Landeshauptstadt: Alter Dachstuhl neu
Lindenstraße 54: Sanierung bis 2009 abgeschlossen
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Innenstadt - Aus mehr als zweieinhalb Jahrhunderte alten Balken zusammengefügt ist der Dachstuhl des Hauses Lindenstraße 54. Zwischen 1734 und 1737, also noch vor dem Schloss Sanssouci, entstand dieses Meisterwerk barocker Zimmermannskunst auf dem Gebäude, das der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. für den Potsdamer Stadtkommandanten errichten ließ. Später war es unterschiedlichsten Nutzungen ausgesetzt, so 1809 für die erste Stadtverordnetenversammlung, dann als Gerichtsgebäude, Erbgesundheitsgericht der Nationalsozialisten und nach 1945 als Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Militärtribunals, dann der Staatssicherheit.
All diese Zeiten hat der Dachstuhl überstanden, wenn seine Balken in der DDR- Ära auch durch hochgiftige Brandschutzmittel so stark geschädigt wurden, dass eine „chemische Zerstörung“ einsetzte und das Kiefernholz in Flocken auf den Dachboden fiel. Nun aber ist der Dachstuhl saniert und wurde gestern durch den beauftragten Architekten Dieter Athing und Bernd Richter vom Kommunalen Immobilienservice der Stadt vorgestellt. Die uralten Balken wurden abgebeilt und abgehobelt, danach mit einem so genannten Ex-Schädlingsbekämpfungsmittel behandelt und versiegelt. Nun folgt die Dachstuhlreparatur für den Mitte des 19. Jahrhunderts an der Nordseite angebauten Seitenflügel und dann die Dacheindeckung aus originalgerechten Biberschwänzen. „Im August schließen wir diese Arbeiten ab“, sagte Bernd Richter.
Einschließlich der Städtebaufördermittel gibt die Stadt dafür 700 000 Euro aus. Damit unterstreicht sie nicht nur ihre Verantwortung für ein erstrangiges innerstädtisches Baudenkmal, sondern auch gegenüber dem Potsdam-Museum, das heute das Gebäude als Zweigstelle nutzt. Wie Museumsdirektor Hannes Wittenberg ankündigte, wird nach der bereits vollzogenen Fertigstellung der auf die Hofgebäude konzentrierten Expositionen zur KGB- und Stasizeit das eigentliche Kommandantenhaus nun für Ausstellungen zur Hausgeschichte, zur NS-Zeit und zur friedlichen Revolution 1989 hergerichtet. Dafür sind noch einmal 215 000 Euro vorgesehen.
Unter anderem soll der einstige Gerichtssaal originalgerecht wiederhergestellt werden. Vorgesehen sind außerdem der Ausbau eines Foyer mit Kassenzone. Wittenberg geht davon aus, dass all diese Aufgaben bis zum Jahr 2009 bewältigt werden. Dazu seien auf dem Gebiet der Forschung noch einige Vorleistungen zu erbringen. Dies betreffe besonders die kurze Zeitspanne, als das Gebäude vor dem Kriegsende 1945 für den berüchtigten Volksgerichtshof der Nationalsozialisten genutzt wurde. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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