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Sport: Alles richtig gemacht

Björn Rupprecht verhilft heute mit Einsatz und Toren dem SV 63 Brandenburg-West zu Siegen

Stand:

Um ein Unentschieden im Handball in einen Sieg zu verwandeln, benötigt man nach dem Spielende die Deutungshoheit. In diesem Zusammenhang macht Björn Rupprecht so schnell niemand etwas vor. „Die Leistung heute war in Ordnung. Ich glaube an die Jungs. Die werden das noch packen und die Klasse halten“, wertete der 27-jährige am vergangenen Sonntag nach dem 31:31 des 1.VfL Potsdam im Zweitliga-Heimspiel gegen den HC Empor Rostock. Das war eine gewagte Sicht auf die aktuelle Situation des Aufsteigers, aber eine, die sich mit der Stimmung der Mehrheit des Publikums abgleichen ließ.

Björn Rupprecht und der VfL Potsdam. Für viele Handballinteressierte in der Landeshauptstadt gehört dies irgendwie noch immer zusammen. Der Rückraumspieler war, wie man so sagt, schon zum personellen Inventar des Vereins gehörig, ehe er erstmals in seiner Laufbahn einen Vereinswechsel wagte. Nach dem überraschenden Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord sah er sich und seine Situation realistisch: „Ich war kein Stammspieler und hätte auch dem erhöhten Zeitaufwand nicht gerecht werden können.“

Rupprecht nahm ein Angebot des Regionalliga-Aufsteigers SV 63 Brandenburg-West an und darf heute mit Recht behaupten, damit für sich einen Glücksgriff getan zu haben. Mehr noch, Björn Rupprechts Vereinswechsel ging auch einher mit dem Einzug einer neuen Ernsthaftigkeit, die man mit Respekt registriert. Im Studium an der Uni Potsdam ist er, wie man sagt „scheinlos“ und steht vor der Abgabe seiner Diplomarbeit. Vor einem Jahr hat er seine Freundin Marie geheiratet, beide wohnen in der Potsdamer Innenstadt. Kein Zweifel: Wenn jemand mit sich im Reinen ist, ist es Björn Rupprecht.

Binnen kurzer Zeit hat sich der 1,90 Meter große Potsdamer beim SV 63 Brandenburg-West umfassende Anerkennung erspielt. Ralf Krücken, früherer Außenangreifer von Stahl Brandenburg in der DDR-Oberliga und der Bundesliga und heute im Wirtschaftsbeirat des Regionalliga-Aufsteigers, schwärmt geradezu von Rupprechts unbedingter körperlichen Bereitschaft, alles für seinen Verein zu geben. Krücken, dessen jüngerer Bruder Günter noch im biblischen Handballeralter von 43 Jahren für die Brandenburger in der Regionalliga als Rechtsaußen am Ball ist, deutete an, dass der Verein jetzt erst einmal an der Grenze des sportlich und wirtschaftlich Machbaren angekommen ist. Björn Rupprecht hat mit insgesamt 96 geworfenen Toren in bislang 14 Spielen erheblichen Anteil daran, dass der SV 63 in der ehemaligen Arbeiterstadt die Tradition des Handballs wieder aufleben lässt.

Dreimal wöchentlich fährt Björn Rupprecht zum Training. Der Verein hat ihm ein Auto gestellt, mit dem er, der von VfL ausgeliehene Tobias Kurtz und noch ein weiterer für den SV 63 spielender Potsdamer an den betreffenden Abenden zwischen beiden Städten pendeln. Gestern drückte die Zeit schon etwas, denn Rupprecht hatte beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, wo er bis zum März kommenden Jahres ein Betriebspraktikum in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit absolviert, am späteren Nachmittag noch zu tun.

Am kommenden Sonnabend spielt der Tabellenvierte der Regionalliga-Nordost gegen den favorisierten Tabellenführer LHC Cottbus (18 Uhr, Sporthalle Max-Josef-Metzger-Straße). Björn Rupprecht, der sich seit längerer Zeit schon mit den Folgen eines Muskelfaserrisses durch die Saison bewegt, wird gegen die Lausitzer letztmalig in diesem Jahr auf die Zähne beißen. Er sieht sich in der Verantwortung, dem personell derzeit gebeutelten Verein zu einem ordentlichen Ergebnis zu verhelfen. Oft genug tat er dies im Herbst bereits. Der SV 63 hat derzeit 19:9 Punkte auf dem Konto und auch schon Brandenburgs Sportminister und VfL-Vereinschef für sich eingenommen. „Ich war schon einige Male drüben in Brandenburg und bin gern dort in der Halle. Die Sache hat Substanz und wird sich entwickeln“, sagt Holger Rupprecht, der zu erkennen gibt, dass er stolz ist und sich, wenn man so will, in seinem Sohn sogar ein bisschen wiedererkennt: „Der Björn ist kein Bankdrücker. Ich war früher auch keiner.“

Thomas Gantz

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