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Neue Aufgabe. Pfarrerin Nicole Waberski verlässt Hermannswerder nach zehn Jahren im Amt.

© A. Flischikowski/Hoffbauer-Stiftung

Pfarrerin verabschiedet sich von Hermannswerder: Abschied von der Insel

Sie wirkte im Hospiz, in der Kirche Hermannswerder, im Altenheim und in der Schule: Nach zehn Jahren verlässt Pfarrerin Nicole Waberski die Hoffbauer-Stiftung und Potsdam

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Potsdam - Wenn Pfarrerin Nicole Waberski aus ihrem Bürofenster geschaut hat, dann konnte sie zwischen den Bäumen hindurch die Havel sehen. Und den Blick ein wenig nach rechts gewendet, ragte im Sichtfeld der schlanke Turm der Kirche von Hermannswerder empor. Geradezu etwas Symbolhaftes hatte diese feine Aussicht: Das Fenster des Pfarrbüros im einstigen Feierabendhaus der Diakonissen gibt den Blick frei auf Gottes Schöpfung, auf ein Stück herrliche Natur, und zugleich weist der Kirchturm auf den Auftrag der Pfarrerin, die christliche Botschaft zu verkündigen. Doch für Waberski ist dieser schöne Blick ab jetzt Geschichte. Die 41-Jährige verlässt Mitte August die Hoffbauer-Stiftung. Ihr letzter Arbeitstag war bereits Mitte Juli. Nun folgen noch einige Wochen Urlaub, bevor sie sich in Berlin einer neuen Tätigkeit widmen kann.

Nach zehn Jahren ist Zeit für etwas Neues, sagt die 41-Jährige

Zehn Jahre hat Nicole Waberski in der Hoffbauer-Stiftung gewirkt. Sie war theologischer Vorstand der kirchlichen Einrichtung und kümmerte sich um das geistliche Leben vieler Menschen auf dem stadtnahen Eiland in der Havel. Ob im Hospiz oder im Gymnasium, bei den Menschen mit Behinderungen oder im Altenheim: „Egal in welchem Bereich ich unterwegs war, den Menschen wirklich anzuschauen“ – das sei ihr immer besonders wichtig gewesen, erzählt Waberski. Doch nun, nach einer Dekade in Hermannswerder, stand für die Pfarrerin die Frage an: Weitermachen oder nicht? So wollen es die kirchlichen Regeln: Die Stelleninhaber müssen erklären, ob sie wechseln wollen oder ob es in die Verlängerung gehen soll. „Ich habe für mich entschieden, dass ich zu jung bin, um auf ,ewig’ hierzubleiben“, sagt Waberski. Ab August wird sie in der Paul-Gerhardt-Diakonie in Berlin arbeiten. Dienstsitz: Martin-Luther-Krankenhaus. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit wird die Krankenhausseelsorge sein.

Von Hermannswerder muss Waberski nun erst einmal Abschied nehmen. „Ich denke, dass ich am allermeisten die Menschen vermissen werde, mit denen ich so eng zusammengearbeitet habe“, sagt die Pfarrerin. Waberski erwähnt die Diakonin Anja Beck-Rühling. Beide haben sie die Konfirmandenarbeit verantwortet. Aber auch Christina Schütz, die seit 2010 als Kirchenmusikerin auf der Insel wirkt, ist ihr ans Herz gewachsen. Mit Begeisterung spricht Waberski von der Gottesdienstreihe „Segensklänge“. Gemeinsam mit Kantorin Schütz hat sie diese Gottesdienste gestaltet. Sonntagnachmittags, mit einer besonderen Liturgie und vor allem mit neu arrangierten Liedern. Die Arrangements stammen oft vom Ehemann der Kantorin, Michael Schütz. Auch ohne Waberski soll die Reihe künftig weitergehen. Besucher, längst nicht nur von der Insel, sondern aus dem ganzen Kirchenkreis, seien zu diesen Gottesdiensten gekommen. „Es erreicht Menschen, die sich von der klassischen Gottesdienstform nicht so angesprochen fühlen“, sagt Waberski. Durchschnittlich 100 Besucher würden den Weg zu den alternativen Gottesdiensten finden. Freilich nicht jeden Sonntag gibt es dieses Angebot in der Inselkirche. „Im letzten Jahr haben wir das fünf Mal gemacht“, berichtet Waberski.

Die Bedürfnisse von Sterbenden lassen sich nicht nach Kalender planen

Die Vielseitigkeit ihrer Aufgaben als Inselpfarrerin sei immer spannend gewesen. „Jeder Tag war wirklich anders.“ Und sicher nicht immer leicht. Die studierte Gemeindepädagogin leistete Menschen in Extremsituationen Beistand. Sterbenden Menschen, die im Hospiz auf der Insel ihre letzten Tage und Stunden verbrachten. Waberskis Arbeitsalltag hielt immer wieder „Szenenwechsel“ parat, wie sie für den Pfarrberuf durchaus typisch sind: Erst ein Besuch im Hospiz bei einem Gast, wie die dortigen Bewohner heißen, anschließend Konfirmandenunterricht mit kichernden Pubertierenden. Freud und Leid ganz dicht beieinander: Zeitlich – und auf der Insel auch räumlich. Die Tätigkeit im Hospiz sei wenig planbar gewesen, sagt Waberski. Die Bedürfnisse der Sterbenden lassen sich eben nicht lange im Voraus in einem Kalender vormerken. Doch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Hospizes habe hervorragend funktioniert.

Waberski war auch verantwortlich für Schulgottesdienste. Im Altenheim hat sie Andachten gestaltet. In ihrer theologischen Arbeit sei es ihr immer darauf angekommen, die christliche Botschaft für unsere heutigen Lebenssituationen aufzubereiten. „Mir war wichtig, das biblische Wort in unsere Zeit zu übertragen“, sagt die dreifache Mutter, die mit ihrem Mann in Potsdam lebt – und dort auch nach ihrem beruflichen Wechsel nach Berlin wohnen bleiben will.

Die Pfarrstelle soll erst im kommenden Jahr nachbesetzt werden

Ihre Arbeitsstelle auf Hermannswerder wird erst einmal eine Weile vakant bleiben. Die Ausschreibung sei für den Herbst geplant, sagt Waberski. Der Nachfolger wird voraussichtlich erst im Frühjahr nächsten Jahres seine Amtsgeschäfte aufnehmen – und dann vermutlich vom Schreibtisch des Büros aus das eine oder andere Mal den Blick über die Havel zum Kirchturm von Hermannswerder schweifen lassen. Holger Catenhusen

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