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Der Studiengang „Filmmusik“ an der HFF geht ins dritte Semester
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Selbst Stummfilme kommen nicht ohne aus. Musik gehört zum Film wie die Leinwand zum Kino. Trotzdem wird die Filmmusik in Deutschland nur wenig wahrgenommen, was sich auch in den zaghaften akademischen Weihen dieses Faches ausdrückt. Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), die sich zum Ziel gesetzt hat, alle für Filmproduktionen relevanten Studiengänge anzubieten, hat in diesen Wochen die Professur für Filmmusik mit dem Komponisten Ulrich Reuter besetzt und bietet nun im dritten Semester den Studiengang Filmmusik an.
Die Herausforderungen eines solchen Studienganges sind sowohl für die Filmhochschule, die eine musikalische Ausbildung anbieten muss, wie auch für die Studierenden hoch. Denn wer Filmmusik studieren will, muss nicht nur Komponist und Musiker sein, sondern sich auch auf die Funktionalität von Musik innerhalb des Mediums Film einlassen. So gleicht die Arbeit des Filmmusikkomponisten der des Kameramannes. Wie dieser verwendet er Nahaufnahme und Zoom sowie Blenden, Weichzeichner, Montagen, Mehrfachbelichtungen und Slowmotion, nur eben nicht im visuellen, sondern im akustischen Sinne.
Die Komposition, so Prof. Bernd Wefelmeyer, Prodekan für Filmmusik an der HFF, ist das Bindeglied im Film. Ihre Wichtigkeit innerhalb eines cineastischen Kunstwerks könne nicht überschätzt werden. Voraussetzung für einen gelungenen Film sei allerdings die Teamfähigkeit aller Beteiligten, auch des Komponisten. Filmmusik ist ihrer Definition nach Gebrauchsmusik. Sie unterliegt dem Zwang, vorgegeben Zeitschienen zu füllen, und sie muss der Dramaturgie des Filmes dienen. Für die Ausbildung von Filmmusikkomponisten, die in Deutschland kaum eine eigenständige Tradition hat, ist die Anbindung an eine Filmhochschule somit ein Glücksfall, da hier Praxisorientierung verlangt wird.
Die hohen Anforderungen des Studiengangs beginnen schon bei der Aufnahmeprüfung. Ein abgeschlossenes Grundstudium der Musik ist die Voraussetzung, kompositorische und spielerische Fertigkeiten werden geprüft, Partituren sowohl für Orchester, wie für Kammermusik müssen eingereicht werden. Ohne diese strengen Vorgaben wäre das sechssemestrige Hauptstudium kaum zu meistern, da sonst für das eigentliche Lernziel, die Erarbeitung von Filmmusik im Verbund der anderen am Film beteiligten Gewerke, nicht genug Raum bliebe. Für die Zukunft ist eine enge Kooperation mit der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler geplant, die das musikalische Grundstudium gewährleisten soll.
Von den fünf im ersten Jahr immatrikuliert Studierenden hat bereits jeder an einem Film mitgewirkt. „Der vermeintliche Zwang, sich einer Regieidee unterzuordnen, erwies sich als reizvolle Herausforderung“, so Tilmann Dehnhard, der bereits an der UdK studiert hat. Die Bedingungen seien ideal, wo sonst hätte ein Komponist die Möglichkeit, seine Werke zeitnah von einem Orchester vorgespielt zu bekommen, denn einmal im Monat nimmt sich das Filmorchester Babelsberg der studentischen Arbeiten an.
Daneben sei das Ausbildungsangebot breit, umfasse nicht nur die computergestützte Musikproduktion und die Ausbildung in Aufnahmetechniken. Nicht zuletzt bietet die Hochschule auch theoretische Ausbildung, so sitzen die Filmmusikstudenten jeden Montag in der Vorlesung über Filmgeschichte. Am meisten gelernt habe er von dem Zeichentrickfilm „Ice Age“ erzählt Dehnhard. Trickfilme entstehen per se ohne Tonspur, jedes Geräusch in ihnen ist komponiert, weshalb sie sich besonders dafür eignen, die Funktion von Filmmusik zu studieren. Dehnhard, der sonst als frei schaffender Musiker lebt, gerät ins Schwärmen: „Die große Dankbarkeit der Filmer, wenn meine Musik wirklich zu ihrem Film passt, habe ich so woanders noch nicht erlebt. Es ist toll als Musiker gebraucht zu werden.“ Lene Zade
Lene Zade
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