Landeshauptstadt: Aktionstag gegen Alltagsrassismus
Antirassismustag am 21. März / Untersuchung zur Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt geplant
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Die Zahl der rechten Gewalttaten in Potsdam ist zwar zurückgegangen – die Zahl der rassistisch motivierten Übergriffe dagegen stabil geblieben. Das rechnete Tobias Pieper von der Opferperspektive, einem Verein, der sich brandenburgweit für Opfer rechter Gewalt einsetzt, gestern vor: Von sieben rechten Gewalttaten im Jahr 2010 waren sechs rassistisch motiviert, im Jahr davor lag das Verhältnis noch bei zwölf zu neun, 2008 bei sechzehn zu sechs. Bei den Übergriffen habe es sich zumeist um Männer gehandelt, die in angetrunkenem Zustand gegen Migranten oder „nichtweiße Deutsche“ handgreiflich wurden – ein Indiz für Alltagsrassismus, so Pieper.
Das Problem Alltagsrassismus steht im Mittelpunkt des diesjährigen Internationalen Tages zur Beseitigung des Rassendiskriminierung am 21. März, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern erklärte. In Potsdam ist unter anderem eine Lesung am Humboldt-Gymnasium mit der jüdischen Schriftstellerin Ruth Koren geplant. Am nächsten Dienstag wird am Leibniz-Gymnasium die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert- Stiftung eröffnet, die dort bis 15. April zu sehen sein wird. Bereits am heutigen Samstag wollen die Fußballer des SV Babelsberg 03 der Kampagne „Rassismus ins Abseits“ beitreten – eine entsprechende Erklärung verlesen Spieler und Fanclub-Mitglieder vor dem Spiel gegen Unterhaching, so Jakobs.
Die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus sei in der Landeshauptstadt „systematisch und kontinuierlich“ ein Thema, betonte der Oberbürgermeister und verwies auf das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“. Die Mitglieder, darunter soziale Träger, das Jugendamt, Studentenvertreter, die Polizei sowie Fraktionen und Gruppen des Stadtparlaments, träfen sich mindestens einmal im Quartal zum Austausch. Das Bündnis habe sich in den vergangenen Jahren zu einer Struktur entwickelt, „die uns sehr schnell in die Lage versetzt, viele Menschen mobilisieren zu können“, sagte Jakobs.
Zum Stichwort Alltagsrassismus will das Bündnis 2011 dem Thema Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt nachgehen – dazu sollen unter anderem die Wohnungsgesellschaften eingeladen werden. Auch die Lage in den öffentlichen Verkehrsmitteln und an den Schulen soll diskutiert werden, so Jakobs. jaha
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