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Homepage: Action-Helden in 3D

Das Symposium Insight Out an der HFF beleuchtet den gegenwärtigen 3D-Boom von allen Seiten

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Wenn die Sonne unter die Wolkendecke taucht und es Nacht wird, beginnt in der Atacama Wüste in Chile der „Tanz der Teleskope“. In einer der trockensten Gegenden der Welt richten sich die Spiegel und Sensoren nach dem Lauf der Sterne aus und verfolgen ihren nächtlichen Weg. So bestimmen Wissenschaftler die Bedeutung der Erde im Weltraum. Mit dreidimensionalen, gestochen scharfen Bildern war die Forschungslandschaft beim Insight Out Symposium an der Babelsbeger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) zu betrachten. Mit Vorträgen, Workshops und Besuchen bei der Filmindustrie bietet das Symposium noch bis heute einen Blick in die gegenwärtige Filmlandschaft und dazu Trainingsmöglichkeiten für Studenten.

277 000 Euro habe die Herstellung des 3D-Films über das Observatorium gekostet, erläutern deren Regisseure Nikolai Vialkowitsch und Dominik Avenwedde. Das ist im Vergleich zu den vermuteten 237 Millionen Dollar für „Avatar“ von James Cameron ein Taschengeld. 3D-Produktionen müssen also nicht zwangsläufig Unsummen verschlingen.

Dreidimensionale Bilder stehen im Mittelpunkt des Trainings-Symposiums für Digitales und HDTV Kino an der HFF. Große Hoffnungen knüpfen sich an den Technikschub, den die Branche durch den ernormen Erfolg des Science Fiction Block Busters „Avatar“ und eine Reihe anderer neuer 3D-Produktionen erhält.

„Die Größenverhältnisse müssen nicht immer stimmen, Hauptsache der Betrachter bekommt keine Kopfschmerzen“, konstatiert Oscar-Preisträger Brian Van’t Hul. Er war als Supervisor für die Special Effects in dem Kinderfilm „Coraline“ zuständig. In Potsdam erläutert Hull die komplizierten technischen Berechnungen, die notwendig waren, um den dreidimensionalen Eindruck des Films herzustellen, der aus einzeln fotografierten Bildern zusammen gesetzt ist. Das Wissen hierfür vermittelten Workshops den Studenten der Hochschule dann im Detail.

Auch die Hochschule blickt bereits stolz auf ihre Low-Budget 3D-Produktion: „Topper gibt nicht auf“. Der Studentenfilm erzählt die Story des alternden Action-Helden Til Topper, der zunächst am Set arrogant herum pöbelt, dann aber samtweich wird und so schließlich dem Regisseur die Freundin abspenstig macht. Prime, ein Verband mehrerer Fraunhofer Institute, Film- und Technikfirmen, fördert das Projekt. Mit dem 3D- Film und daran anschließenden Studien wollen Filmwissenschaftler genaueres über die Akzeptanz der bereits neunzig Jahre alten Technik wissen. Das könnte nötig sein. Denn schon in den 50er Jahren verschwand die 3D-Technik nach einem kurzen Strohfeuer wieder in den Vorratsschränken der Filmindustrie. Der mit 5,8 Millionen Euro geförderte Prime Verbund geht dagegen davon aus, dass sich 3D auch im Fernsehbereich etablieren kann. Das allerdings bezweifeln Techniker des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institutes. Die technischen Voraussetzungen für dreidimensionales Sehen seien mit einem entsprechenden Abstand vom projizierten Bild im Kino einfacher zu bewältigen. Unmittelbar vor der Flatscreen könnten sich aufgrund der Verschiebung der Bildebenen Probleme ergeben, die sich viel schwieriger handhaben lassen.

Unabhängig davon, ob sich 3D nun wirklich als neuer Standart durchsetzen wird, gehen die Filmwissenschaftler auf dem Festival davon aus, dass zunächst einmal eine Menge neuer Jobs in dem Bereich entstehen werden. Denn es gebe gegenwärtig eine große Nachfrage, aber sehr wenig Inhalte, deshalb seien schnelle Schulungsmöglichkeiten notwendig. Die gebe es nicht zuletzt bei dem Symposium. Es dauere aber dennoch einige Jahre, bis sich ein Filmemacher die Besonderheiten des stereoskopischen Filmens erschlossen habe, sind sich die versammelten Fachleute einig.

„Grundsätzlich funktioniert jeder Film auch in 3D“, verkündet dagegen selbstbewusst Phil Streather, der sich mit seiner Firma auf entsprechende Produktionen spezialisiert hat. „Ein Film darf aber nicht zu viele Gimmicks haben, er muss sich auf die Geschichte konzentrieren“, schränkt er ein. Warum die restriktive Handhabung von Effekten gerade bei Avatar gelungen ist, weiß Streather auch: „Cameron hat ein persönliches Problem mit dreidimensionalem Sehen“. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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