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Landeshauptstadt: „Allein für die Identifikation“

Chvartz: Ohne Synagoge ist Entwicklung des jüdischen Lebens in Gefahr

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Chvartz: Ohne Synagoge ist Entwicklung des jüdischen Lebens in Gefahr „Die jüdische Gemeinschaft kann nicht ohne Synagoge oder Kulturzentrum existieren“, erläuterte Mikhail Chvartz Donnerstagabend anlässlich einer öffentlichen Mitgliederversammlung des Potsdamer Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen. Der Vorsitzende der ortsansässigen jüdischen Gemeinde forderte die regierenden Parteien auf, sich nachdrücklich für die Realisierung eines Synagogenneubaus in der Landeshauptstadt einzusetzen. Chvartz wies darauf hin, dass es nicht zuletzt auch durch Gemeindeinterna, in den zurückliegenden zehn Jahren zu keiner Lösung des Problemes kam. Wenn innerhalb der kommenden zwei, drei Jahre nichts geschehe, so Chvartz, befürchte er eine Assimilation der jüdischen Mitbürger mit der deutschen Gesellschaft sowie eine mögliche Abwanderung einiger Gemeindeglieder. Folglich geriete dadurch das hiesige jüdische Leben in Gefahr, komme möglicherweise zum Erliegen. Obwohl seitens des Landes und der Stadt Entscheidungen gefällt wurden, sei die Umsetzung des Vorhabens derzeit nicht realisiert, kritisierte er. Außerdem würde im Gegensatz zu anderen Gemeinden, die hiesige nicht die während des Nationalsozialismus enteigneten Grundstücke zurückerhalten, Für die ortsansässige Gemeinde mit ihren knapp 400 Mitgliedern ist es wichtig, in absehbarer Zeit geeignete Räumlichkeiten zu erhalten, bekräftigte Olaf Glöckner vom Potsdamer Moses-Mendelsohn-Zentrum (MMZ), „schon allein für die Identifikation“. Gerade in Potsdam hätten die Gemeindeglieder besonders schwierige Bedingungen mit der Integration. Anders als beispielsweise in Berlin verfüge die Landeshauptstadt Jahrzehnte lang über keine funktionierende Gemeinde. Erst mit der Ansiedlung russischer Juden, konnte mit dem Aufleben des jüdischen Lebens vor Ort begonnen werden. Derzeit gibt es 104 jüdische Gemeinden bundesweit, wobei sich die größten in Berlin und Frankfurt am Main befinden. Die Gemeinden spielen für die Integration der Zuwanderer eine besondere Rolle, erklärte Glöckner, denn hier erhalten die Menschen erste soziale Kontakte. „Aber in Potsdam müssen sich die Ankömmlinge nicht nur neu in der Gesellschaft orientieren, sondern eine eigene Gemeindestruktur aufbauen.“ Eine weitere Schwierigkeit bei der Integration stelle die hohe Arbeitslosenquote mit durchschnittlich 40 Prozent unter den jüdischen Migranten dar. Viele der Frauen und Männer verfügen über ein hohes Bildungsniveau. Sie haben lange als Ärzte, Ingenieure oder auch Lehrer gearbeitet. Doch anders als bei den Spätaussiedlern, müssen sich die Ankömmlinge in Deutschland neu qualifizieren, so Olaf Glöckner. Aber auch mangelnde Sprachkenntnisse stellten nach wie vor eine Hürde für die Integration dar. Neben Israel und den USA nimmt die Bundesrepublik einen Großteil der russischen Juden auf. Pro Jahr bewege sich die Zahl, laut MMZ, zwischen 15 000 und 20 000. „Im Vergleich dazu kommen jährlich 100 000 osteuropäische Spätaussiedler nachDeutschland. Seit Anfang der 90er Jahre hat sich die Zahl von rund 30 000 Juden auf 100 000 erhöht. U. S.

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