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Etwas HELLA: Alles Bahnhof oder was?

Zum Potsdamer Bürgerhaushalt sind gute und sinnvolle Vorschläge gemacht worden und wenn ich auch nicht mit allen mitgehen kann – ich würde schon gern den Stadtkanal wiederhaben und dazu wenigstens ein paar städtische Planungsmittel ausgeben –, so bin ich doch stolz auf das Engagement meiner Mitbürger. Was mich allerdings wundert: Es gab keinen detailliertenVorschlag zum Umbau des Hauptbahnhofes.

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Zum Potsdamer Bürgerhaushalt sind gute und sinnvolle Vorschläge gemacht worden und wenn ich auch nicht mit allen mitgehen kann – ich würde schon gern den Stadtkanal wiederhaben und dazu wenigstens ein paar städtische Planungsmittel ausgeben –, so bin ich doch stolz auf das Engagement meiner Mitbürger. Was mich allerdings wundert: Es gab keinen detailliertenVorschlag zum Umbau des Hauptbahnhofes. Aber wahrscheinlich haben die Potsdamer Radler und Pendler rechtzeitig durch den Buschfunk erfahren, dass die Stadt zumindest ein Teilproblem nun selber in die Hand nimmt. Es ist ihr wohl schlagartig und über Nacht bewusst geworden, dass es so nicht weitergehen kann mit dem Fahrradchaos rund um den Bahnhof. Doch so ganz zufrieden bin ich mit der Ankündigung neuer Fahrrad-Stellplätze in der Tiefgarage des Hauptbahnhofes nicht. Deshalb möchte ich an die gute Nachricht von den sicheren Stellplätzen gleich noch ein paar detaillierte Wünsche anhängen. Es kann nämlich auch nicht so weitergehen, dass sich Radler auf der Südseite des Bahnhofs durch Busse, Taxis und Fußgänger hindurchquälen müssen und selbst wenn man das Radel schiebt, was ja eigentlich nicht die gewünschte Fortbewegungsart ist, die Gefahr besteht, als Verkehrsrowdy beschimpft zu werden. Es kann auch nicht sein, dass die Radler sich selber ein Bein – pardon ein Vorder- oder Hinterrad – stellen und nicht nur die Schilder zuparken, auf denen „Fahrrad anschließen verboten“ steht, sondern auch noch die wahrlich schmalen Radwege am Bahnhofseingang an der Langen Brücke. Hinzu kommt ja noch, dass Bahnhöfe immer mal wieder verwaisen, weil die S-Bahn kaputtgeht, die neuen Wagen nicht rechtzeitig geliefert werden können oder die Lokführer streiken (was sie natürlich dürfen, wenn sie weiterhin so schlecht bezahlt werden).

Bei all den Verkehrshindernissen, bei denen die Straßenbahn gerade ebenfalls mitmacht, kann die Forderung nur lauten: Macht den Hauptbahnhof zum fahrradfreundlichsten Deutschlands. Der radfahrerunfreundlichste ist er schließlich schon. Fahrradschnellverbindungen direkt neben den Gleisen als Streikalternative sind wahrscheinlich zu weit vorausgedacht. Doch wenn erst Großraumfahrstühle die Räder zu den Bahnsteigen hoch und runter karren, wenn schöne breite Radwege zu den ausreichend vorhandenen Stellplätzen führen und das alles begrünt und von Potsdamer Architekturstudenten kostenlos entworfen worden ist, dann gibt es bestimmt wieder einen ersten Platz im Städteranking und wir bekommen als die Besten, Liebsten und Schönsten Lorbeer ums umweltfreundliche Haupt gewunden. Bis dahin bleibt allerdings mein neues Fahrrad im Keller. Erst wenn ich das Geld für ein kompaktes diebstahlsicheres, alarmauslösendes Schloss zusammenhabe, darf es raus. Ich gehöre nämlich inzwischen zur großen Gemeinde der Beklauten. Mein geliebtes Fahrrad, das alles hatte, was ein Fahrrad unbedingt braucht, sogar schon unplattbare Winterreifen, aber leider kein unknackbares Schloss, ist fort. Denn in einem Bereich sind wir schon Spitzenklasse: Als Hauptstadt der Fahrrad- und Autodiebe.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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