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Landeshauptstadt: Als es im Luftschiffhafen noch ein Freibad gab

Elf Fremdenführer luden zum 11. Fremdenführertag in Potsdam ein – 230 Gäste kamen

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Das war natürlich ein Hingucker, als Ihre Majestät Königin Sophie Dorothea, die Gattin des Soldatenkönigs, in der Robe des 18. Jahrhunderts am Stadtkanal zu einer Führung einlud: Elf Stadtführer standen gestern am Internationalen Tag des Gästeführers zur Verfügung, in Potsdam zum elften Mal. Weltweit wird der „International Tourist Guide Day“ aber schon seit 1989 begangen. Das schöne Sonntagswetter lockte wohl auch, denn insgesamt waren 230 Gäste gekommen. Den größten Andrang mit 35 Besuchern gab es in Alt Nowawes. Unter dem Thema „Brücken schlagen - Brücken bauen“ wurde diesmal vor allem Potsdam am Wasser vorgestellt und auf Wasserbauwerke zwischen Griebnitzsee und Glienicker Brücke verwiesen.

Aber auch das ideelle Brückenschlagen spielte eine wesentliche Rolle, zum Beispiel bei der Aufnahme der böhmischen Weber in Alt Nowawes oder beim Gang durch das Sportgelände am Luftschiffhafen. Dort lud eine quirlige kleine Frau zum Rundgang ein. „Ich war hier einmal Leistungssportlerin“, erzählte Johanna Badrow. Das sei Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre gewesen, mit 13 Jahren habe sie angefangen. Das hat offenbar jung gehalten, denn flotten Schrittes und mit markanter Stimme berichtete die 81-Jährige über Geschichte und Gegenwart des Luftschiffhafens. Der Weg vom Eingang zur einstigen öffentliche Badeanstalt soll teilweise wieder freigelegt werden, sagte sie. Dem sollen einige Gebäude wie das unrentable Heizhaus weichen. Doch das Wiedererstehen eines neuen Freibades sieht Johann Badrow nicht. Das alte habe weit in das jetzt anderweitig genutzte Gelände hineingeragt. Der Platz dafür sei verloren, findet sie.

Die meisten Gäste hörten die Freibad-Beschreibung mit Staunen. Evelyn Frenzel aber nickte zustimmend. Sie hat hier noch Schwimmen gelernt. Auch der ehemalige ASK-Sportler Dietrich Kirstein frischte bei der Fechthalle alte Erinnerungen auf. Beeindruckend dann der Blick in die neue Leichtathletikhalle, die Hausmeister Michael Lankau für die Gäste aufschloss. Er hatte am Fremdenführertag die Schlüsselgewalt übertragen bekommen und gestattete – bis auf die Kanuhalle, in der trainiert wurde – einen Blick ins Allerheiligste. „Das war zu DDR-Zeiten alles streng geheim“, erinnerte sich Kirstein.

79 Mitglieder hat der Verein Potsdam Guide e.V. derzeit und Johanna Badrow ist nicht einmal das Älteste. Sie wird noch von einer 85-Jährigen übertroffen. Die Jüngeren sind alle älter als 30 Jahre. Sie haben eine fundierte Ausbildung, legten freiwillig Prüfungen ab und reichern ihr Wissen immer wieder durch neue Schulungen an. Trotzdem bedauert Vereinsvorsitzende Regina Ebert, dass Fremdenführer in Deutschland kein Ausbildungsberuf ist. Jeder könne sich so nennen. Die Schlösserstiftung setzt allerdings nur lizenzierte Führer ein. Die Zusammenarbeit sei gut, so Ebert. Und da auch die Fremdenführer durch möglichst schöne restaurierte Schlösser führen möchten, gibt es vom Fremdenführertag ein Geschenk an die Stiftung für die Lüsterrestaurierung im Neuen Palais. Bei den kostenlosen Führungen gestern wurde um Spenden gebeten. 504 Euro konnten übergeben werden. Hella Dittfeld

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