Landeshauptstadt: Abschiedsstimmung
36 Jahre nach Gründung schließt die Sekundarstufe an der Luxemburg-Schule / Die Grundschüler bleiben
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Das Wandbild, vor dem sich die Schüler versammeln, ist ein Geschenk: Steffen und Christian aus der zehnten Klasse haben es gemalt – für die Erstklässler. Vor den spielenden Löwen und Pinguinen im Speisesaal der Luxemburg-Schule wird es plötzlich still. Zehntklässlerin Mandy reicht einen symbolischen Staffelstab an die Erstklässler, die sie umringen. „Die Sache liegt jetzt in Eurer Hand“, erklärt ihr Klassenkamerad Marco und klingt dabei sehr ernst. Den Kleinen bleibt für einen Moment die Luft weg. Dann schnappt einer nach der Papprolle.
Beim Schulfest in der Rosa-Luxemburg-Schule wurde gestern mit einer „Staffelübergabe“ die Sekundarstufe verabschiedet. 36 Jahre nach Eröffnung schließt die Schule in der Burgstraße damit als Oberschule. Es bleibt die Grundschule, die im Herbst 2006 startete.
Die älteren Schüler sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen: Für Marco war es einerseits ein „schöner Tag“: „Die Schule ist endlich vorbei“, freut sich der 17-Jährige, der im Herbst eine Ausbildung zum Sozialassistenten beginnt. „Die ersten Klassen werden wir aber ziemlich vermissen“, erklärt er weiter. Es sei „ziemlich schade“, dass die Oberschule schließt, sagt Mandy: „Ich bin aber auch froh, dass die ersten Klassen bleiben können.“ Die Lage bei der Freundschaftsinsel mit dem Spielplatz in unmittelbarer Nähe sei für eine Grundschule „perfekt“, erklärt nun auch Marco. Beide haben ein „Patenkind“ in der ersten Klasse. Jennifer aus der neunten Klasse hat sogar zwei. Die will sie im nächsten Schuljahr weiter besuchen, auch wenn sie dann mit ihrer Klasse an die Pierre-Coubertin-Schule in der Gagarinstraße wechselt: Eine dreiviertel Stunde wird ihr Schulweg künftig dauern – statt bisher zehn Minuten. „Ich find das nicht so toll“, sagt die 15-Jährige, die gestern etwas verloren wirkte.
So wie sie müssen auch die Sekundarstufenlehrer ab August die Schule wechseln: An den letzten Schultag „mögen wir eigentlich noch nicht so richtig denken“, sagt Waltrud Potraffke. Sie war von Anfang an dabei, begann hier als 22-Jährige Lehrerin, die frisch von der Uni kam. „Wir haben harte und gute Arbeit geleistet“, glaubt sie: „Es ist der Ruf gewesen, der diese Schule hat sterben lassen.“
Schulleiterin Vera Paul wertet den Erhalt des Grundschulstandorts zumindest als Teilerfolg – auch wenn sie im kommenden Schuljahr in der ungewöhnlichen Situation sein wird, nicht mehr an der eigenen Schule unterrichten zu können. 44 Erstklässler werden im August eingeschult. Sie lernen dann nach dem „Flex-Modell“. In der flexiblen Eingangsphase können sie zwischen ein und drei Jahren verweilen.
Auf die Eröffnung einer dritten Klasse hofft die Schulleiterin immer noch: Dadurch würde der Standort „gestärkt“. Insgesamt 19 Interessenten gebe es dafür. Die Elterninitiative „Rosa 3 Klasse“ will sich jetzt noch einmal mit einem Brief an den Schulrat wenden, der das Vorhaben bisher ablehnt, weil nicht die geforderten zwei Klassen zustande kommen.
Die Pläne der Schulverwaltung zur Zusammenlegung von Luxemburg- und Eisenhart-Grundschule gelten dagegen nach dem Workshop am vergangenen Wochenende als hinfällig. Seit Bekanntgabe der Pläne im Januar hatten sich Eltern und Schüler dagegen gewehrt.
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