zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Alles Etikette

Unternehmern Manieren beigebracht: Zwei Expertinnen verraten, was erlaubt ist auf dem Businessparkett

Stand:

Unternehmern Manieren beigebracht: Zwei Expertinnen verraten, was erlaubt ist auf dem Businessparkett Von Dirk Becker Seine Kunden lässt man nicht warten. Das ist eine Grundregel im Geschäftsleben, die wohl noch der unerfahrenste Jungunternehmer kennt. Die Zierde Pünktlichkeit ist gut für jedes Geschäft. Denn wer warten muss, der kann schnell garstig werden. Garstig wurde beim Unternehmerverband Brandenburg niemand. Auch wenn die Referentin Ingeborg Goldinger die 14 Anwesenden geschlagene 30 Minuten warten ließ. „Etikette im Geschäftsleben“ sollten an diesem Abend vermittelt werden. Doch wurde zuerst einmal die Geduld der Wartenden auf die Probe gestellt. Die nahmen''s mit Humor und Eva-Maria Meißner, Vorsitzende des Verbandes deutscher Unternehmerinnen e.V. in Brandenburg, sich ein Herz. Während ein beflissener Mitarbeiter vor der Tür unruhige Blicke die Straße hinauf und hinunter sandte und die verschollene Referentin herbeizuschauen versuchte, nahm Eva-Maria Meißner drinnen das Zepter selbst in die Hand. Die Frau hat Erfahrungen auf dem aalglatten Parkett der europäischen Geschäftswelt gesammelt. Was sich gehört und was nicht, das weiß sie genau. Zwar gebe es keine so strenge Kleiderordnung im Geschäftsleben mehr, eröffnete Eva-Maria Meißner ihren improvisierten Vortrag, aber die Benimmregeln seien schärfer geworden. Je später der Abend umso gedeckter die Farben. Frauen sollten in Sachen Dekolleté nicht allzu tief blicken lassen. Und bei Schmuck ist weniger bekanntlich mehr. Wie eine Einladungskarte auszusehen hat und welche Abkürzungen Standardformeln sind erfährt man. Dann wird Eva-Maria Meißners Stimme etwas schärfer. Jetzt redet sie davon, was sich nicht gehört. Ihr Lieblingswort dabei: „Todsünde“. „Weiße Socken“, eine kurze dramatische Pause, dann folgt gnadenlos „Todsünde“. „Das Jackett ausziehen. Todsünde ! Die Hosenträger zeigen. Todsünde !!“ Langsam wird es eng im Fegefeuer der Businesswelt. Und während Eva-Maria Meißner resolut ihren Geschäftsknigge abarbeitet, trifft endlich auch Ingeborg Goldinger ein. Die Chefin des Best Western Parkhotels Potsdam hatte eine falsche Zeit in ihrem Terminkalender zu stehen. Mit Wiener Charme entschuldigt sich die gebürtige Österreicherin und führt dann in die noble Welt des Restaurantbesuches ein. Vorsorge ist bei einem Geschäftsessen noch die beste Vorbereitung, erklärt Ingeborg Goldinger. Sich im Vorfeld über das Lokal zu informieren, bevor die Gäste kommen, den Tisch und die Speisekarte zu inspizieren, all das verringere das Risiko von Peinlichkeiten. Von allzu exotischen Speisen rät sie genauso ab wie von übermäßig ans Geld gehenden Weinen. Hier kann Großzügigkeit schnell als Aufschneiderei verstanden werden. Dann werden komplizierte Zeichnungen mit der korrekten Sitzordnung herumgereicht und ausführlich über das Entgegennehmen von Visitenkarten beim Stehempfang doziert. Mann mit seinen zahlreichen Taschen im Anzug hat es da erheblich leichter. Die Geschäftsfrau mit Schnittchen in der einen, Sektglas in der anderen Hand, dem Täschchen über der Schulter und keine Möglichkeit etwas abzustellen, ist da fast schon in einer ausweglosen Situation. Aber auch hierfür hat die erfahrene Hotelleiterin ein paar Tipps, die fast schon an akrobatische Leistungen grenzen. Schließlich ist alles erlaubt, so lange die Etikette stimmt.

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })