18. Schlössernacht in Potsdam: Als Sardine unterm Dach
Auch die 18. Potsdamer Schlössernacht war wie in den Vorjahren nicht ausverkauft. Zudem trübte heftiger Regen das Vergnügen.
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Sanssouci - Vielleicht hätte man am Samstagabend zur Schlössernacht die Bach-Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ aufführen sollen. Es wäre passend gewesen. Nicht nur, weil Johann Sebastian Bach einmal am Hofe Friedrichs II. in Potsdam zu Gast war – sondern des unerbittlichen Regens wegen. In einer Arie der Kantate heißt es: „Nach dem Regen / blüht der Segen / alles Wetter geht vorbei.“ Und Regen war es schließlich, der die im Park wandelnden Besucher während der Schlössernacht auf eine harte Probe stellte. „Alles Wetter geht vorbei“ – das mag so mancher gehofft haben. Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht.
Ein wenig Geduld bei der Anreise
Dabei fing alles so gut an. Fast sogar unerwartet gut. Hatte sich Potsdam doch ein wenig davor gefürchtet, wie es sein würde, wenn vier sicherheitsrelevante Veranstaltungen an einem einzigen Tag stattfinden: DFB-Pokalspiel im Karli, dazu eine Demo rechter Populisten auf dem Luisenplatz, der Gegenprotest von „Potsdam bekennt Farbe“ und dann auch noch die Schlössernacht. Doch das große Chaos blieb aus. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schlössernacht anreisen wollte, musste sich allerdings zeitweilig ein wenig gedulden. Der Straßenbahn-Verkehr war unterbrochen. Räumpanzer der Polizei standen am Luisenplatz auf den Tram-Gleisen. Aber die Besucher nahmen die Lage wohl weitgehend gelassen. Auch mit den Taschenkontrollen an den Parkeingängen kamen die Gäste offenbar gut zurecht. „Absolut okay“ seien Anreise und Taschenkontrollen gewesen, meinte etwa eine Frau, die gemeinsam mit ihrem Mann – „alle Jahre wieder“, wie sie sagte – aus Hamburg zur Schlössernacht angereist war und gerade das Grüne Gitter passiert hatte. Auch ein Ehepaar aus Dresden zeigte sich unbeeindruckt von dem Geschehen am Luisenplatz: „Uns hat's überhaupt nicht gestört.“ Am Parkplatz an der Biosphäre hingegen, von wo aus Shuttle-Busse starteten, soll zunächst eine gewisse Verwirrung über den Zubringer-Service geherrscht haben, die sich aber legte, als die Busse eintrafen.
Doch um 18.35 Uhr war Schluss mit lustig. Der Regen setzte ein – und es begann der Run auf ein halbwegs trockenes Plätzchen. Die wandelnden Schirme im Park gaben, wenn man von den Terrassen Sanssoucis herunterschaute, zwar durchaus ein interessantes Bild ab – doch eines, auf das jeder an diesem Abend gern verzichtet hätte. Also drängte man sich wie die Sardinen unter den wenigen vorhandenen Dächern schnell eng aneinander. Auch wer seinen Nachbarn vorher noch nie gesehen hatte, konnte jetzt dessen Atem im Nacken spüren. Nach einer halben Stunde ließ der starke Regen nach und hörte dann eine Zeit lang auf, um jedoch im Verlauf des Abends im Dauerberieselungs-Modus zurückzukehren.
Feuerwerk wurde früher gezündet
Das reichliche Nass nervte aber nicht nur die Besucher, sondern setzte auch der Elektroanlage zu. So kam es stellenweise zu Beleuchtungsausfällen, wie die Organisatoren bestätigten. Man habe dies aber schnell wieder in den Griff bekommen. Jeder versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Die in barocke Kostüme gewandeten Tänzer des Ensembles „Historischer Tanz Berlin“ etwa verlegten ihre Darbietungen von Sanssoucis Ehrenhof ein paar Meter weiter direkt unter die Kolonnaden. Immer mal wieder hörte man die Klage unter den Besuchern, das für 0.30 Uhr angekündigte Feuerwerk sei ja noch soundso viele Stunden hin. Was man bis dahin bei dem Regen wohl mache? Die Veranstalter hatten ein Einsehen und zogen das Feuerwerk um eine Stunde vor.
Dennoch gab es einiges zu erleben auf der 18. Schlössernacht. Unterhalb der Orangerie konnten die Besucher zarten Gitarrenklängen verschiedener Epochen lauschen. Auf der Bühne am Neuen Palais trat die Geigerin Barbara Helfgott mit ihrem Ensemble Rondo Vienna auf. Das neue thematische Konzept mit sieben Themenbereichen, das die Veranstalter angekündigt hatten, war zwar auf dem Programm durchaus zu erkennen. Aber prägend war diese Idee dann doch eher nicht. Das Fazit der Besucher fiel durchwachsen aus. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte ein Mann am Schloss Charlottenhof. „Ich hätte wesentlich mehr Musik erwartet.“ Mit dieser Kritik blieb er nicht allein. Mehrfach war zu hören, es sei über den großen Park verteilt einfach zu wenig los. Als einen „teuren Spaziergang“ bezeichnete eine Besucherin den Abend. Andere wiederum meckerten allenfalls über den Regen: „Uns gefällt es sehr gut, aber das Wetter könnte besser sein“, sagte eine Frau aus Neuenhagen. Eine andere Besucherin meinte über das Großevent: „Super – wirklich richtig gut.“ Doch wie in den vergangenen Jahren blieben Eintrittskarten übrig. Die Verantwortlichen zählten 24 500 Besucher. 32 000 Menschen hätten in den Park gedurft.
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