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Landeshauptstadt: Acht Stunden keine Zeit

Handy-Software, mobile Scanner, Systemprüfer: CeBIT-Rundgang mit Wirtschaftsstaatssekretär Krüger

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Hannover - Nein, niemand hat Herrn Krüger gesehen. Der Staatsekretär ist verschwunden und die Nerven seiner Mitarbeiterin Erika Bungartz liegen blank: Erst trödelt er rum und „plötzlich prescht er vor und ist weg!“ Dabei sollte Wolfgang Krüger genau jetzt den CeBIT-Gemeinschaftsstand der Telekommunikations-Unternehmen aus Berlin und Brandenburg besuchen. Punkt 8 auf dem CeBIT-Programm des Wirtschaftsministeriums. Bungartz stellt sich auf Zehenspitzen, um die Menschenmenge in der Ausstellungshalle 13 besser überblicken zu können – doch von Krügers silbergrauen Bürstenhaarschnitt keine Spur: „Wo bleibt er denn nur?“

Die Zeit für die einzelnen Stände ist an diesem ersten Messetag knapp bemessen. Schließlich präsentieren sich in diesem Jahr mehr als 230 Unternehmen aus der Hauptstadtregion bis morgen auf der weltweit größten Computermesse in Hannover. Doch so plötzlich wie er verschwunden war, taucht Krüger auch wieder auf und begrüßt schon die ersten Firmenchefs. Unter ihnen Matthes Derdack, der dem Staatssekretär die neueste Entwicklung des gleichnamigen Potsdamer Unternehmens erklärt. Mit seiner Software können Handynutzer Fotos und Filmchen per MMS direkt vom Mobiltelefon auf eine Internetseite stellen. So können sich Freunde die Urlaubsschnappschüsse schon angucken, während die Reisenden noch im warmen Strandsand liegen. Auf dem „Derdack“-Stand mit dabei: Schauspielerin Doreen Jacobi, die Mitte der 90er erst die Software-Handbücher der frisch gegründeten Software-Firma ins Englische übersetzte und seit 1999 Anteile der GmbH hält. Nun ist sie schon das fünfte Jahr mit auf der CeBIT und freut sich, wie gut die leeren Tüten mit dem Firmenlogo ankommen. „Manche sammeln die richtig“, erzählt sie. Und andere seien froh, irgendetwas zu haben, um die vielen Broschüren hineinzupacken. Spätestens morgen muss die Potsdamerin aber schon wieder vor der Kamera stehen – für einen ZDF-Film.

Während Staatssekretär Krüger noch mit Derdack schnackt, wirft ihm Erika Bungartz einen strengen Blick zu, weiter geht''s. Allein auf den drei berlin-brandenburgischen Gemeinschaftsständen stellen 52 Firmen ihre Produkte vor – darunter neun Unternehmen aus Potsdam. Und so hetzt Wolfgang Krüger von Halle zu Halle, von Stand zu Stand. Gefolgt von einem elfköpfigen Tross aus Mitarbeitern, Messeorganisatoren, Journalisten und einer Frau Bungartz, die ständig auf ihre Armbanduhr blickt und dem Staatssekretär Zeichen gibt, wenn eines der Gespräche mit den Ausstellern zu lange dauert.

Bei „aibis Informationssysteme Potsdam“ sieht sich Krüger mobile Scanner an. Für weiter gehende Informationen reicht die Zeit nicht, aber immerhin erfährt Krüger, dass es der Branche wieder besser gehe. In der nächsten Halle auf dem dritten Gemeinschaftsstand – die nächste Software aus Potsdam : „adaptability analyzer“, entwickelt von den Wirtschaftsinformatikern der Uni. Das Programm überprüft Warenwirtschaftssysteme auf ihre Wandelbarkeit. 5000 Euro kosten neun Quadratmeter auf diesem Stand. Damit sich die lohnen, mischen sich die Uni-Forscher in die Menschenströme davor, um Kunden zu werben, die für die neue Software zahlen wollen.

Nach dem achtstündigen Rundgang beim Sektempfang am Berlin-Brandenburg-Stand ist Staatsekretär Krüger „voll gepumpt“ mit Eindrücken. Nächstes Mal, meint er, sollten vielleicht weniger Punkte auf dem Programm stehen. Dabei waren es auf der CeBIT 2006 nur 14, im vergangenen Jahr dagegen noch 17, aber die Zeit war damals viel zu knapp...

Juliane Wedemeyer

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