Landeshauptstadt: Aldi versteckt zwischen Büros und Fabrik
Bewohner der Berliner Vorstadt wollen künftig frühzeitige Beteiligung. Darum legen sie jetzt für B-Plan zusammen.
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Bewohner der Berliner Vorstadt wollen künftig frühzeitige Beteiligung. Darum legen sie jetzt für B-Plan zusammen. Von Nicola Klusemann Berliner Vorstadt. Damit es künftig keine „ästhetischen Missgriffe“ wie das immer wieder angeführte Glienicker Horn in der Berliner Vorstadt gibt, werden die Bewohner jetzt für einen wohngebiets-übergreifenden Bebauungsplan zusammenlegen. Darauf verständigte sich die Zuhörerschaft einer Podiumsdiskussion am Dienstag Abend in der Villa Kellermann, zu der der Verein Berliner Vorstadt eingeladen hatte. Die planerischen Grundlagenpapiere seien seit Jahren in Arbeit, erklärte der Fachbereichsleiter Stadtplanung und Bauordnung Andreas Goetzmann und beschrieb vielmehr ein ruhendes Verfahren denn einen Arbeitsvorgang. „Wir konnten noch niemanden zur Kostenübernahme für die B-Pläne überreden“, so Goetzmann. Das Wohngebiet ist in nördliche und südliche Vorstadt eingeteilt. Der Norden habe sogar erste Priorität. „Trotzdem haben wir das Geld nicht.“ Als die Freunde des Stadtteils erfuhren, dass es hier um eine Summe von „nur“ 20000 Euro geht, wollte schon so manch einer spontan sein Scheckbuch zücken. „Wir werden uns erst im Vorstand einigen“, erklärte der Vorsitzende des Wohngebietsvereins, Peter Daniel. Es sei aber „sehr wahrscheinlich“, dass der Verein den B-Plan „Nördliche Berliner Vorstadt“ finanziere. Ein solches Grundlagenpapier, so hoffen die Vorstädter, hätte auch Tatsachen wie „Aldi“ und „Lidl“ verhindern können. Die beiden Discounter bauen Verkaufseinrichtungen in der Berliner Straße 48 beziehungsweise 121. Auch wenn sich die Bewohner Einzelhandel und bessere Nahversorgung wünschen, fühlen sie sich doch überrumpelt. Ebenso die Stadtverordneten. Die wurden im Bauausschuss zwar über die Vorhaben informiert, aber eigentlich erst, als das Planungsverfahren abgeschlossen war, bestätigen Jura Schöder (PDS), Christian Seidel (SPD) und Saskia Hüneke (Bündnis90/Grüne) auf dem Podium. Informationen über private Bauvorhaben – und dazu zählten die Lebensmittelanbieter – fielen unter den Datenschutz. Nur unmittelbare Nachbarn dürften beteiligt werden, erklärte die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz und erntete protestierende Zwischenrufe. Und es werde nicht besser, schob die Beigeordnete vorsorglich hinterher. Die in diesem Jahr festgeklopfte Novelle der brandenburgischen Bauordnung verlange verkürzte Genehmigungsfristen. „Das macht frühzeitige Beteiligung nahezu unmöglich“, so von Kuick-Frenz. Jetzt wollten die Zuhörer doch erfahren, was genau in der Berliner Straße passiert. Um „Luft zu schaffen“, erläuterte die Beigeordnete, habe man die morbiden Lkw-Werkstätten der Step neben der einstigen Kerzenfabrik abgerissen. Dabei sei kein Denkmal gefallen, betonte sie. Zur Straße hin werde jetzt ein flaches Verwaltungsgebäude entstehen, die Fabrik aus Backstein zum Bürohaus umgebaut. Dazwischen werde der Aldi-Zweckbau mit 700 Quadratmetern Verkaufsfläche versteckt, gerahmt von 42 Pkw-Stellplätzen. Eine Schneise erlaube den Blick von der Berliner Straße zum See, eine zehn Meter breite Zone bleibe für den geplanten öffentlich Uferweg. Um Lärm zu minimieren, habe man die Anlieferzeiten auf zwischen 7 und 20 Uhr begrenzt, der Lieferbereich werde eingehaust. Das Grundstück Berliner Straße 121 werde straßenseitig gesäumt von zwei eingeschossigen Torhäusern mit Ladenlokalen, nach hinten sei der Lidl-Markt mit ebenfalls 700 Quadratmetern Fläche verlegt, sagte Goetzmann. Davor befänden sich 21 Stellplätze. Der dadurch zunehmende Verkehr, wie Wortmeldungen verdeutlichten, machten besonders Sorge. „Künftig stehen wir auf der Berliner Straße nur noch im Stau“, wetterte eine Zwischenruferin. Die beiden Discounter hätten sich bewusst für einen Platz an einer Hauptstraße entschieden, erklärte der Fachbereichsleiter, um auch noch am Durchgangsverkehr zu verdienen. Dass hieße auch, versuchte Goetzmann zu beschwichtigen, dass das Verkehrsaufkommen nicht zunehme. „Die Pendler sind ja schließlich schon in den Verkehrszahlen drin.“
Nicola Klusemann
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