zum Hauptinhalt

Homepage: Akteure im Hintergrund

Nur 21 Studenten haben sich in diesem Jahr mit ihren Filmen für den „Sehsüchte“-Produzentenpreis beworben

Stand:

Diesmal geht es nicht nur um gut erzählte Filmgeschichten. Um die schöne Hanne zum Beispiel, die in „Großstadträuber“ inkognito, mit grauer Langhaarperücke, durch ihr falsches Leben geht, auf der Suche nach dem richtigen. Oder das Mädchen Lisa in „Mondscheinkinder“, die mit ihrem kleinen, hautkrebskranken Bruder Paul ins All reist, um ihm das Leben auf der Erde erträglicher zu machen.

Beim Wettbewerb um den Produktionspreis der Sehsüchte geht es am Mittwochnachmittag zwar auch um Hanne, Lisa und Paul, aber ebenso um harte Fakten, Finanzplanung und Sponsoring, die auf dem Anmeldungsbogen abgefragt werden. Der Preis geht an den Produzenten oder Produktionsleiter, der es am besten geschafft hat, das „Production Value“ zu erhöhen, sagt Nicole Kreysel von der Filmhochschule Potsdam, die den Wettbewerb mit ihrem Kollegen von der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin Paul Zischler organisiert hat. Anbei muss der Bewerber dann noch seine besonderen Leistungen beschreiben, erklären wie er seine Geldgeber gewonnen hat, und erklären, warum die Vorkalkulation von der Nachkalkulation abweicht.

So was muss abschrecken – zumindest die Studenten von Filmhochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, an die sich der Wettbewerb wendet. Die nämlich scheinen sich lieber auf ihre kreative als auf ihre kalkulierende Seite zu konzentrieren. Oder geht etwa die Planung bei vielen Hochschulfilmen so den Bach runter, dass man mit so etwas erst gar nicht anzutreten braucht? Wie sonst lässt sich erklären, dass für den im „Sehsüchte“-Vergleich mit 13 000 Euro sehr hoch dotierten Preis (für den zweithöchsten, den Dokumentarfilmpreis, gibt es 5000 Euro) nur 21 Studenten ihre Unterlagen eingeschickt haben?

Zehn Filme hat das Organisatoren-Duo für das Programm ausgewählt. Darunter den siebenminütigen Animationsfilm „Mr. Schwartz, Mr. Hazen, Mr. Horlocker“, den 40-minütigen Spielfilm „Richtung Leben“ und der Kurzfilm „Elsas Geburtstag“. Drei mal zwei Stunden Vorführzeit hat der Preis im Festival.

Eine übersichtliche Konkurrenz im Vergleich zu den anderen neun Preisen, um die viel mehr Filme im Wettbewerb stehen. Schließlich sind insgesamt über 1000 Filme im Briefkasten der „Sehsüchte“ gelandet. Eine Erklärung dafür hat Nicole Kreyßel nicht: In diesem Jahr haben sich sogar halb soviel Produzenten beworben, sagt sie. Zwischen 40 und 50 Einsendungen gab es bisher gewöhnlich.

Nicht nur das Filmeschauen, auch das Durchlesen der dicken Begleitmappen hat der HFF-Studentin Spaß gemacht. Aber schließlich studiert sie Film- und Fernsehproduktion, wird sich später mit den gleichen Aufgaben befassen wie die Bewerber. Sie wird Gelder und Technik besorgen, sehen, wie sich Ideen gut und günstig auf die Leinwand bringen lassen.

Über den Siegerfilm entscheiden dann Profis. In der Jury sitzt Oliver Berben, der als Produzent „Sass – die Meisterdiebe“ realisiert hat. Innelore König ist dabei, die Geschäftsführerin der Kinderfilm GmbH, und die Produzentenpreisträgerin vom vergangenen Jahr Christine Haupt.

Im Gespräch nach den Filmvorführungen wird gefragt, wie die Studenten den bekannten Fabian Busch für die Rolle des „Tomek“ in „Großstadträuber“ gewinnen konnten. Oder wie die jungen Laiendarsteller in „Mondscheinkinder“ es geschafft haben, so authentisch zu spielen. Wie die Produzenten Dirk Wellbrock und Jamila Wenske die auf dem Abspann vorüberrasenden Sponsoren gewinnen konnten hat nicht interessiert. Produzentenarbeit sieht man nicht. Marion Hartig

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })