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Landeshauptstadt: Ältere im Fokus der Arbeitsagentur

Weiterbildung soll „Generation 50plus“ für die letzten Berufsjahre fit halten

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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – gegen diese Auffassung kämpft Edelgard Woythe, Leiterin der Potsdamer Arbeitsagentur, seit Jahren an. Mit Fördermöglichkeiten, Weiterbildungsangeboten und Qualifizierungen speziell für ältere Arbeitnehmer versucht die Arbeitsagentur derzeit vor allem die „Generation 50plus“ für die letzten Berufsjahre fit zu halten oder aus der Arbeitslosigkeit wieder in Beschäftigung zu bringen. 25 Prozent der 6188 Arbeitslosen in Potsdam sind über 50 Jahre alt.

Einstellungshemmnis bleibt bei älteren Arbeitnehmern oft das hohe Lohnniveau, das über die Jahrzehnte erarbeitet wurde. „Natürlich sind Arbeitsplätze vorhanden, aber oft liegt die Bezahlung nur bei 60 Prozent des früheren Gehalts und liegt somit auf Arbeitslosengeldniveau“, beschreibt Woythe die Zwänge. Deshalb würden die Arbeitgeberberater der Agentur bei Firmenchefs mit dem Erwerbszuschuss-Modell werben, erklärt Woythe. Damit sollen zeitlich befristet mögliche Lücken zwischen dem früheren Lohn und dem neuen Gehalt verkleinert werden und die Zeit bis zur ersten, zweiten Gehaltserhöhung überbrückt werden, so die Potsdamer Agenturchefin.

Gleichzeitig entkräftet Edelgard Woythe das Vorurteil, ältere Arbeitnehmer seien oft nicht auf dem neuesten Stand in ihrem Bereich. „So lange das Grundlagenwissen im Beruf vorhanden ist, schaffen es die meisten Älteren durchaus, auch neue Technologien und Abläufe zu erlernen.“ Für die Qualifizierung und Weiterbildung bietet die Potsdamer Agentur in Absprache mit den einzelnen Arbeitgebern Modullehrgänge an. So habe man gemeinsam mit dem Möbelhaus Porta spezielle Ausbildungen für Küchenberater durchgeführt. Auch bei den Potsdamer Firmen Katjes, dem Callcenterbetreiber SNT und Erhard Automotive wurden gemeinsame Weiterbildungen für zukünftige Angestellte angeboten.

Auch innerbetriebliche Neuqualifizierungen seien über das Potsdamer Arbeitsamt förderfähig. Ziel sei es, Angestellte und Arbeiter dauerhaft im Unternehmen zu belassen. „Natürlich gibt es Berufe, bei denen es schwer vorstellbar ist, dass da bis zum 67. Lebensjahr gearbeitet wird“, gibt die Agenturchefin zu. Straßenbauer, Dachdecker, Beschäftigungen in der Landwirtschaft, zählt Woythe auf. „In solchen Berufszweigen macht es Sinn, zu schauen, ob sich im Betrieb altersgerechtere Arbeitsplätze finden.“

Grundsätzlich ist allerdings zu bemerken, dass der Jugendwahn der in den 1990er Jahren bei vielen Arbeitgebern herrschte, der Erkenntnis weicht, „dass eine gesunde Mischung bei Arbeitern und Angestellten auch dem Unternehmen am zuträglichsten ist“, sagt Edelgard Woythe. Nach einer Umfrage unter Personalchefs zeigt sich, dass die Vorzüge älterer Menschen wieder mehr beachtet werden. Erfahrungswissen, Disziplin und Qualitätsbewusstsein sind bei Älteren oft mehr ausgeprägt als bei jungen Angestellten und Arbeitern. Letztere glänzen hingegen oftmals mehr beim Lernvermögen und der körperlichen Fitness, sagen Personalchefs.

Schließlich sei es auch der Mangel an jungen Arbeitnehmern und der Fachkräftemangel, der Betriebe in Brandenburg immer stärker auf erfahrene und ältere Angestellte zurückgreifen lässt. „Der Fachkräftebedarf ist anders gar nicht zu decken“, weiß Edelgard Woythe.Kay Grimmer

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