Landeshauptstadt: Adams alte neue Gärten
Potsdamer Landschaftsarchitekt gestaltete rund um die Moritzburg das Gelände der Laga in Zeitz
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Potsdamer Landschaftsarchitekt gestaltete rund um die Moritzburg das Gelände der Laga in Zeitz Von Erhart Hohenstein Was in Potsdam noch bevorsteht, hat die Stadt Zeitz hinter sich gebracht. Sie hat ihre lange vernachlässigte historische Mitte zurück gewonnen. Dafür sorgte ein Potsdamer: der Landschaftsarchitekt Marcel Adam, der seit 1993 in der Weinbergstraße sein Büro führt. Er beteiligte sich 2001 am internationalen Wettbewerb um die Gestaltung des Geländes für die erste Landesgartenschau Sachsen-Anhalts, setzte sich gegen 30 Mitbewerber durch und bekam – was nicht selbstverständlich ist – auch den Zuschlag für die Arbeiten. Adam fand rund um die Moritzburg, seit Anfang des 18. Jahrhunderts glanzvolle Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz, überbaute und verschandelte Gartendenkmale vor. Der Schlosspark war zum Rummelplatz geworden, durch eine unvollendeten Straßenbau der NS-Zeit zerschnitten, sein Johannisteich zugeschüttet und der ihn durchfließende Wilde Bach verrohrt worden. Die Stadtgärtnerei hatte hier ihren Wirtschaftshof gebaut. Der historische Lustgarten war völlig verschwunden. Auf seinem Gelände machten sich inzwischen leer stehende Industriebauten des VEB Wäscheunion breit. Der Brehmsche Garten wurde für Kleingärten parzelliert. Im Rossner Park, einem denkmalgeschützten Landschaftsgarten, war der Heimatzoo untergebracht. Die Zeitzer hatten sich „an den völlig desolaten, verwahrlosten Zustand gewöhnt“, und so stieß der Potsdamer Landschaftsarchitekt anfangs auf Widerstand, als er den „Wald“ roden ließ, der in Jahrzehnten so dicht um die Burg aufgewachsen war, dass er sie fast vollständig verdeckte. Auch die Kleingärtner wehrten sich heftig, drei davon mit Erfolg, so dass ihre Parzellen als Einsprengsel im Brehmschen Garten erhalten blieben, der zu einem Spielbereich „Kleine Baumeister“ mit Holzgerüstbauten und vielgestaltigen Sandsteinblöcken wurde. Je mehr das Laga-Gelände Gestalt annahm, und dies nach verspätetem Baubeginn in hohem Tempo, desto mehr wich Kritik der Anerkennung. Marcel Adam biederte sich der Historie weder an noch missachtete er sie. Wo sie wertvolle Fragmente hinterlassen hatte, machte er sie wieder sichtbar. Wo sie fehlten, nahm er die alten Themen wie Lustgarten und Schlosspark wieder auf, doch in modernen Formen. Das trifft beispielsweise auf den neuen Johannisteich zu. Adam erinnert nicht nur an die barocke Gestaltung, sondern an all die Entwicklungen und Verwerfungen, die das Gelände über die Jahrhunderte erfuhr. So erhielt jeder Bereich ein individuelles, oft überraschendes Gesicht. Adam glaubt, dass dieses Konzept ein Hauptgrund war, dass er den Wettbewerb gewann, und dass die Heterogenität die Qualität des Laga-Geländes ausmacht. Die Geschmäcker sind verschieden, aber die Wiedergewinnung der 1708 errichteten, nur in Resten erhaltenen Orangerie und ihres Parterres, auf dem 1811 sogar ein Gefängnis errichtet worden war, beeindruckt besonders. Farbige Blumenflächen und das Zusammenspiel von ruhigem und bewegtem Wasser erinnern an den barocken Ursprung, die aus Edelstahl angefertigte Brunnenanlage aber ist ganz neuartig. All die an der Moritzburg wieder hergestellten oder neu geschaffenen Gartenräume zu beschreiben, ist ein müßig Ding. Gärten muss man sehen, erleben, durchwandern. Das wird den Potsdamern leicht gemacht. Die Urania veranstaltet am Montag, dem 21. Juni, eine Exkursion zur Zeitzer Laga. Vorher könnten die Teilnehmer in der sanierten und neu genutzten Ulanenkaserne an der Jägerallee einen Blick auf die Außenanlagen werfen. Deren Gestaltung stammt ebenfalls von Marcel Adam.
Erhart Hohenstein
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