zum Hauptinhalt
Gekommen um zu bleiben: Xavier Peter Inwang (3.v.re.) ist beliebt in Potsdam. Viele Freunde fanden sich gestern vor dem Stadthaus ein, um gegen seine drohende Abschiebung zu demonstrieren.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Abschiebung ausgesetzt

Noch eine Chance auf Bleiberecht für den Potsdamer Xavier Peter Inwang alias MC Kaki

Stand:

Am Schlaatz/Innenstadt - Der Abschiebetermin stand fest, das Flugticket war gebucht: Am Montag kommender Woche sollte Xavier Peter Inwang gegen seinen Willen in das Land zurückgeschickt werden, aus dem er vor 16 Jahren nach Brandenburg kam und in dem er 1965 geboren wurde: nach Nigeria. Freunde und Fans kennen Inwang nur als MC Kaki. Auf dem Potsdamer Afrika-Fest am 27. August hat der Musiker und Songwriter noch zusammen mit zahlreichen Kindern vor dem Nauener Tor „We are the World“ gesungen, berichtet Marianne Ballé Moudoumbou, die sich im Verein Refugees Emancipation e.V. engagiert und den Verbleib von MC Kaki fordert, „in seinem sozialen Umfeld und seiner gewohnten Heimat Potsdam“.

Gestern dann vor dem Stadthaus die erlösende Nachricht, bei einer Kundgebung von etwa 50 Freunden und Sympathisanten, die ein Bleiberecht von MC Kaki forderten. Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) sagte unter großem Jubel: „Die Abschiebung ist ausgesetzt.“ Die Härtefallkommission des Landes Brandenburg werde noch einmal über das Schicksal des 46-Jährigen beraten. Sie selbst habe sich für Xavier Peter Inwang eingesetzt. Im Juni entschied sich die Kommission noch für die Abschiebung von MC Kaki. Nun hätten sich jedoch in der Lebenssituation von Inwang Änderungen ergeben, die von der Kommission positiv bewertet werden können. Die Beigeordnete sagte, die Härtefallkommission ist ein Gremium, das eine eigenständige Entscheidung fällen werde. Die Beigeordnete kündigte an, auch mit der Landesintegrationsbeauftragten über Xavier Peter Inwang zu sprechen.

Was den Ausschlag geben könnte für eine Neubetrachtung seiner Situation, erklärte Inwang den PNN: Er habe Arbeit gefunden in einem Potsdamer Hotel, als Reinigungskraft, mit Arbeitsvertrag. „Ich will, dass Deutschland mir eine Chance gibt, hier mein Leben zu leben“, sagte der Musiker, der im Wohngebiet Am Schlaatz wohnt. Den Ausführungen von Elona Müller-Preinesberger zufolge gibt es eine Bleiberechtsregelung für Altfälle. Das sind asylsuchende Menschen, die immer wieder neue Duldungen erhalten, so genannte „Kettendulder“. Sie erhalten jedoch nur ein Bleiberecht, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So müssen sie ein Einkommen haben und dürfen nicht von Transferleistungen abhängig sein.

Die Notwendigkeit, einen Arbeitsvertrag zu haben, schwebe „wie ein Damoklesschwert“ über den Köpfen der Asylsuchenden, erläutert Marianne Ballé Moudoumbou, die als aus Frankreich stammende EU-Bürgerin freilich keinerlei Probleme mit den Ausländerbehörden hat. „Viele Arbeitgeber wissen, dass der Mensch von der Arbeitsstelle abhängig ist“, sagt die in Potsdam lebende Dolmetscherin. Für die Betroffenen sei das eine psychisch sehr schwierige, völlig unmögliche Situation. Viele Deutsche wüssten gar nichts von der Lage ihrer Mitbürger, seien oft aber auch gleichgültig. MC Kaki habe sich in Deutschland bestens integriert, werde er abgeschoben, „fällt er in ein Nichts“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })