Aus dem GERICHTSSAAL: Albtraum in der Sauna?
Polizist wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt / Urteil am 18. Mai
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Seit dem 22. April muss sich ein Polizist wegen sexueller Nötigung sowie versuchter Vergewaltigung vor dem Schöffengericht verantworten. Laut Anklage soll der inzwischen 49-jährige Heiko H.* im August 2006 in einer privaten Saunaanlage in Marquardt die unbekleidete Karina K.* gegen ihren Willen geküsst und ihr in den Schritt gefasst haben. Bei einem anderen Saunabesuch – so die Staatsanwaltschaft – habe der Angeklagte versucht, die auf Gehhilfen angewiesene Frau zu vergewaltigen. Im November habe er ihr im Saunabereich die Brust massiert.
Karina K. verfüge über eine blühende Phantasie, versicherte eine als Zeugin geladene Stammbesucherin der Sauna am gestrigen zweiten Verhandlungstag. „Als wir von der Anzeige erfuhren, die sie erstattet hat, haben wir uns schon sehr gewundert.“ – „Karina hat immer Geschichten erzählt, die unglaubwürdig sind“, bestätigte eine weitere Zeugin. „In meinen Augen ist sie eine Spinnerin, die stets im Mittelpunkt stehen will.“ Ein anderer Saunagast berichtete: „Heiko H. kommt zwar alleine in die Sauna, aber dort ist er regelmäßig mit uns zusammen. Ich habe keine Berührungen zwischen ihm und Karina K. beobachtet.“
Gesehen hat Dietmar D.* (46) zwar auch nichts. Aber er glaubte seiner inzwischen von ihm getrennt lebenden Ehefrau. Sie tritt im Prozess als Nebenklägerin auf. „Karina hatte schon fünf- oder sechsmal erwähnt, der Heiko hat sie angefasst. Sie fand ihn ein bisschen aufdringlich“, erinnerte sich der Fuhrunternehmer gestern. Als er seiner Gattin riet, die Sauna künftig zu meiden, habe sie auf deren günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis und die für ihr Leiden heilsame Wärme verwiesen. An einem Novembertag des Jahres 2006 sei Karina K. dann „total aufgelöst“ gewesen. „Sie erzählte mir , Heiko hat sie in eine Ecke gedrückt und begrabscht.“ Was genau passiert sein soll, habe er erst aus dem Text der Strafanzeige erfahren. Später habe ein Rechtsanwalt – er gehört ebenfalls zu den Stammbesuchern der Sauna in Marquardt – angerufen und seine Frau gebeten, die Anzeige gegen Heiko H. zurückzuziehen. Karina K. leide seit den vermeintlichen Übergriffen an Albträumen, begab sich in psychologische Behandlung, so Dietmar D.
Dr. Andreas L. (49), Facharzt für therapeutische Medizin und Psychosomatik, attestierte dem mutmaßlichen Missbrauchsopfer eine posttraumatische Belastungsstörung mit Erregungszuständen, Angst und Panikattacken. Darüber hinaus leide Karina K. an Depressionen sowie chronischen Rückenschmerzen. „Sie hat bis jetzt 50 Sitzungen bei mir gehabt. Ich konnte keine Anhaltspunkte für Schizophrenie oder eine Psychose finden“, so der Gutachter. Karina K. – aus zerrütteten Familienverhältnissen kommend, in mehreren Kinderheimen aufgewachsen – sei mit 12 Jahren schon einmal Opfer eines schweren sexuellen Übergriffs geworden. „Es ist möglich, dass man sich bei erneutem Missbrauch nicht adäquat wehrt. Es kann aber auch sein, dass ihr das wegen ihrer Wirbelsäulenerkrankung gar nicht möglich war“, führte der Sachverständige aus. Die Verhandlung wird am 18. Mai mit den Plädoyers fortgesetzt. Dann soll auch das Urteil gesprochen werden. (*Namen geändert.) Hoga
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