Landeshauptstadt: Alternativer Jugendclub mit Motor
Mit neuem Kleinbus kann Streetworker-Team „Wildwuchs“ mobiler Jugend folgen
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Mit neuem Kleinbus kann Streetworker-Team „Wildwuchs“ mobiler Jugend folgen Von Kay Grimmer „Ein schönes Auto!“ Während seine drei Streetwork-Kollegen dem Kaffee zusprechen, erobert Carsten Schulz das neue Fahrzeug. Die Streetwork-Gruppe „Wildwuchs“ des Diakonischen Werks Potsdam erhielt gestern die Schlüssel für einen dringend benötigten Kleinbus, um weiterhin ihre Jugendsozialarbeit auf den städtischen Straßen ausüben zu können. „Der alte VW-Bus war über zehn Jahre alt und mittlerweile sehr reparaturanfällig“, sagte der Geschäftsführer des Diakonischen Werks, Marcel Kankarowitsch. Finanziert wurde das 22 000 Euro teure Fahrzeug durch die Stiftung Jugend und Kultur der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und die Deutsche Darlehnsgenossenschaft-Stiftung Kiel. Seit vier Jahren touren insgesamt sechs Wildwuchs-Streetworker durch Potsdam. Immer gewillt, Jugendliche, die nicht in Jugendclubs gehen, bei Problemen, aber auch bei Fragen der Freizeitgestaltung zur Seite zu stehen. „Wir sind quasi ein alternativer Jugendclub“, erklärte Wildwuchs-Chef Gunnar Schulz. Jugendamtsleiter Norbert Schweers, der bei der Übergabe anwesend war, erläuterte, dass das städtische Konzept der Jugendarbeit neben der Schulsozialarbeit stark auf Streetwork fußt. Derzeit überprüfe man die bestehenden Angebote, wird sie wahrscheinlich neu ausrichten. Denn: Während in den kommenden Jahren in Potsdam die Zahl der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahre um rund 2000 zurückgeht, steigt die Gruppe der 6- bis 12-Jährigen um rund 2500. Gerade in diesem Bereich sind die so genannten „Lücke-Kinder“ zu finden, die aus der Hortbetreuung entlassen werden, aber noch nicht in einen Jugendclub gehen. „Auf die müssen wir ein Auge haben“, so Schweers, mittels eines umfassenden Angebots aus Jugendclubs, Schulsozialarbeit und eben Streetworkern. Mit dem neuen Bus, und einer ins Auge fallenden Werbung für das Streetworker-Projekt Wildwuchs werde auch die Wiedererkennbarkeit der Sozialarbeiter auf der Straße erhöht. Man wolle ja auch erkennbar sein als Partner für die Jugend auf den Straßen. „Die sollen nicht glauben, wir wären Zivilfahnder“, lachte Schulz. Schließlich bekommen die Fahrten und Ausflüge, die teils durch die Sozialarbeiter geplant werden, teils von den Jugendlichen selbst organisiert werden, mehr Komfort – ob es eine Tour zum Spiel der Berliner Basketballer Alba sei, die regelmäßige Fahrt in die Kletterhalle oder eine Wochenendreise zur Ostsee. „Außerdem fahren wir nach Veranstaltungen auch Migranten nach Hause, die Angst haben, nachts durch Potsdam zu laufen“, sagte Gunnar Schulz. Und gerade im Winter sei der Bus die letzte warme Rückzugsmöglichkeit. „Die Jugendlichen sagen nach einem halbstündigen Gespräch: ,Tschüß, ich gehe jetzt nach Hause!“ Da können wir uns wenigstens im Bus wieder etwas aufwärmen“, freute sich Schulz. Und die Streetworker haben die Chance, einer sehr mobilen Jugend zu folgen. „Es gibt immer Schwerpunkte, aber die wechseln auch ständig – sozusagen Wanderbaustellen“, beschrieb Streetworker Carsten Schulz die derzeitige Situation. Neben „alten“ Problemen wie dem Konflikt zwischen Alt und Jung, sorgt auch eine immer niedrige Hemmschwelle bei den Kids für neue Probleme.
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