Landeshauptstadt: „Akut gefährdet“
Der Notfallseelsorge fehlen ehrenamtliche Mitarbeiter – Kreissynode der evangelischen Kirche tagt
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Die Arbeit der seit zehn Jahren ehrenamtlich in Potsdam tätigen Notfallseelsorge ist „akut gefährdet“. Das geht aus dem Jahresbericht des Potsdamer Superintendenten Joachim Zehner für die Herbstsynode des hiesigen Kirchenkreises hervor, bei der heute und morgen unter anderem der Finanz- und Stellenplan der Kirche diskutiert werden soll.
In dem den PNN vorliegenden Bericht heißt es, mit den nur noch zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern könne der Dienst in der Landeshauptstadt nicht gewährleistet werden. Die Seelsorge, ehrenamtlich geleitet durch den Arzt Dr. Marco Weiland, benötige mindestens fünf engagierte Personen zusätzlich. „Bitte werben Sie in den Gemeinden für diesen wichtigen Dienst!“, so Zehner. Nach eigenen Angaben unterstützt die Notfallseelsorge Einsatzkräfte „in psychisch besonders belastenden Situationen“, etwa bei schweren Unfällen, Suizidandrohungen und beim Überbringen von Todesnachrichten. Ein wichtiger Punkt des Jahresberichts: Entgegen dem Deutschlandtrend nimmt in Potsdam die Zahl der Kirchenmitglieder zu. So hatte der Potsdamer Kirchenkreis Ende vergangenen Jahres 25867 Mitglieder, 217 mehr als im Jahr zuvor, heißt es in Zehners Bericht, den er am Samstag im Friedenssaal der Friedensgemeinde, Schopenhauerstraße 24, vortragen wird. Mit etwa 2400 Mitgliedern sei die Erlöserkirchgemeinde in der Brandenburger Vorstadt die größte Gemeinde in Potsdam. Erfreulich sei auch das „wachsende Interesse am Religionsunterricht“, das sich in einer zunehmenden Schülerzahl niederschlage. So hätten 2010 rund 4600 Schüler diesen Unterricht besucht, etwa 300 mehr als im Jahr zuvor. Angesichts der steigenden Mitgliederzahlen soll die Arbeit der Kirche erweitert werden. Unter anderem ist für nächstes Jahr eine neue Kreispfarrstelle „Kirche im Kiez“ geplant. Ferner wolle der Kreiskirchenrat „wieder stärker konzeptionell arbeiten“, heißt es in dem Bericht – etwa bei der Arbeit mit Senioren und Kindern.
Wenig Neues kann Zehner zum Dauerstreit um den Umgang mit den Missbrauchvorwürfen gegen den pensionierten Pfarrer Uwe D. mitteilen. Wie berichtet hatte die Landeskirchenleitung im Juni 2011 die Auflösung des Gemeindekirchenrates (GKR) Heilig-Kreuz beschlossen, der Uwe D. früher vorstand. Der Grund: Die Landeskirche wirft dem GKR vor, er habe beim Umgang mit den Vorwürfen gegen D. seine Amtspflichten verletzt. Der GKR habe gegen diesen Beschluss nunmehr Klage beim kirchlichen Verwaltungsgericht erhoben, heißt es in dem Bericht. „Die Klage hat aufschiebende Wirkung.“ Damit sei der GKR vorerst weiter für die Gemeinde verantwortlich. „Ich kann leider keinen Termin nennen, wann mit einer Entscheidung des kirchlichen Verwaltungsgerichtes zu rechnen ist“, so Zehner. Das kirchliche Disziplinarverfahren gegen den früheren Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde sei ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Ein in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten zur Kündigung der Gemeindewohnung, in der Uwe D. in der Kiezstraße wohnt, habe darüber hinaus ergeben, „dass eine Kündigung keine Erfolgsaussichten hat“, heißt es in dem Bericht weiter. D. indes bestreitet alle Vorwürfe und beruft sich unter anderem darauf, dass die Staatsanwaltschaft alle Ermittlungen gegen ihn eingestellt habe – tatsächlich unter anderem deshalb, weil die vermuteten Vorfälle bis zu 30 Jahre zurücklagen und damit laut Staatsanwaltschaft bereits verjährt waren. Auch der Heilig-Kreuz-Kirchenrat hatte eine Entschuldigung von Zehner gefordert, weil sich kein Vorwurf gegen Uwe D. juristisch bestätigt habe.
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