Landeshauptstadt: Alte Kontroversen im virtuellen Raum
Die Befürworter der Garnisonkirche werben auf Facebook für den Wiederaufbau – Gegner sticheln schon
Stand:
Im erbittert geführten Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche versuchen nun die Befürworter den digitalen Gegenangriff. Unter „Potsdam MIT Garnisonkirche“ gibt es jetzt im sozialen Netzwerk Facebook das virtuelle Gegenstück zum Portal der Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“, die auch das laufende Bürgerbegehren gegen das sakrale Bauprojekt initiiert hat.
Vor allem bei Facebook ist in den vergangenen Monaten immer kontroverser über den Wiederaufbau diskutiert worden. In diversen Gruppen werden Entwicklungen rund um das Bauprojekt von Gegnern und Anhängern debattiert, einzelne Nachrichten kamen in den vergangenen Monaten auf mehr als 300 Kommentare – im Vergleich zu anderen Potsdamer Themen sind das auf Facebook weit überdurchschnittliche Werte.
Das neue Informationsportal wird von der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche betrieben und ist seit Montag online – es handelte sich um den 46. Jahrestag der auf Geheiß der DDR-Führung durchgeführten Sprengung der bereits zuvor im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Barockkirche. Bisher hat die Seite rund 50 virtuelle Freunde, „Potsdam ohne Garnisonkirche“ mehr als 700. Ausdrücklich heißt es auf „Potsdam MIT Garnisonkirche“, im Vordergrund aller Beiträge sollte ein respektvoller Umgang miteinander stehen. Man behalte sich auch vor, Kommentare oder Beiträge zu löschen. Mehrfach hatten zuletzt die Befürworter und auch die Kritiker des Wiederaufbaus jeweils Entgleisungen der Gegenseite beklagt.
In der Tat werden Debatten über die Kirche im Internet besonders pointiert geführt – auch auf der neuen Seite herrscht schon Streit. Ein Gegner dort: „Wollen wir hoffen, dass der Abriss des Rechenzentrums und der Umzug, der 60 Millionen aus Landesmitteln kosten soll, noch zu verhindern sind.“ Die Replik der Kirchen-Förderer: „Ihr zieht Euch nur den Hass der RZ-Mitarbeiter zu. :) “ Und wiederum der Gegner: „Komisch, dass der überwiegende Teil dieser MitarbeiterInnen das Bürgerbegehren unterschrieben hat.“
Die Debatte hat sich auch vor dem Hintergrund des Bürgerbegehrens verschärft, für das nun fast 14 000 Stimmen gesammelt sind und damit bereits 500 mehr als für einen Erfolg nötig sind. Die Gegner wollen aber weitersammeln, damit ungültige Stimmabgaben das Bürgerbegehren nicht scheitern lassen. Sollte es erfolgreich sein, steht womöglich zur Landtagswahl ein Bürgerentscheid an – also eine Abstimmung zur Garnisonkirche. HK
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: