zustand beginnen, erklärte Babelsbergs Parkchef Karl Eisbein. Dafür werden historische Pläne, so von Friedrich Hoppe aus dem Jahr 1880, zugrunde gelegt. Notwendig ist die Wiederherstellung der Geländemodellierung, über deren unterschiedliche Höhen die Pläne keine Auskunft geben. Deshalb müssen sie durch Messungen, aber auch durch den Vergleich von aus unterschiedlichen Winkeln aufgenommenen Luftbildern neu ermittelt werden. Wieder angelegt wird das auf Lenné und Fürst Pückler zurückgehende Wegenetz. Die durch die Abrisse entstandenen große Brachen werden dem historischen Vorbild folgend neu bepflanzt. Ebenso lagen in diesem Bereich einige der Wasserspiele, die dem Park Babelsberg seinen besonderen Reiz gaben.
Den Abrissen vorangegangen war eine Prüfung des Denkmalwertes der Universitätsgebäude, deren Entwürfe zum Teil dem prominenten Architekten des Neuen Bauens Hans Scharoun zugeschrieben wurden. Der bei der Schlösserstiftung tätige Kunsthistoriker Stefan Gehlen konnte nachweisen, dass der damalige Leiter des Instituts für Bauwesen Berlin (IfB), der für die Neubauten zunächst einen Standort außerhalb des Parks gefordert hatte, an dem Projekt nur durch Gutachten und Vorplanungen beteiligt war. Bekannt sind lediglich einige Skizzen für die Mensa als eigenwilliger Schalenbau, die jedoch nicht verwirklicht wurden. Die Scharoun zugeschriebenen Entwürfe für die Laubenganghäuser stammen dagegen nach Gehlens Untersuchungen von dem Architekten Henrik Fischer, der in der VVB Entwurf und Bauleitung Land Brandenburg beschäftigt war.
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