
© R. F. Miller
Landeshauptstadt: Abschied vom Haus Dietz
Stille Mahnwache der Abrissgegner am Mittwoch
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Innenstadt - Mit einer Mahnwache werden Potsdamer Bürger am morgigen Mittwoch gegen den bevorstehenden Abriss des Hauses Dietz demonstrieren. Das in Potsdam einzigartige Zeugnis des Neuen Bauens in der Kurfürstenstraße 24/25 soll trotz zahlreicher Proteste – darunter der Brandenburgischen Architektenkammer – einer mehrgeschossigen Wohnbebauung weichen. Anlass der Mahnwache ist die erfolgende Ausschlachtung des 1928/29 errichteten Wohnhauses des Potsdamer Architekten Heinrich Laurenz Dietz (1888-1942) – ein deutliches Zeichen für den bevorstehenden Abriss. Im rückwärtigen Bereich des Hauses wurden bereits sämtliche Fenster herausgerissen.
„Wir wollen uns am Mittwochabend zwischen 18 und 19 Uhr würdig von dem Haus verabschieden, es soll daher keine Reden und keine Transparente geben“, erklärte Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins für das Potsdam-Museum, der die Trauerwache am Sonntag bei der Polizei angemeldet hat. Wicke: „Wir würden uns freuen, wenn sich möglichst viele Potsdamerinnen und Potsdamer einfach dort treffen, um einen letzten Blick auf das Haus zu werfen.“ Wicke rechnet trotz der Urlaubszeit mit mehr als 100 Teilnehmern an der Mahnwache. Eine Online-Petition gegen den Abriss des im Stil der klassischen Moderne errichteten Hauses fand im Sommer 2011 in kurzer Zeit über 1300 Unterstützer. Dass die Abrissbirne noch abgewendet werden kann, glaubt Wicke nicht. „Man muss realistisch sein“, sagte er den PNN. Einem Bauantrag der Berliner Firma Natulis zum Bau eines mehrgeschossigen Wohngebäudes anstelle des Hauses Dietz wurde am 3. Mai 2012 durch die Potsdamer Bauverwaltung stattgegeben. Mit der Baugenehmigung sei auch eine Abrissgenehmigung für das Haus Dietz erteilt worden, erklärte Stadtsprecherin Regina Thielemann am Montag den PNN. „Eine Abrissanzeige ist nicht mehr notwendig“, erklärte die Sprecherin. Die Natulis GmbH äußerte sich am Montag gegenüber den PNN nicht. Der Potsdamer Gestaltungsrat hatte Abriss und Neubebauung eine „städtebauliche Sünde“ genannt. Durch die Masse und Größe des Neubaus entstehe ein „David-gegen-Goliath-Effekt“ hinsichtlich des kleinen Nachbargebäudes, der unter Denkmalschutz stehenden Gymnastikschule Ullrich von 1927. Nach erfolgter Überarbeitung hatte der Gestaltungsrat den Natulis-Wohnriegel dann jedoch zugelassen. Wicke erklärte dazu, der Rat ausgewiesener Architekten hätte sich auch eines Votums enthalten können. „Das wäre ein wichtiges Signal gewesen.“ Die Hauptverantwortung sieht Wicke jedoch bei der Potsdamer Stadtplanung, die das sensible Areal mit einer Bauleitplanung hätte schützen müssen. Ausgangspunkt des Verkaufs des Hauses Dietz an die Firma Natulis war eine massive Neubebauung in der Leiblstraße, die aus Sicht des Alteigentümers den Wohnwert des Hauses Dietz drastisch schmälerte. Guido Berg
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