Landeshauptstadt: Abstrampeln für den Umsatz Velotaxler Wendt: Es könnte noch besser laufen
Michael Wendt tritt in die Pedalen. Er ist der Betreiber der kleinen Velotaxi-Troika in der Landeshauptstadt.
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Michael Wendt tritt in die Pedalen. Er ist der Betreiber der kleinen Velotaxi-Troika in der Landeshauptstadt. Die Räder seiner Fahrrad-Droschken stehen in der Saison kaum still. „Von Anfang Mai bis Ende September, wenn das Wetter mitspielt auch bis in den Oktober hinein, fahre ich Velotaxi“, erzählt Michael Wendt. Sieben Velofahrer halten das Fahrradtaxi-Unternehmen am Laufen. Die mieten für zehn Euro am Tag eines seiner drei Velos. Die Fahrer behalten die Einnahmen. Sie sind selbstständig und strampeln für die eigene Kasse.
In Indien nennt man sie Rikschas, in Vietnam Cyclos und in Deutschland eben Velotaxis. Diese dreirädrigen Vehikel verbreiten kein Getöse, qualmen und stinken nicht. Sie bieten einen wetterfesten und bequemen Sitzplatz für ein oder zwei Passagiere, die durch Muskel- oder Elektromotorkraft transportiert werden. Derzeit ziehen drei dieser Fahrradtaxis im Potsdamer Verkehrsstrom ihre Kreise. Der Potsdamer Wendt und seine Pedaleure düsen täglich von 11 Uhr bis 19 Uhr über städtischen Kopfsteinpflaster und Asphalt. Sie bringen Einheimische und Touristen zu ihren Ausflugszielen. „Die kommen aus aller Herren Länder“, betont der Fahrradtaxi-Betreiber. „Sehr häufig steigen deutsche Touristen zu mir ins Velotaxi. Die Japaner hingegen nehmen meine Dienste nicht so oft in Anspruch“. Was der Grund für dieses Phänomen sei, sagt Wendt, wisse er aber nicht. An guten Tagen befördert Fahrrad-Kutscher Wendt ungefähr zehn bis 20 Personen von Ort zu Ort, an weniger guten Tagen sind es gerade mal zwei bis fünf Fahrgäste. „Die Nachfrage nach einem Velotaxi ist nicht sehr stark“ berichtet Caroline Heimlich, die Mitarbeiterin in der Touristik-Information Potsdam. Aber sie und ihre Mitarbeiter bieten den Kunden sehr wohl Velotaxifahrten an, besonders denen, die schlecht zu Fuß seien. Und die griffen auch gern auf das Angebot zurück, so Heimlich.
Wenn Wendt einmal nicht seine Fahrgäste chauffiert, dann kümmert er sich um die Wartung und Pflege seiner Fahrradrikschas. Auch die Werbung ist Wendts Sache. Da allerdings drücke ihm der Reifen, so Wendt. „Nachdem mein Werbepartner letztes Jahr abgesprungen ist, habe ich bisher noch keinen Werbepartner gefunden, schließlich sind sie es, die meine unternehmerische Existenz letztlich sichern“, erklärt der 28-jährige Potsdamer den PNN. Doch am Nachmittag und bei heiterer Wetterlage, wenn die Besucher und Touristen des Fußweges müde werden, bricht für Wendt die Hauptgeschäftszeit an. Dann winkt man ihn besonders gern zu sich. „Zwischen 15 und 19 Uhr fahren die Leute am liebsten, da haben sie schon einiges in den Beinen“, erzählt der Velofahrer. Wendts Beine sind sein Kapital. Sein dreirädriges Gefährt bringt 150 Kilogramm Leergewicht auf die Waage. Und das setzt der Velofahrer häufig mit Muskelkraft in Gang. Damit es ihm aber nicht allzu beschwerlich wird, unterstützt ein 250 Watt-Elektromotor den Vorwärtsdrang. „Gerade wenn es bergauf geht, schalte ich den Elektromotor in der Vorderradnabe ergänzend zu“, erklärt der 28-Jährige und fügt hinzu „fälschlicherweise nehmen die Leute an, dass allein mit Muskelkraft gefahren wird, was aber nicht stimmt. Viele, die Lust auf Velotaxifahren haben, sind von der Vorstellung abgeschreckt, andere für sich ackern zu lassen. Die falsche Scham der Leute führt dann leider dazu, dass sie ganz aufs Velofahren verzichten“, beklagt Wendt.
Durchschnittlich 30 Kilometer am Tag legt der Potsdamer mit seinem Dekra geprüften Gefährt zurück. Wer eine Fahrradrikscha bucht oder zu sich an den Bordstein winkt, der ist gut versorgt und sitzt im Trockenen. Für den Fall, dass es dem Gast im Fahrrad-Taxi mal kühler werden sollte, halten die Potsdamer Velofahrer immer eine Decke parat. Eine Stunde Stadtrundfahrt in Potsdam kostet 15 Euro. Ansonsten wird pro Kilometer abgerechnet. Der erste Kilometer kostet 2,50 Euro, jeder weitere wird mit einem Euro berechnet. Denis Berg
Denis Berg
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