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Alter Landtag wird zu Uni-Campus: „Großer Schritt für den Wissenschaftsstandort Potsdam“
Potsdam-Mäzen Hasso Plattner plant auf dem Brauhausberg den vierten Universitätscampus in Potsdam. Ein großer Gewinn für die Universität und die Stadtgesellschaft, sagt die Liberale Hochschulgruppe Potsdam (LHG).
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Der Potsdamer „Kreml“ wird zum Wissenschaftsstandort: SAP-Mitgründer Hasso Plattner will auf dem Potsdamer Brauhausberg und in dem leerstehenden alten Landtagsgebäude einen neuen Uni-Campus schaffen. Diese Nachricht sorgte am Sonntag für Aufsehen.
„Ein großer Schritt für den Wissenschaftsstandort Potsdam und auch die Entwicklung der Stadt“, schrieb Willo Göpel, Co-Fraktionsvorsitzender der Potsdamer CDU, bei Facebook. „Ein Universitätscampus ist das Beste, was einem denkmalgeschützten Areal, in dem einstmals das Kriegshandwerk gelehrt wurde und die SED-Bonzen herrschten, passieren kann.“

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SPD-Co-Fraktionsvorsitzender Nico Marquardt nannte die Ankündigung „ein Meilenstein für Potsdam als Wissenschafts- und Digitalstandort“. Die SPD-Fraktion wird sich laut einer Mitteilung dafür einsetzen, dass alle städtebaulichen Voraussetzungen zügig geschaffen werden. „Wir erwarten zeitnah die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens und setzen uns für eine beschleunigte Bearbeitung ein. Unser Ziel ist klar: eine schnelle, transparente und verlässliche Umsetzung, denn hier entsteht ein Stück Potsdamer Zukunft mit internationaler Strahlkraft“, teilte Marquardt mit.
„Wir setzen uns dafür ein, auch studentischen Wohnraum als Teil des Standortes zu berücksichtigen. Der entsprechende Bebauungsplan sollte den schon durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Nutzungsmix beibehalten”, so Denise Leonhardt, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD.

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Auch die Liberale Hochschulgruppe Potsdam (LHG) begrüßt die Pläne, die am Montag offiziell vorgestellt werden sollen. „Ja, wir wollen diesen Schritt – und ja, es wird Zeit, dass die Universität endlich ins Zentrum der Stadt rückt“, teilte die LHG mit.
„Seit Jahren erleben wir am Campus Griebnitzsee ein Auseinanderdriften von Infrastruktur, studentischem Alltag und öffentlicher Sichtbarkeit. Überfüllte Bibliotheken, unklimatisierte Lernräume, mangelnde Barrierefreiheit und infrastrukturelle Randlage – das alles ist Alltag vieler Studierender“, so die Hochschulgruppe. Dass nun mit Hasso Plattners Engagement ein urbaner, moderner Campus realisiert werden solle, sei aus Sicht der LHG ein großer Gewinn für die Universität und die Stadtgesellschaft gleichermaßen. Der Aufbruch dürfte aber nicht gegen die bisherigen Fakultäten ausgespielt werden.
Nach PNN-Informationen werden die Juristische und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam vom Griebnitzsee an den neuen Standort ziehen. „Wir sind überzeugt: Der Umzug der Universität in die Innenstadt ist nicht nur bauliche Umsiedlung, sondern ein hochschulpolitischer Paradigmenwechsel. Seit Jahren ist der Campus Griebnitzsee – insbesondere im juristischen Bereich – infrastrukturell am Limit“, schrieb die LHG.
Von einem Umzug verspricht sich die Hochschulgruppe deutlich bessere Bedingungen für die Studierenden – unter anderem sieht sie Potenzial für Studierendenwohnheime mit bezahlbaren Zimmerpreisen. Zudem sei die Lage, das Gelände liegt direkt am Hauptbahnhof, ideal für Studierende aus dem Umland und Berlin.
Vierter Potsdamer Uni-Standort
Das alte Landtagsgebäude wird im Volksmund wegen seiner Vergangenheit als Sitz der SED-Bezirksleitung auch „Kreml“ genannt. Nach seiner Errichtung 1902 wurden dort Offiziere für die kaiserliche Armee ausgebildet, nach dem Ersten Weltkrieg war es das Reichs- und Heeresarchiv. Bis 2013 tagte der brandenburgische Landtag auf dem Brauhausberg.
Im August 2023 zerstörte nach einer mutmaßlichen Brandstiftung ein Feuer den früheren Plenarsaal und den Dachstuhl der mittlerweile denkmalgeschützten Immobilie, die vom Potsdamer Projektentwickler Jan Kretzschmar gekauft wurde. Zuletzt waren auf dem Brauhausberg Eigentumswohnungen vorgesehen. Nun soll dort der vierte Potsdamer Uni-Standort neben dem Neuen Palais, Golm und Griebnitzsee entstehen.
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