
© S. Gabsch
Potsdams Bildungsbeigeordnete Magdowski: Abschied für eine Gescheiterte
Iris Jana Magdowski geht nach acht Jahren als Potsdams Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport in den Ruhestand. Ihre Bilanz: Ernüchternd.
- Peer Straube
- Henri Kramer
Stand:
Potsdam - Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da wurde eine Beigeordnete verabschiedet, zuständig für die wichtigen Bereiche Bildung, Kultur und Sport. Sie hieß Gabriele Fischer und als sie 2009 nach – rechnet man zwei Jahre der Interimsführung hinzu – zehnjähriger Amtszeit aufhörte, war es ein Abschied ohne Tränen. Zu viele Baustellen hatte Fischer in ihren Zuständigkeitsbereichen hinterlassen. Sowohl im Rathaus als auch in der Stadtpolitik überwog die Erleichterung, dass nun jemand Neues frischen Wind mitbringen und die gewaltigen Aufgaben, die das Wachstum der Stadt schon damals mit sich brachte, meistern würde.
Nun, acht Jahre später, ist auch die Amtszeit der mit großen Hoffnungen beladenen Nachfolgerin zu Ende. Und es ist wie ein Déjà-vu. Denn auch bei Iris Jana Magdowski überwiegt wohl bei den meisten die Erleichterung, dass es nun endlich vorbei ist. Sicher, auch die 65-jährige CDU-Dezernentin hat einige bescheidene Erfolge vorzuweisen. Sie hat es geschafft, dass das Land ein Gesetz geändert hat und sich der Landkreis Potsdam-Mittelmark künftig an den Kosten für Schulneubauten in der Landeshauptstadt beteiligen muss. Sie hat mehr Geld für freie Kulturträger herausgeschlagen und für die Honorarlehrer der Volkshochschule.
Auf ganzer Linie gescheitert
Aber in allen anderen Bereichen, vor allem beim so außerordentlich wichtigen Thema Bildung, ist sie – man muss es tatsächlich so hart sagen – auf ganzer Linie gescheitert. Natürlich hat sie ein schweres Erbe von Fischer übernommen, das ist der Gerechtigkeit halber anzumerken. Dennoch ist es ihr zu keinem Zeitpunkt gelungen, den Eindruck zu vermitteln, dass ihr die Schulpolitik wirklich am Herzen liegt.
Dass in Potsdam Schulplätze fehlen und inzwischen Hunderte Kinder in Containern unterrichtet werden, ist sicherlich nicht allein ihr anzulasten. Doch darf man erwarten, dass eine Beigeordnete sich nicht nur nach vermeintlich zu vorsichtigen Prognosen der Rathausstatistiker richtet, sondern eine langfristige Schulstrategie entwickelt. Eine, die einen Puffer für den Fall lässt, dass die Stadt doch stärker wächst, als die Statistiker es vorhersagen. Es lässt tief blicken, wenn selbst der Rathauschef Jann Jakobs (SPD) bei der gestrigen offiziellen Verabschiedung im Alten Rathaus in für solche Anlässe unüblicher Schärfe anmerkt, dass die Schulentwicklungsplanung zwar „prägend für ihre Amtszeit“ gewesen sei, manche aber fragen würden: „Welche Planung?“
Verhältnis zwischen Magdowski und Jakobs zerrüttet
Oberbürgermeister Jakobs hat ihr die Defizite im Bildungssektor früh übel genommen, das Verhältnis ist seit Jahren zerrüttet. Verbessert hat das die Lage nicht. Wann immer es in den vergangenen Jahren um Schulneubauten, Standortplanung oder höhere Budgets für die Bildung ging, trat Magdowski nicht mehr in Erscheinung. Die Steuerung war ihr nicht entglitten, man hatte sie ihr weggenommen. Mag sein, dass sie auch die Lust verloren hatte, nachdem sie ihren Kampf um die Privatschulen ausgefochten und verloren hatte, die die Dezernentin in Potsdam stärker fördern wollte. Stadtpolitik und Rathausspitze hatten das verhindert, „zu Recht“, wie Jakobs spitz anmerkte. Freilich, wirklich gekämpft hat Magdowski um die Hoheit über die Bildung danach nicht mehr.
Auch bei der Sportentwicklung hat sie sich keine Sporen verdient. Fragt man Experten nach ihren Leistungen in diesem Bereich, heißt es: „Sie hat doch nichts gemacht.“ Vernichtender geht es kaum. Als Ende 2013 die Leichtathletik- und die Schwimmhallen am Luftschiffhafen gesperrt werden mussten, weil die Dächer einzustürzen drohten, verhängte Jakobs eine Urlaubssperre gegen die Beigeordnete, was sie ihm bis heute übel nimmt.
Bezeichnend: Das blu ist nicht mit ihrem Namen verbunden
Ohnehin überließ Magdowski bei der Entwicklung des größten Sportparks der Stadt lieber dessen Chef Andreas Klemund die Rolle des Taktgebers. Gleiches gilt generell bei der Sportstättenplanung. Die Kritik, es gebe zu wenige Hallen und Plätze in der Stadt, traf sie gar nicht mehr, weil sie auch bei der Planung die Federführung längst verloren hatte. Es ist bezeichnend genug, dass das größte Sportprojekt in Potsdam der letzten Jahre, der Bau des neuen blu-Bades am Brauhausberg, nicht einmal ansatzweise mit ihrem Namen verbunden ist. Auch hier hatte Jakobs längst das Ruder an sich gerissen.
Wenn Magdowski beim Sport für Schlagzeilen sorgte, dann durch Reisen nach China, wohin sie Potsdamer Schwimmer begleitete. Es waren Fahrten, die nicht nur im Rathaus, sondern auch in der Fachwelt für Kopfschütteln sorgten. Mit Glückwünschen an durchaus erfolgreichere Athleten aus der Landeshauptstadt hatte sich die Dezernentin zumeist vornehm zurückgehalten. Ob Potsdam etwas von den China-Visiten haben werde, müsse sich erst noch zeigen, stichelte Jakobs am Montag. Und er fügte noch einen Seitenhieb an: Immerhin habe man im Rathaus viel über Reisekostenabrechnung gelernt.
Dass es insgesamt nicht noch schlechter lief, hat Magdowski ihrem Personal im Hintergrund zu verdanken, der versierten Kulturamtschefin Birgit Katharine-Seemann zum Beispiel. Seemann sorgte dafür, dass der Kulturbereich heute noch die kleinste Baustelle ist. Nachholbedarf gibt es freilich auch dort noch reichlich. Der für 100 Millionen Euro sanierte Kulturstandort Schiffbauergasse wartet elf Jahre nach seiner Eröffnung noch immer auf das große Erweckungserlebnis. Beim größten Kulturereignis der letzten Jahre, der Eröffnung des Museums Barberini von Hasso Plattner, glänzte Magdowski durch Abwesenheit.
Sie saß die letzten Monate nur noch ab
Es ist ein offenes Geheimnis im Rathaus, dass die Beigeordnete ihre letzten Monate im Amt, manche flüstern sogar von Jahren, nur noch absaß. Von den Stadtverordneten hat sich Magdowski bereits Anfang des Monats verabschiedet und dabei von der ständigen Herausforderung des Spannungsfelds zwischen Wunsch und Wirklichkeit schwadroniert. Zum Abschluss wählte sie – offensichtlich gemünzt auf die schwierige Zusammenarbeit mit Jakobs – noch einen Sinnspruch von Abraham Lincoln: „Ihr werdet kein Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten wecken, wenn ihr dem Einzelnen seine Initiativen und seine Freiheit nehmt.“ Aus der Opferrolle heraus lässt sich mangelndes Engagement natürlich auch erklären.
Auf ihre Nachfolgerin, die 24 Jahre jüngere Noosha Aubel aus Hilden, wartet ein sehr hartes Stück Arbeit. Sie wird Elan, Engagement und viel Kraft brauchen, denn das Erbe wiegt jetzt doppelt schwer. Ein neuerliches Déjà-vu in acht Jahren kann sich Potsdam nämlich nicht leisten.
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