Sport: Alrounderin
Jennifer Zietz kann von Abwehr bis Angriff alles spielen – ob sie auch bei Olympia kickt, entscheidet sich erst
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Jennifer Zietz kann von Abwehr bis Angriff alles spielen – ob sie auch bei Olympia kickt, entscheidet sich erst Von Michael Meyer Am 29. Mai um 17.49 Uhr war es, als dem kleinen Wirbelwind im Berliner Olympiastadion sein wohl wichtigstes Tor dieser Saison gelang. Jennifer Zietz dribbelte sich kurz nach Wiederanpfiff des DFB-Pokalendspiels gegen den FFC Frankfurt aus halblinker Position in die Mitte, fasste sich ein Herz und schob das Leder in die gegnerische Maschen zum 2:0, mit dem der 1. FFC Turbine Potsdam endgültig auf die Siegerstraße einbog. Nach dem Abpfiff applaudierte selbst Nationaltrainerin Tina Theune- Meyer: „Das war eine tolle Aktion!“ Seit gestern wird Jennifer Zietz wieder von Theune-Meyer auf Herz und Nieren geprüft – allerdings in der Abwehr. In Bitburg muss sie zeigen, ob sie gut genug ist für Deutschlands 18-köpfige Olympia-Auswahl, die von der Nationaltrainerin bereits am 14. Juli nominiert wird, obwohl das Aufgebot erst am 1. August beim Weltverband FIFA vorliegen muss. „Ich will auch im Sinne der Spielerinnen frühzeitig für Klarheit sorgen“, begründete Theune-Meyer ihre Entscheidung. Möglich, dass sie sich für die Abiturientin aus Potsdam entscheidet, deren Vielseitigkeit in Griechenland beim Ausfall anderer Nationalspielerinnen von Vorteil sein könnte, denn: Von Angriff bis Abwehr ist Zietz überall einsetzbar, links wie rechts. Das hat sie in Turbines Bundesliga-Spielen immer wieder bewiesen, in der Nationalmannschaft aber noch nicht, denn bisher wartet sie noch auf ihr erstes A-Länderspiel. Möglich daher auch, dass die Nationaltrainerin sie nicht mit nach Patras und Athen nimmt, zumal Jennifer Zietz gestern nicht fit zum zweiten Olympia-Trainingslager fuhr. „Beim ersten Lehrgang hat es im hinteren rechten Oberschenkel gezwickt, was später als Muskelanriss diagnostiziert wurde“, erzählte die 20-Jährige, die auch sonst bei Lehrgang Nummer eins in Bitburg nicht zufrieden mit sich war. „Technik- und taktikmäßig lief es nicht gut bei mir, ich bin nach der Pause nach der Meisterschaft schwer wieder in Gange gekommen. Vor allem mit der Umstellung vom offensiven Mittelfeld zuletzt bei Turbine zur Vierer-Abwehrkette, in der ich jetzt rechts und ab und an auch links eingesetzt werde.“ Große Hoffnungen auf ein Olympia-Ticket macht sich Jennifer Zietz selbst daher nicht, „obwohl ich natürlich gern dabei wäre“. Es sei nicht schlimm, wenn es in diesem Jahr damit nicht klappen sollte. Aber: „Ich gebe nicht kampflos auf, sondern will bis zuletzt um meine Chance kämpfen“, kündigt die gebürtige Rostockerin, die seit 1999 die Töppen für den FFC Turbine schürt, an und verrät damit eine Tugend, die ihr Heimtrainer Bernd Schröder sehr an ihr schätzt: „Jenny hat sehr hohe Willensqualitäten, hier hat sie sich unwahrscheinlich entwickelt.“ Doch nicht nur deshalb zählt die 1,66 m große Kickerin schon längst zu den festen Größen beim diesjährigen Deutschen Meister und DFB-Pokalsieger. „Zu Jennys größten Stärken gehört ihre Schnelligkeit, und auch im Abschluss vorm gegnerischen Tor ist sie zuletzt viel effektiver geworden“, lobt Coach Schröder seine zwölffache Bundesliga-Torschützin dieser Saison, die Ende Juni mit Erfolg ihr Abitur an der Potsdamer Sportschule ablegte und seitdem den Kopf ganz für den Fußball frei hat. Allerdings meint Schröder auch: „Jenny fehlen noch feinschliffige technische Fähigkeiten. Aber die Summe der positiven Eigenschaften überwiegen bei ihr.“ Dass sie technisch nicht die Stärkste ist, weiß Zietz selbst: „Das ist nicht so meine Stärke.“ Trotzdem will die Allrounderin noch viel erreichen. Natürlich will sie sich in die Nationalmannschaft spielen, und in Theune-Meyers Notizblock steht sie zumindest als eine hoffnungsvolle Nationalspielerin für die Zukunft. Gelingt ihr nun nicht der Sprung ins Team für Athen, dann hat sie dank ihrer Jugend in vier Jahren die erneute Chance aufs Olympia-Ticket. Dann winken der Potsdamerin in diesem Jahr zumindest weitere Einsätze in der deutschen U21-Auswahl (bisher 7 Spiele) – ab 21. Juni beim Nordic-Cup auf Island gegen Norwegen, Finnland und die USA.
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