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Bewegendes Gedenken. In der Potsdamer Kirche St. Peter und Paul nahmen am Mittwoch rund 1000 Bundespolizisten Abschied von ihrem getöteten Kollegen. Der Brandenburger Lutz A. war am 21. März bei einer Übung nahe des Berliner Olympiastadions ums Leben gekommen.

© Bernd Settnik/dpa

Landeshauptstadt: „Akkurat als Pilot und als Mensch“

In der St. Peter und Paul Kirche verabschiedeten sich knapp 1000 Bundespolizisten von Lutz A.

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Innenstadt - Nicht alle kannten Lutz A. persönlich, doch fast alle der knapp 1000 Bundespolizisten waren sichtlich mitgenommen, als am Mittwochnachmittag in der Potsdamer St. Peter und Paul Kirche die Trauerfeier für ihren verunglückten Kollegen stattfand. Bei einer Übung nahe dem Berliner Olympiastadion war der 40-Jährige aus Brandenburg am vergangenen Donnerstag ums Leben gekommen.

Ganz vorne in der ersten Reihe der voll besetzten Kirche saßen auch die Witwe und Eltern des Verstorbenen. Lutz A. war fünffacher Vater, vor wenigen Jahren musste die Familie schon den plötzlichen Tod eines Kindes verkraften. „Der Tod trifft uns immer ins Herz, noch mehr, wenn es der Vater ist, der die Familie wahnsinnig geliebt hat, der seinen Beruf wahnsinnig geliebt hat“, wandte sich der katholische Dekan der Bundespolizei, Pater Jordanus, direkt an die Angehörigen.

Ein Zwischenrufer unterbrach die Gedenkfeier kurz mit der Frage nach der christlichen Erklärung für den Tod. Pater Jordanus hatte gleich zu Beginn seiner Rede auf die vielen Abbilder des Leidens in der Kirche verwiesen, Werke, die man sich eigentlich nicht gerne ansehe, die aber Trost und Solidarität vermitteln könnten.

„Wir kommen an einen Punkt, an dem wir uns fragen, warum manchen Menschen so viel mehr aufgebürdet wird als anderen“, sagte auch Thomas Helbig, der Leiter der Bundespolizei-Fliegertruppe. Trost fand er vor allem in seinen Erinnerungen an den Freund und Kollegen. Er hatte Lutz A. unter anderem bei einem Einsatz in der ägyptischen Wüste erlebt. „Über Zypern, Griechenland, Italien und Österreich flog er das Kontingent damals sicher nach Hause.“ Es war der bislang längste Flug in der Geschichte der Fliegerstaffel.

Neben den fliegerischen Qualitäten unterstrich Helbig vor allem den feinsinnigen Humor seines Freundes. Lutz A. war Herrenmaßschneider, bevor er 1993 in den Bundesgrenzschutz eintrat, aus dem 2005 die Bundespolizei hervorging. Ein Kunstfertiger sei er gewesen, akkurat und elegant als Pilot und als Mensch, so Helbig. „Schnittmuster und Instrumentenkarten – beides muss strikt befolgt werden, beides konnte er aber auch interpretieren, um dann etwas Besseres daraus zu machen.“ Als erfahrenen und passionierten Flieger beschrieb ihn auch der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Dieter Romann. „Er konnte alles fliegen und mit ihm traf es einen der Besten, die wir hatten“, so Romann. Lutz A. sei der fachliche Dreh- und Angelpunkt der Blumberger Hubschrauberstaffeln in Brandenburg gewesen.

In den vergangenen Tagen hatte es im Berliner Abgeordnetenhaus Kritik an dem Trainingseinsatz bei heftigem Schneegestöber gegeben. Beim Landeanflug waren zwei Helikopter zusammengeprallt, Lutz A. starb noch an der Unfallstelle. Sieben weitere Bundespolizisten wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Sie sind mittlerweile außer Lebensgefahr, die Ermittlungen zu den genauen Unfallursachen dauern aber noch an. Angesichts der miserablen Sichtverhältnisse hätte die Anti-Hooligan-Übung abgebrochen werden müssen, hieß es bei Grünen und Linken im Berliner Senat.

Solche Wetterbedingungen seien jedoch Alltag für die Piloten der Bundespolizei, die Alpenüberquerung etwa, die schon Helbig angesprochen hatte, sei viel herausfordernder gewesen, so Romann. „Die Flieger der Bundespolizei sind national und international anerkannt und genießen unser vollstes Vertrauen – im Übrigen auch das der Bundesregierung.“ Ohne zu zögern würden die Piloten auch einen Flug mit der Bundeskanzlerin absagen, wenn sie die Wetterbedingungen als zu gefährlich einschätzen würden, fügte er hinzu.

Auch unter den angereisten Bundespolizisten gab es keinen Zweifel am Einsatz und an der Sicherheit der Fliegerstaffeln. „Es ist ein gefährlicher Beruf, bei dem man leider auch mit so etwas rechen muss“, sagte Jürgen Jakobs, Generalinspektor der Bundespolizei, den PNN. Trostvoll sei aber der Zusammenhalt innerhalb der Bundespolizei.

Den soll auch die Familie von Lutz A. spüren: Die Bundespolizei-Stiftung hat inzwischen ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen eröffnet, das Geld soll vor allem den vier Kindern zugute kommen. Eine erste Großspende über 5 000 Euro kam bereits am Mittwoch von einer Bank in Berlin-Brandenburg, hieß es.

Spendenkonto für die Familie des Verunglückten: 683 680 bei der Sparda Bank West eG, BLZ: 370 605 90, Kennwort „Flugunfall Olympiastadion“.

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